Hückelhoven Damit Kinder keine Sucht entwickeln

Hückelhoven · Die Beratungsstelle für Suchtfragen beteiligt sich an der Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien. Heute startet eine weitere Sprechstunde.

Die Beratungsstelle für Suchtfragen in Hückelhoven möchte Kinder aus suchtbelasteten Familien mehr in den Blick der Öffentlichkeit bringen und beteiligt sich deshalb an der bundesweiten Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien vom 9. bis 15. Februar.

So bietet die Beratungsstelle ab dem heutigen Mittwoch eine neue zusätzliche Sprechstunde an: Eltern, Kinder und Jugendliche erhalten telefonisch oder nach Anmeldung auch im persönlichen Gespräch Informationen zu dem kostenlosen Gruppenangebot "Trampolin" für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien. "Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass eine neue Gruppe am 17. März startet, in der noch einige Plätze frei sind", betont Marlies Trapp, Leiterin der Beratungsstelle für Suchtfragen in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Region Heinsberg in Kooperation mit dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises Jülich.

Das Gruppenangebot "Trampolin" findet wöchentlich jeweils 90 Minuten an neun Terminen statt. Für einen kostenlosen Hol- und Bringdienst zu den Treffen ist gesorgt. Vermittelt werden sollen Informationen zu Alkohol und Drogen sowie zur Sucht als Krankheit. Weitere Inhalte sind die Stärkung des Selbstbewusstseins, das Erkennen von Stärken und Ressourcen sowie der Erwerb von Verhaltens- und Problemlösestrategien. Für die Eltern werden darüber hinaus zwei begleitende Elternabende zu Beginn und am Ende angeboten.

"Trampolin ist ein Angebot, das sehr gut angenommen wird", erzählt Mitarbeiterin Iris Wittrin, die gemeinsam mit Dragan Samardzic, Mitarbeiter der Caritas-Jugendhilfe, die Gruppe leitet. Alle Kinder der ersten Gruppe seien hochmotiviert gewesen, hätten gut mitgemacht und bis zum Ende durchgehalten. "Uns geht es vor allem darum, ihnen deutlich zu machen, dass Sucht eine Krankheit und die Sucht der Eltern nicht ihre Schuld ist und dass sie keine Verantwortung am Suchtgeschehen ihrer Eltern tragen", so Wittrin.

Das Gruppenangebot "Trampolin" sei präventiv zu sehen. Denn in Deutschland sei jedes sechste Kind (insgesamt 2,6 Millionen Kinder) von der Suchtkrankheit in der Familie betroffen. Sehr früh übernehmen diese Kinder Verantwortung für die Eltern, kümmern sich um deren Bedürfnisse, bis sie selber verlernen, Kind zu sein. Hinzu kommt, dass Kinder von Suchtkranken sich für ihre Eltern schämen. Zugleich versuchen sie alles, um sie zu schützen, damit niemand erfährt, dass ein Elternteil ein Suchtproblem hat. Die Folge: Etwa ein Drittel von ihnen entwickelt in der Jugend oder im Erwachsenenalter eine eigene Sucht. Ein weiteres Drittel zeigt psychische oder soziale Störungen.

Jedoch haben diese Kinder eine gute Chance, sich relativ gesund zu entwickeln, wenn es in ihrer Umgebung erwachsene Vertrauenspersonen gibt, die ihnen zuhören, sich ihnen zuwenden und vermitteln, dass Sucht eine Krankheit ist, an der sie keine Schuld tragen. Genau das leistet "Trampolin". "Bisher gab es keine Angebote für Kinder. Das Gruppenangebot muss sich im Suchthilfesystem etablieren und zu einem festen Angebot werden", betont Iris Wittrin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort