Hückeswagen Notdienst-Reform zu Lasten der Patienten

Hückeswagen · Die Anzahl der Notdienstpraxen (nicht nur) in Oberberg soll reduziert, der ärztliche Fahrdienst stark gestrafft werden. Dadurch befürchten auch die Hückeswagener Ärzte lange Wartezeiten für die Patienten.

 Die nächste Notfallpraxis für die Hückeswagener ist bislang die an der Helios-Klinik in Wipperfürth. Doch die wird voraussichtlich nach der von der KV Oberberg beschlossenen Reform im nächsten Jahr wegfallen. Die Ärzte aus dem Kreisgebiet kritisieren das neue Modell, weil die Patienten im Notfall dann viel länger warten müssten.

Die nächste Notfallpraxis für die Hückeswagener ist bislang die an der Helios-Klinik in Wipperfürth. Doch die wird voraussichtlich nach der von der KV Oberberg beschlossenen Reform im nächsten Jahr wegfallen. Die Ärzte aus dem Kreisgebiet kritisieren das neue Modell, weil die Patienten im Notfall dann viel länger warten müssten.

Foto: Blazy (Archiv)

Noch werden die Hückeswagener Notfall-Patienten von Wipperfürth aus versorgt. Doch wohl nur noch in diesem Jahr. Denn ab 2016 soll die Zahl der Notdienstpraxen in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln von aktuell 84 auf nur noch 41 reduziert werden; das beschloss kürzlich die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein. Für die Patienten aus der Schloss-Stadt hieße das, dass sie länger auf den Arzt warten müssten, denn die Notdienstpraxis an der Wipperfürther Helios-Klinik wird voraussichtlich wegfallen. Die Praxen an den Kreiskrankenhäusern in Gummersbach sowie Waldbröl werden dagegen wohl von Schließungen verschont bleiben. Auch die Kinder-Notfallpraxis am Gummersbacher Kreiskrankenhaus dürfte weiterhin zusätzlich bestehen bleiben.

Notdienstpraxen ergänzen den Rettungsdienst und die Notaufnahmen der Krankenhäuser außerhalb der regulären Sprechstundenzeiten der Hausärzte.

Die Ärzte aus dem Kreisgebiet reagieren mit Kritik auf die geplante Reform der KV Nordrhein. Vor allem die Modifizierung des ärztlichen Fahrdienstes verärgert die Mediziner. "Die Patienten müssen lange warten, da das Gebiet - bei zu wenigen Fahrzeugen - zu groß ist", sagt Dr. Ralph Krolewski, Kreisvorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein. Das neue Fahrdienst-Modell könne nicht funktionieren. Sowohl die Kreisstelle des Hausärzteverbands als auch die KV Oberberg stimmten gegen die Reform. Der Kritik entgegnet die KV, die Reform sorge für eine höhere Effizienz.

Helmut Beckert, Sprecher der Hückeswagener Ärzte, sieht die Reform sehr kritisch und spricht von einer "echten Verschlechterung": "Wir brauchen für Oberberg keine Änderungen", unterstreicht er. Gerade die Dienstbelastung sei bereits jetzt inakzeptabel. Beckert rechnet künftig mit vielen weiten und zeitintensiven Fahrten durch das Bergische.

Der ärztliche Fahrdienst erweitert die Versorgung in den Notfallpraxen. Künftig sollen Hausbesuche über die Arztrufzentrale 116 117 koordiniert werden. Ärzte sitzen dann nicht mehr selbst hinter dem Steuer, sondern werden von einem sogenannten medizinischen Dienstleister zum Patienten gefahren.

Nach dem neuen Modell sollen die Dienstbezirksgrenzen wegfallen. Für die gesamte Region Rhein-Berg, Oberberg sowie Leverkusen, Solingen, Remscheid und Wuppertal sollen im Durchschnitt sieben Fahrzeuge mit einem Arzt unterwegs sein. Allein in Oberberg mussten nach Angaben des Hausärzteverbandes zuletzt 5000 Notfälle jährlich mit zehn Fahrdiensten versorgt werden. Bei zentraler Koordination blieben nur 1,5 Fahrzeuge für das Kreisgebiet. Das sei nicht machbar und für Patienten und die Ärzte alles andere als sinnvoll, heißt es aus Oberberg. Stress für alle Beteiligten sei programmiert.

Krolewski, Allgemeinmediziner aus Gummersbach, befürchtet bei langen Wartezeiten eine Verlagerung des Notdienstes: "Die Patienten werden dann wohl verstärkt die Notrufnummer 112 wählen." Er kritisiert zudem, dass die Hausärzte bei der Entscheidung kaum Einfluss nehmen konnten. Auch Psychotherapeuten und Krankenhausärzte stimmten mit ab, obwohl sie nicht direkt betroffen sind.

(RP)
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