Hückeswagen Besuche gegen die Einsamkeit im Alter

Hückeswagen · Den Besuchsdienst im Johannesstift gab es schon, bevor das ehemalige Krankenhaus 1980/81 in ein Altenpflegezentrum umgebaut wurde. Etwa 20 ehrenamtliche Helfer übernehmen noch heute diese Aufgabe und schenken Zeit und Freude.

 Monika Tittes betreut nicht nur den evangelischen Besuchsdienst, sondern nimmt sich auch Zeit, um Bewohner zu besuchen oder ihnen vorzulesen.

Monika Tittes betreut nicht nur den evangelischen Besuchsdienst, sondern nimmt sich auch Zeit, um Bewohner zu besuchen oder ihnen vorzulesen.

Foto: Karsten

Vorlesen, erzählen, zuhören oder einen kurzen Ausflug in den Park machen - oft sind es die kleinen Dinge, die den Bewohnern des Johannesstifts den Tag verschönern. Dieser Aufgabe haben sich die ehrenamtlichen Helfer des Besuchsdiensts angenommen. Etwa 20 Männer und Frauen opfern einen Teil ihrer Zeit, um den alten, oftmals durch Krankheit eingeschränkten Heimbewohnern regelmäßige Besuche abzustatten.

Eine von ihnen ist Monika Tittes, die vor fünf Jahren von Wuppertal nach Hückeswagen gezogen ist und seit 2013 den evangelischen Besuchsdienst im Stift koordiniert. Einmal in der Woche besucht die 71-Jährige eine ältere Dame, um mit ihr Zeit zu verbringen. "Die Besuchten freuen sich schon, wenn man nur mal den Kopf in die Tür steckt. Sie wissen dann, dass sich jemand um sie kümmert und sie nicht abgestellt sind", sagt Monika Tittes. Viele kämen direkt vom Krankenhaus ins Heim. "Für mich wäre das auch schlimm, wenn ich aus der Wohnung müsste und nicht zurück könnte", sagt die Ehrenamtlerin. Der Besuchsdienst hilft den Menschen dabei, sich im Johannesstift einzuleben und Anschluss zu finden - insbesondere dann, wenn Angehörige fehlen oder wenig Zeit für Besuche haben.

Diese wichtige Tätigkeit übernehmen keineswegs nur Frauen. Friedhelm Kunz und Jürgen Becker organisieren einmal im Monat eine Herrenrunde. "Wir machen dann Dinge, die Männer interessieren, wie den Besuch des 3-Städte-Depots", berichtet Jürgen Becker. "Oder wir spielen Bingo", sagt Kunz. "Man muss für diese Aufgabe schon ein bisschen gesellig sein", sagt Dorothea Schächinger, die sich seit einem Jahr beim Besuchsdienst engagiert. "Ich habe derzeit Kapazitäten frei, die ich weitergeben kann, und das macht mir Freude. Die Besucher sind sehr dankbar, und es kommt immer was zurück", sagt die 54-Jährige.

Die Heimleitung bedankt sich bei den ehrenamtlichen Helfern mit Einladungen zum Grillen oder Kaffeetrinken, so wie vergangene Woche. Heimleiter Matthias Rath freut sich sehr über den Einsatz der freiwilligen Helfer: "Es gibt viele einzelne Gruppen, die sich engagieren. Das ist richtig gut fürs Haus", sagt er und fügt hinzu: "Ehrenamt ist eine Geschichte auf Zeit, aber die meisten machen das langjährig." Den Besuchsdienst habe es schon gegeben, als das Johannesstift noch ein Krankenhaus war. Daher ist Rath optimistisch, dass er eine Zukunft hat, auch wenn der Kreis der Ehrenamtler kleiner geworden ist. "Wir suchen immer neue Mitstreiter, immerhin waren es früher einmal an die 70, und es gibt sehr viele Bewohner, die gerne Besuch hätten", sagt Koordinatorin Monika Tittes. Seit vielen Jahren dem Haus verbunden ist Annemarie Jansen, die den katholischen Besuchsdienst leitet. Die Frauen begleiten die Bewohner zu den Gottesdiensten im Haus, überbringen die Pfarrnachrichten und besuchen jeden, der Geburtstag hat. Einmal im Monat wird ein Kinoabend veranstaltet, "so richtig mit Cola, Fanta und Chips", sagt Jansen.

Es gebe viele Angebote, um Kontakte zu knüpfen und der Einsamkeit zu entkommen. Dabei sind viele Besuchsdienstler selbst schon in einem fortgeschrittenen Alter. "Wir stützen uns gegenseitig. Der Blinde führt den Lahmen", sagt sie und schmunzelt.

(heka)
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