Hückeswagen Im Jugendtreff Wiehagen geht's weiter

Hückeswagen · Trotz des Wegzugs von zwei Familien, die sich um die Jugendarbeit gekümmert hatten, hält die Gefährdetenhilfe an ihrer Einrichtung am Brunnenweg fest. Auch in Zukunft wird der Jugendtreff als Auffangbecken für Jugendliche dienen.

 Donnerstags treffen sich im Haus Brunnenweg 20 Kinder und Jugendliche aus Wiehagen, etwa zum Domino. Zurzeit sucht die Gefährdetenhilfe nach zwei Familien, die sich die Betreuung mit der Familie Haeger teilen.

Donnerstags treffen sich im Haus Brunnenweg 20 Kinder und Jugendliche aus Wiehagen, etwa zum Domino. Zurzeit sucht die Gefährdetenhilfe nach zwei Familien, die sich die Betreuung mit der Familie Haeger teilen.

Foto: Jürgen Moll

Als Martin Haeger am geräumigen Küchentisch im Untergeschoss des Jugendtreffs Platz nimmt, reicht er seiner zweijährigen Tochter Elisabeth ein Stückchen Mandarine: "Als ich vor vier Jahren hier eingezogen bin, war ich noch Single", erinnert sich der heute verheiratete Familienvater zurück. "Seitdem ist viel passiert."

Zusammen mit zwei befreundeten Familien entschloss sich der gelernte Förster bereits 2008 dazu, das Haus Brunnenweg 20, das jahrelang der Stadt als Notunterkunft für Obdachlose diente, für die Gefährdetenhilfe Scheideweg zu einem Jugendtreff auszubauen. Fortan wollte sich Haeger ehrenamtlich um Heranwachsende kümmern, die auf die schiefe Bahn abzurutschen drohten. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern, die dasselbe Ziel verfolgten, zog er zwei Jahre später in die erste Etage, um für die Jugendlichen direkt vor Ort zu sein. Im Kellerraum entstand ein großzügiger Freizeitraum für die Jugendarbeit.

Inzwischen sind die Haegers die einzige von ursprünglich drei Familien, die noch in dem Haus wohnen. "Die anderen sind beruflich bedingt fortgezogen", berichtet Martin Haeger. Doch am Brunnenweg wird es auch nach diesem Einschnitt weitergehen, bestätigt Jörg Hübner, Geschäftsführer der Gefährdetenhilfe. "Wir suchen nach Ehepaaren, die bald in die frei gewordenen Wohnungen einziehen und die erfolgreiche Arbeit im Jugendtreff gemeinsam mit der Familie Haeger fortsetzen." An ihrem innovativen Modellversuch will die Gefährdetenhilfe festhalten.

Über die Jahre ist der Kinder- und Jugendtreff zu einem beliebten Anlaufpunkt für die Sieben- bis 18-Jährigen des Stadtteils geworden. An zwei Abenden in der Woche gibt es für Kinder und Jugendliche ein Freizeitprogramm. Donnerstags gibt's den "Kids-Club" für Sieben- bis 13-Jährige; die etwas Älteren kommen freitags im Jugendtreff zusammen, um sich auszutauschen, auf dem Fußballplatz zu kicken oder, wenn's regnet, am Tisch-Kicker Tore zu schießen.

"Wir wollen weiter präventiv auf die Jugendlichen einwirken", betont Hübner. Normalerweise kümmere sich die Gefährdetenhilfe hauptsächlich um Jugendliche, die eine Haftstrafe verbüßen. "Eigentlich ist das aber zu spät", meint er. Mit Hilfe des Jugendtreffs wolle man die Jugendlichen abholen, bevor sie auf die schiefe Bahn rutschten. Das sei in der Vergangenheit schon häufiger gelungen. Hübner: "Viele der oft orientierungslosen Jugendlichen haben es in eine Lehre geschafft und einen guten Beruf erlernt."

",Zeit und Herz' ist das Motto dieses Hauses", sagt Vahid Mobini, Mitarbeiter der Gefährdetenhilfe und gebürtiger Wiehagener. Bei den Jugendlichen scheint diese Mischung anzukommen. "Viele stehen fast täglich hier", hat Manuela Haeger festgestellt. Kommen dürfen die Jugendlichen übrigens jederzeit. "Unsere Türen stehen immer offen", berichtet Martin Haeger.

Genau das sei die Stärke des Projekts, sagt Hübner. Vertrauen und Fürsorge — das sei, was vielen der Jugendlichen in Wiehagen fehle. Oft kommen sie aus schwierigen Familienverhältnissen. "Daraus resultierte die Idee, Familien im Haus wohnen zu lassen, damit ein enger privater Kontakt und Vertrauen entstehen können."

(RP)
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