Analyse Janice Orth: Arbeiten mit "reduzierter Palette"

Hückelhoven · Kunsttour Kreis Heinsberg Am Sonntag luden viele Künstler in ihre offenen Ateliers ein. Auch einige noch länger dauernde Ausstellungen wurden zur Kunsttour eröffnet. Zu Gast beim Kunstverein Canthe und den Galerien Noack und Pro Arte.

 "Stille Botschaften" nennt die Erkelenzer Künstlerin Janice Orth ihre bei Canthe ausgestellten Arbeiten in changierenden Grautönen, die den Betrachter oft Wasser und Wellen assoziieren lassen.

"Stille Botschaften" nennt die Erkelenzer Künstlerin Janice Orth ihre bei Canthe ausgestellten Arbeiten in changierenden Grautönen, die den Betrachter oft Wasser und Wellen assoziieren lassen.

Foto: Jürgen Laaser

"Ich arbeite mit reduzierter Palette!" Janice Orths Selbstauskunft zum eher sparsamen Gebrauch der Farbe in den 26 Bildern, die sie seit Freitag im Alten Rathaus in Ratheim ausstellt, die unter dem Thema "Silent Message", Stille Botschaft, stehen. "Es sind eher leise als laute Bilder", charakterisierte die Aachener Kunsthistorikerin Alexandra Simon-Tönges sowohl Farbgebung wie auch die Motivwahl, die sich um Landschaft und Raum dreht, die keine Landschaft abbildet, sondern Raumgefühl und Tiefe vermitteln will - was der Erkelenzerin als Mitglied des Hückelhovener Kunstvereins Canthe auf faszinierende Weise gelingt.

Knapp 50 Kunstinteressierte konnte Canthe-Vorsitzender Helmut Neußer an diesem Freitag begrüßen, "an dem überall Eröffnungen im Rahmen der Kunsttour stattfinden". Er dankte der in London geborenen Künstlerin für manchen guten Rat in fachlicher Hinsicht für die Arbeit für Canthe.

Bürgermeister Bernd Jansen bedankte sich für die Einladung zur Vernissage, der er als "Hausherr" des Alten Rathauses gern gefolgt sei, auch um die Arbeit von Canthe zu würdigen, die viel für die Stadt Hückelhoven getan habe, weit über deren Grenzen hinaus, so etwa mit den Großaktionen "Kunst am/im Fluss" an der Rur und "Ab-Raum-Art" auf der Millicher Halde.

Den "Stillen Botschaften" doch eine Stimme zu geben, sei ihre Aufgabe, leitete Alexandra Simon-Tönges ihre Werkeinführung ein. Die Botschaften rührten nicht aus spezifischen Landschaften, die Janice Orth inspirierten oder als Vorlage dienten. Es gehe ihr vielmehr darum, mit malerischen Mitteln ein Raumgefühl auf der Fläche zu erzeugen. Fasziniert sei sie vom Wechselspiel von Licht und Schatten wie auch von der Linie als zeichnerischem und malerischem Mittel.

Und das vorwiegend in changierenden Grautönen, eher selten mit andersfarbigen Akzenten versehen. Janice Orth bietet unterschiedlichste Techniken wie Acrylmalerei, Druckgrafiken als Radierungen mit Aquatinta, Fotografien und Combine Paintings, übermalte Fotografien. Vor allem die Gemälde bieten Landschafts-Räume, die losgelöst sind von Fixpunkten, eine scheinbare Strand- und Seelandschaft lässt sich nicht abgrenzen vom Himmel, es ist einfach Raum auf der Fläche im Maß von einem Meter mal einem Meter. Ein gleichgroßes Acrylwerk lässt offen, ob es Wellenberge oder ein steinernes Gebirge zeigt - und bietet damit den Betrachtern die Gelegenheit, Raum für sich zu identifizieren, oder auch nicht. Manchmal bieten waagerechte Linien eine gewisse Ein-Ordnung. Die Werke forderten vor allem "das assoziative Vermögen des Betrachters" heraus, analysierte Alexandra Simon-Tönges - des Betrachters, der die Bilder aus seiner visuellen Wahrnehmungserfahrung heraus "fertig schaut". Nur das Sehen vermittele die "stille Botschaft".

(isp)
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