Hückeswagen Hückeswagen ist ein Unfall-Brennpunkt
Hückeswagen · In Wipperfürth passieren, gemessen an der Einwohnerzahl, die meisten Unfälle mit Verletzten im gesamten Kreisgebiet. Doch an zweiter Stelle folgt Hückeswagen. Bei Motorradunfällen ist die Schloss-Stadt sogar negativer Spitzenreiter.
Das Wetter ist schön am 16. Oktober 2016. In Witten entscheiden sich an diesem Sonntagmorgen drei Männer, gemeinsam eine Motorradtour zu unternehmen. "Heute lassen wir's piano angehen", soll einer von ihnen gesagt haben. Daran werden sich später die beiden anderen erinnern. Sie kehren am späten Nachmittag ohne ihren Freund aus Hückeswagen zurück nach Witten. Denn ausgerechnet der, der's "piano" angehen lassen wollte, hatte plötzlich auf der B 483 zwischen Herweg und Buchholz Gas gegeben, obwohl an dieser Stelle vor einer Doppelkurve nur Höchsttempo 60 erlaubt ist. In der Linkskurve bei Linde war der Mann nach rechts und gegen einen Baum geschleudert. Der Wittener war sofort tot.
Frank Rösner, Leiter der Führungsstelle Verkehr bei der Kreispolizeibehörde, schilderte den Fall gestern bei der Präsentation der Verkehrsunfallstatistik 2016. Denn: Er ist vom Ablauf her typisch für Kradunfälle im Kreisgebiet. Die Unfallfahrer sind, gemessen an den Verkehrsbedingungen, zu schnell unterwegs, kommen in Linkskurven nach rechts von der Fahrbahn ab und schleudern in den Straßengraben - oder mit tödlichen Folgen gegen einen Baum. Davon gibt's viele an den Landes- und Bundesstraßen im Oberbergischen.
121 Motorrad-Unfälle ereigneten sich 2016 im Kreisgebiet. Das waren 16 mehr als 2015. Gemessen an der Einwohnerzahl stand Hückeswagen mit 16 Kradunfällen (neun mehr als im Jahr zuvor) auf Platz eins, gefolgt von den Nachbarstädten Radevormwald und Wipperfürth. Fünf Menschen wurden dabei in Oberberg getötet, 106 verletzt. Das Durchschnittsalter der Verunglückten lag bei fast 44 Jahren. Bemerkenswert: Mehr als 80 Prozent der im Nordkreis in Unfälle verwickelten Motorräder hatten eine auswärtige Zulassung - die Fahrer kamen überwiegend aus dem Ruhrgebiet. Für sie ist der oberbergische Norden unter anderem wegen der Strecken im Umfeld der Bever-Talsperre ein zunehmend attraktiver gewordenes Ziel.
Ein vergleichsweise gefährliches Pflaster ist der Nordkreis aber nicht nur für Krad- sondern auch für Autofahrer. Seit Jahren führt Wipperfürth die Statistik der Städte mit den meisten Unfällen an. Gleich dahinter folgt Hückeswagen. 64 Unfälle mit Verletzten registrierte die Polizei 2016 auf den Straßen der Schloss-Stadt (28 mehr als 2015). Dabei wurden zwei Menschen getötet, 17 schwer und 63 leicht verletzt.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Zahlen unterstrich Kreisdirektor Klaus Grootens gestern: "Der Unfallbekämpfung kommt für unsere Polizei weiterhin zentrale Bedeutung zu. Wir wollen die Zahlen verbessern." Vor allem die schweren Unfälle auf Landstraßen außerhalb von Ortschaften gäben "Anlass zur Sorge", unterstrich Joachim Höller, Direktionsleiter Verkehr innerhalb der Kreispolizeibehörde. "Killer Nummer eins" sei weiterhin überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit.
Die Polizei reagiert mit verstärkten Geschwindigkeitskontrollen vor allem auf 42 Streckenabschnitten im Kreisgebiet, die als "Brennpunkt-Straßen" ausgemacht wurden. 2017 wird es Aktionswochen geben zur Tempo-Überwachung in ausgewählten Städten und Gemeinden. Dabei arbeiten Polizei und die Bußgeldstelle des Kreises zusammen. "Wir wollen und werden den Druck erhöhen", kündigte Höller an.