Rückblende Hückeswagen Im Sommer Vor 70 Jahren Plündernde Banden schlagen grausam zu

Hückeswagen · Im Nachkriegsmonat Juni 1945 waren in den Sammellagern der Firmen Klingelnberg und Bêché & Grohs, im Gebäude der Katholischen Stadtschule und im Lager Hammerstein zeitweilig über 3000 russische, polnische und italienische Zwangsarbeiter untergebracht.

Im Nachkriegsmonat Juni 1945 waren in den Sammellagern der Firmen Klingelnberg und Bêché & Grohs, im Gebäude der Katholischen Stadtschule und im Lager Hammerstein zeitweilig über 3000 russische, polnische und italienische Zwangsarbeiter untergebracht.

Sie alle warteten seit der Befreiung durch die US-Fronttruppe im April auf den Rücktransport in ihre Heimatländer. Nicht nur aus organisatorischen, sondern auch aus politischen Gründen verzögerte sich die sogenannte Repatriierung.

Vor allem aus dem Bereich der Zwangsarbeiter aus den sowjetischen Republiken hatten sich Banden gebildet, die zunächst Geschäfte und Privathäuser geplündert hatten. Die Schreckensherrschaft dieser unbewachten Gruppen sorgte nach den Plünderungen im städtischen Bereich im ländlichen Gebiet für ständige Angst um Leib und Leben. Kaum ein Bauernhof, der nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Die amerikanische Besatzung hatte den Schutz vor solchen Übergriffen abgelehnt, deutsche Sicherheitskräfte waren entwaffnet. Die von der US-Truppe eingesetzte Ordnungspolizei war machtlos. Waffen durften nicht geführt werden.

Die herumstreunenden Räuberbanden hatten in Erfahrung gebracht, dass die Militärverwaltung für Hückeswagen am 12. Juni 1945, um 18 Uhr, von den US-Amerikanern an die Briten übergeben werden sollte und damit harte Strafverfolgungen einsetzen würden. In der Zeit zwischen dem 7. und 11. Juni schlugen die plündernden Banden noch einmal grausam zu. Noch am 11. Juni wurden auf Pleuse zwei Landwirte angeschossen, wovon einer seinen Schusswunden erlag.

Als die britische Besatzungsmacht in Hückeswagen einzog, wurde sofort der Rücktransport der Zwangsarbeiter verfügt. In einem ersten Abtransport mit Bussen und Wehrmachtsfahrzeugen waren es 500 Russen, die mit Flugzeugen in ihre Heimat gebracht werden sollten.

Vom Lager Klingelnberg wurden am 28. Juni insgesamt 310 Russen abtransportiert. Vorher hatten sie noch in Sabotageakten ganze Fertigungsstraßen mit Sprengladungen zerstört. Anfang Juli betrug die Zahl der immer noch hier verweilenden ehemaligen Zwangsarbeiter 2692. In verschiedenen Lagern rund um Hückeswagen waren noch 1999 Angehörige sowjetischer Nationalität untergebracht, im sogenannten Polenlager in Bêché-Betriebsräumen 295 und im "Italienerlager" der Katholischen Stadtschule 338.

Am 13. August 1945 verließen die letzten Ausländer, die unter dem NS-Regime zur Arbeit gezwungen worden waren, das Gebiet von Hückeswagen.

(rt)
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