Hückelhoven Kleingladbach und seine Geschichte neu entdeckt

Hückelhoven · Arbeitskreis Hückelhoven des Heimatvereins lud zur ortshistorischen Führung und 90 Interessierte kamen.

Das hatte streckenweise Prozessions-Charakter: Rund 90 lokal interessierte Menschen bildeten eine lange Reihe bei der jüngsten Führung des Arbeitskreises Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande (Heimat-AK) durch Kleingladbach. Rita Zurmahr-Tabellion und Hückelhovens "Nachtwächterin" Gerda Boisten vom Heimat-AK machten die Wanderung am Rand und auf der Rurterrasse am frühen Abend zu einer informativen Tour, wobei sich manche der Interessenten auch aus den Nachbarstädten streckenweise in lauschigen Eifeltälern wähnten: vor allem im Tal des von Golkrath her kommenden Mühlenbachs und in der Tieflage Am Gladbach unterhalb der Stephanus-Kirche mit ihrer Wasser-Wiesen-Landschaft.

Rita Zurmahr-Tabellion begrüßte am Pfarrheim in der Palandstraße als Ausgangspunkt die Generationen umfassende Interessentenschar, unter ihnen auch Heimat-AK-Leiter Willi Spichartz, mehr als 20 Kinder in ganzen Familiengruppen dabei. Sie stellte das Pfarr- und Jugendheim als wichtigen Bezugsort für das Dorf heraus, das bereits seit Jahren über keine Gastronomie mehr verfügt.

Gerda Boisten erinnerte an den Erzählabend "Geschichten aus der Geschichte von Kleingladbach" im Februar 2016. Kleingladbach war bis 1935 eine eigenständige Gemeinde, die in dem Jahr mit Hückelhoven, Ratheim und Hilfarth zur Gemeinde Hückelhoven zusammengeschlossen worden ist. Die dörfliche Wirtschaft in der Vorgeschichte war geprägt von Ackerwirtschaft, Flachsanbau, zahlreichen Brauern, Korb- und Holzschuhmachern. Bis 1793 gehörte Kleingladbach zum Amtsbezirk Wassenberg im Herzogtum Jülich, Werner von Palant war der Amtmann, dem heute noch die Kleingladbacher Hauptdurchgangsstraße gewidmet ist. Nach einer Sage, so Boisten, soll eine Tochter des Amtmanns im Gladbach ertrunken sein.

Rita Zurmahr-Tabellion stellte auf dem Rundweg markante Gebäude des Ortes vor, zu denen auch Teilnehmer des Rundgangs Beiträge leisteten, vor allem die alte Schule brachte eine Reihe lustiger Begebenheiten zu Tage. Unter blauem Himmel und einigen weißen Wölkchen mit Land- und Grillduft durchmaß die ortsinteressierte Großschar Kleingladbach, streifte die Bronzestele vor der Stephanus-Kirche, auf der der Künstler Peter Hodiamont eine Reihe ortstypischer Elemente verewigt hat. Die Kirche selbst erläuterte Boisten in Grundzügen. Auch auf Sagen und Legenden verstand sich die Nachtwächterin mit der Geschichte der geheimnisvollen Stadt Haestern, die nördlich von Kleingladbach gelegen haben soll und von Gripekovener Raubrittern zerstört worden ist. Noch heute heißt ein Areal dort "Gut Haestern", es werden von Bauern immer noch Ziegelsteinreste gefunden.

Stationen des Kleingladbacher Frühabends waren die neue Schule, die Mehrzweckhalle sowie das alte und das im Entstehen begriffene neue Haus der Freiwilligen Feuerwehr. Geöffnet waren die Tore des früheren Gasthauses "Mühlenhof", das am Natur-Grünzug "Nünes" mit seinem alten Misch-Baumbestand und dem Millicher Bach.

Mit einem besonderen Aspekt begleiteten Willi Spichartz und Werner Franz vom Heimat-AK die Tour, es wurde mit Hilfe der Ortskundigen die Stelle ausfindig gemacht, an der das Wohnhaus des Schweizer Architekten Emil Emanuel Strasser stand, der in den 1920er Jahren die Hückelhovener und Schaufenberger Bergmannssiedlungen schuf - eine herausragende Besonderheit im deutschen Siedlungsbau.

(isp)
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