Hilden Naturdetektive ermitteln in ganz NRW

Hilden · Chemielehrer Walther Enßlin und seine Studenten versuchen mit ihren eigenen Methoden, Umweltsünder aufzuspüren

 Walther Enßlin zeigt "Naturdetektiv" Alexander Rudloff einen Versuchsaufbau.

Walther Enßlin zeigt "Naturdetektiv" Alexander Rudloff einen Versuchsaufbau.

Foto: Olaf Staschik

Vor rund 30 Jahren gründete Dr. Walther Enßlin seine Chemie-Arbeitsgemeinschaft am Helmholtz Gymnasium. Dort fördert er noch immer das naturwissenschaftliche Interesse der Schüler. Große Erfolge bei "Jugend forscht" in den letzten Jahren sind der Lohn harter Arbeit. Denn für ihr Engagement opfern die AG-Teilnehmer und ihr Chef viel Zeit. Und nicht nur dafür: Als Naturdetektive ermitteln sie inzwischen in ganz Nordrhein Westfalen - immer auf der Spur von Umweltsündern, die Wasser und Luft verpesten. "Wir hatten immer schon Umweltprobleme als Thema", sagt Enßlin. Bereits 1990 konnte er mit einem Kollegen von der Universität Wuppertal die Hintergründe einer stinkenden Kanalisation in Hilden aufdecken. "Damals haben wir eine Sonde auf ein Fahrrad montiert und bei Nacht und Nebel den Fall untersucht", erzählt Enßlin.

Aber schon bald ging das Interesse an der Umwelt weit über die Hildener Stadtgrenzen hinaus.

Schadstoffe, die in hohen Konzentrationen dem Menschen schaden und so gar nicht auftauchen dürften, findet Enßlin mittlerweile auf einer Deponie bei Kamp Lintfort, einer Müllkippe bei Wesel und - ganz aktuell - im Umkreis einer Metallgießerei im Kreis Minden-Lübbecke, genauer im 220 Kilometer weit entfernten Rahden. Dort, so Enßlin, seien erhöhte Zinkwerte aus den Schornsteinen der Gießerei gemessen worden. "Das vergiftet die Gärten der Anwohner." Ist Walther Enßlin einem weiteren Verbrechen an der Natur auf der Spur? Das ZDF hatte in der Sendung "Planet E" über Enßlins Messungen berichtet. "Meine eigenen Messungen zeigen diese stark erhöhten Schadstoffwerte sehr deutlich", die nach weiterer Aussage Enßlins nur aus der dortigen Gießerei stammen können. "Aber für die Behörden sind sie nicht offiziell."

Dabei sei seine Regenwassersammelapparatur ausgereifter als das von Behördenseite angewendete Gerät. "Ich kann acht verschiedene Himmelsrichtungen unterscheiden, aus denen der Regen und die mitgetragenen Schadstoffe stammen." Und Enßlin ist sich sicher: "Das Regenwasser in Rahden ist so giftig, dass es weder als Trinkwasser noch zur Bewässerung des Bodens verwendet werden darf."

Unterstützung bekommt Enßlin von ehemaligen Schülern der Schule, die sich imme rnoch für die Chemie-AG stark machen, mittlerweile aber selbst Studenten sind, in naturwissenschaftlichen Fächern natürlich. Arne Hüneke zum Beispiel. Er ist mittlerweile 22, Chemiestudent, und klettert im aktuellen Fall auch mal auf Dächer, um dort eine Messapparatur anzubringen. Es darf gespannt auf den Ausgang dieser Geschichte gewartet werden. Der ehemalige Lehrer will nicht aufgeben und weiter Druck machen, damit eine erneute, offiziell anerkannte Messung seine Befürchtungen aufzeigt und Veränderung eintritt. Nach einem Bericht der in Bielefeld erscheinenden Zeitung Neue Westfälische hat das ZDF bestätigt, ein renommiertes Labor mit den Auswertungen der Proben beauftragt zu haben. Die Gießerei weist die Anschuldigungen zurück.

(RP)
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