Wirtschaftsserie Sie entscheidet, wo ihre Firma investiert

Hilden · Ob Neubau oder Anlagenmodernisierung - Maren Jesse und ihre Mitarbeiter prüfen rund 250 Anträge im Jahr.

Wirtschaftsserie: Sie entscheidet, wo ihre Firma investiert
Foto: Tinter, Anja

3M-Mitarbeiter, die sich neue Laborgeräte, Maschinenbauteile oder auch nur verbesserte Toiletten wünschen, kommen an ihr nicht vorbei: Maren Jesse ist "Engineering Manager Hilden, Neuss, Jüchen" und damit für alle Investitionen an diesen Standorten verantwortlich. Sie und ihre Mitarbeiter entscheiden, ob eine Neuanschaffung oder Modernisierung sinnvoll und nachhaltig ist.

Die Verantwortung ist groß: Die geplanten Investitionen reichen von 5000 Euro bis hin zu 25 Millionen Euro - so viel kostete die Erweiterung des Logistik-Zentrums von 3M in Jüchen, das im Mai 2012 in Anwesenheit von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft eingeweiht wurde. Auch an diesem Projekt wirkte Maren Jesse mit.

Maren Jesse ist Ingenieurin. Die heute 41-Jährige studierte Verfahrenstechnik in Hamburg. Im Jahre 2000 stieß sie zur Firma 3M, die in ihrer beruflichen Laufbahn ihr zweiter Arbeitgeber war. Eigentlich wollte sie "gerne etwas machen, womit ich die Umwelt verbessern kann", erinnert sie sich. Dass sie sich von ihren ursprünglichen Berufswünschen verabschiedet hat, bereut sie nicht. "Im Nachhinein bin ich sogar sehr froh", sagt sie. Denn der intensive Umgang mit Menschen, den ihre Tätigkeit mit sich bringt, "macht extrem Spaß und liegt mir".

Dabei musste sie sich als Frau im Ingenieursberuf, der auch heute noch immer von Männern dominiert wird, erst einen Namen machen. "Vor einigen Konferenzen wurde ich gefragt, ob ich die Dame der Personalabteilung bin", erzählt sie schmunzelnd. Doch schnell konnte sie ihrem Gegenüber vermitteln, dass auch Frauen über umfangreiche technische Kompetenzen verfügen. "Ich muss mit dieser Rolle einfach umgehen", sagt die 41-Jährige, die ihre Weiblichkeit auch im Beruf nie ablegen wollte. "Verbiegen und Verstellen bringt nichts", sagt die Mutter eines sechsjährigen Sohnes.

Ihre Arbeitstage sind angefüllt mit vielen Gesprächen. Dabei muss sie sich mit Arbeitern an der Maschine genauso auseinandersetzen wie mit Geschäftsleitern. Es ist diese große Bandbreite an Kontakten, die ihr in dem Beruf am meisten Spaß macht. Doch wie reagieren ihre Gesprächspartner, wenn sie Wünsche nach Anschaffungen ablehnen muss? "Wir lehnen nur sehr wenig ab", antwortet Jesse. Rund zehn Prozent aller gewünschten Projekte müssten verschoben werden. "Da gilt es, Prioritäten zu setzen."

Ein wichtiges Kriterium, das Maren Jesse dabei abprüft, ist die Nachhaltigkeit. Sorgt die neue Investition für eine verbesserte Produktqualität? Erbringt sie Einsparungen? Lässt sich damit betriebliches Wachstum generieren? Wenn diese Fragen mit ,ja' beantwortet werden können, haben sie große Chancen, genehmigt zu werden.

Dabei ist Maren Jesse klar, dass sie nicht zu jedem Projekt das erforderliche Fachwissen mitbringen kann, schließlich drehen sich die Wünsche mal um den Maschinenbau, dann um die Elektrotechnik oder den Neu- oder Anbau von Gebäuden - und eben auch um Sanitäranlagen. Daher hat sie Mitarbeiter, in aller Regel ebenfalls Ingenieure, die sich in die Problemstellung einarbeiten.

Die Arbeitstage von Maren Jesse gehen in der Regel von 8.30 bis 18.30 Uhr. Weitere Reisen muss sie nicht unternehmen, Telefonkonferenzen reichen aus. Dabei ist sie Ansprechpartnerin für 1400 Mitarbeiter an drei Standorten. Rund 250 Anträge bearbeiten Maren Jesse und ihre Kollegen im Jahr. "Unser Ziel ist es, innerhalb einer Woche entscheiden zu können, wie wir mit dem Projekt vorgehen", sagt sie. Würde sie auch ihrem sechsjährigen Sohn den eigenen Beruf empfehlen? "Ja, das würde ich tun", antwortet die 41-Jährige ohne zu zögern - vorausgesetzt, er hat das technische Verständnis geerbt, das seiner Mutter zu einer Karriere bei 3M verhalf.

(RP)
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