Hilden Pfarre gibt Kirche in Hildens Westen auf

Hilden · St. Johannes Evangelist wurde 1965 erbaut. Die Gemeinde spricht mit der Stadt über eine neue Nutzung von Gebäude und Grundstück.

 Blick auf St. Johannes Evangelist (l.) von oben. Unten ist die Düsseldorfer Straße zu erkennen, rechts die Walter-Wiederhold-Schule.

Blick auf St. Johannes Evangelist (l.) von oben. Unten ist die Düsseldorfer Straße zu erkennen, rechts die Walter-Wiederhold-Schule.

Foto: Google Earth

Ab 1. September finden nur nur noch die Schulgottesdienste der Walter-Wiederhold-Gemeinschaftsschule in der Kirche St. Johannes Evangelist statt. Nach "intensivem Abwägen" und "mit großem Bedauern" haben die Gremien der Kirchengemeinde St. Jacobus entschieden, das Gotteshaus nicht weiter zu nutzen, erläutert Pfarrer Monsignore Ulrich Hennes. Das Gebäude soll in Abstimmung mit dem Bistum Köln entweiht (profanisiert)werden. Die Pfarre überlege gemeinsam mit der Stadt Hilden, wie das Kirchengebäude und das Grundstück künftig genutzt werden können. "Wir wollen eine einvernehmliche Lösung", erläutert Hennes: "Das haben wir bei allen großen Projekten so gehalten. Die Stadt hat der Gemeinde das Grundstück damals geschenkt. Deshalb wollen wir auch die Anliegen der Stadt mit einbeziehen."

Für die Aufgabe von St. Johannes Evangelist gebe es mehrere Gründe. Seit dem Sommer hat die Pfarre nur noch zwei Priester im aktiven Dienst, die vier Kirchen versorgen müssen. Deshalb hat der Pfarrgemeinderat beschlossen, die Zahl der Gottesdienste zu verringern. Ab September wird es keine Gottesdienste mehr in St. Johannes Evangelist geben. Die Besucher der Sonntagsmesse dort kommen nicht nur aus dem Hildener Westen, sondern aus dem gesamten Stadtgebiet, erläutert Hennes. Sie werden eine Alternative zur selben Uhrzeit in einer anderen Kirche finden, müssen dafür allerdings einen längeren Weg in Kauf nehmen. Für die Schließung der Kirche gebe es aber auch finanzielle Gründe. Das Dach, die Ostwand, der Fußboden, der Kirchturm, Sakristei, Sanitäranlagen, Heizung, Beleuchtung und Elektrik müssen saniert werden. Das würde nach ersten Schätzungen 1 bis 1,5 Millionen Euro kosten, so Hennes. Der Betrieb der Kirche koste jährlich rund 26 000 Euro, bei Einnahmen (Kollekte) von knapp 11 000 Euro über fünf Jahre. Deshalb hätten der Kirchenvorstand und der Pfarrgemeinderat schweren Herzens im Einvernehmen mit dem Erzbistum beschlossen, das Gotteshaus nach 50 Jahren zu schließen.

 1965 wurde St. Johannes Evangelist erbaut. Das Pfarrheim und das Pfarrhaus hat die Gemeinde vermietet.

1965 wurde St. Johannes Evangelist erbaut. Das Pfarrheim und das Pfarrhaus hat die Gemeinde vermietet.

Foto: Olaf Staschik

Für den Bürgerverein Hilden West ist das keine gute Nachricht. "Wir befürchten, dass irgendwann auch Walter-Wiederhold-Schule aufgegeben wird und dass unserer Stadtteil dann völlig ausblutet", sagt Zweite Vorsitzende Birgit Behner. Die einzige Grundschule im Hildener Westen an der Düsseldorfer Straße 148 bildet seit vier Jahren einen Verbund mit der Grundschule Schulstraße. "Wenn die Kirche das Gelände abgibt und dort Wohnungen für Familien gebaut werden, könnte das dem Stadtteil helfen", meint Behner. Im Hildener Westen gibt es mit 3M und Akzo Nobel zwei so genannte Störfallbetriebe. Neue Wohnbauten müssen einen Sicherheitsabstand einhalten. Die Produktionsgebäude von 3M halten einen ausreichenden Sicherheitsabstand zum Kirchengrundstück an der Düsseldorfer Straße ein. Auf eine Bebauung des städtischen Innengrundstück neben der Schule hat die Politik verzichtet, um die Entwicklung von Akzo Nobel nicht zu gefährden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort