Hückeswagen Stadtbücherei als Thema für Studenten

Hückeswagen · Die Stadtbibliothek soll eine Zukunft haben. 2018 werden sich Studenten der Fachhochschule Köln unter Leitung von Dr. Tom Becker mit Modellvarianten einer Kooperation oder Fusion mit der Stadtbücherei in Wipperfürth beschäftigen.

 Es geht um die Zukunft der Stadtbibliothek an der Friedrichstraße: Sie sollte als dezentraler Standort auf jeden Fall erhalten bleiben.

Es geht um die Zukunft der Stadtbibliothek an der Friedrichstraße: Sie sollte als dezentraler Standort auf jeden Fall erhalten bleiben.

Foto: hertgen (archiv)

Die Stadtbücherei soll als Standort erhalten bleiben, möglicherweise aber mit der Bibliothek in Wipperfürth administrativ unter einem Dach zusammengeführt werden. Welche Varianten einer Kooperation oder Fusion möglich sind, sollen Studenten der Technischen Hochschule Köln unter Leitung von Dr. Tom Becker erörtern.

"Hierbei handelt es sich um Studierende des Masterstudiengangs für Bibliothekswissenschaften, die sehr praxisorientiert an die Sache herangehen sollen", sagt Becker. Die Hochschule habe grünes Licht für das Projekt gegeben. An einem Auftaktworkshop nahmen Vertreter aus Hückeswagen und Wipperfürth teil - auch vom Freundeskreis der Stadtbücherei Hückeswagen und einige Ehrenamtler, die sich bereits jetzt tatkräftig für den Erhalt einsetzen. "Wir haben aufgezeigt, wie das Masterprojekt laufen kann", berichtet Becker. In den kommenden Wochen stehen auch Gespräche mit den Bürgermeistern an.

"Ich glaube an gute Chancen für beide Standorte", sagt Becker. Es sei unabdingbar, dass es in Hückeswagen eine fachliche Leitung gebe, die Verantwortung müsse institutionalisiert werden. Während es in Wipperfürth zwei Fachkräfte gibt, verfügt Hückeswagen über zwei Kollegen mit jahrzehntelanger Erfahrung. "Dieses Quartett sollte einen Modus finden, um beide Bibliotheken fortzuführen - unterstützt von Ehrenamtlichen", sagt Becker.

Becker schwebt vor, dass beide Standorte gepflegt werden - vor allem technisch, was er auf die digitale Bildung bezieht. Digitalkompetenz müsse die Bücherei weitergeben, denn die Gesellschaft verändere sich stetig. Becker will Zukunftsvisionen mit in das studentische Projekt einbinden: So könne er sich vorstellen, eine Bibliothek zu öffnen, wenn kein Personal vor Ort ist. "Vereine, Initiativen und Bürgergruppen könnten die Möglichkeit bekommen, die Räume zu nutzen. Das ist bislang nur möglich, wenn die Bücherei offen hat", sagt Becker. Wenn jemand einen Veranstaltungsraum sucht, sollte er ihn in der Bücherei finden, schließlich handele es sich um einen von Bürgern bezahlten Raum. "Das ist sonst totes Kapital", sagt Becker. Er könne sich denken, dass die VHS in den Räumen Kurse abhält, mal ein Impro-Theater auftritt: Bücherei als Raum für Kultur.

Über allen Modellen müsse der Gedanke schweben, wie Bücherei in fünf Jahren aussieht. "Da wird eine Bücherei nicht nur eine reine Ausleihstation sein, sondern ein Treffpunkt auch abends und am Wochenende", sagt Becker. Seine Studenten sollen austarieren, in welche Richtung sich die Büchereien entwickeln könnten, um beide Standorte in die Zukunft zu führen.

Becker geht davon aus, dass es keine andere Möglichkeit geben wird, als eine Zusammenlegung anzustreben - mit zwei dezentralen Standorten. Becker lobt das Engagement der freiwilligen Kräfte in der Hückeswagener Bücherei. "Das sind tolle Kollegen, aufgeschlossen und motiviert, das hat man selten", sagt er. Davon könne auch Wipperfürth profitieren. Schließlich gebe es künftig für immer mehr Aufgaben weniger Personal.

Auch über die Kosten sollen sich die Studenten Gedanken machen: Becker schlägt vor, die Fachkollegen weiterzuqualifizieren - nicht mit einem Studium, sondern mit einer berufsbegleitenden Ausbildung. "Oder vielleicht doch mittelfristig noch mal eine halbe Fachkraft anstellen. Über Finanzierungsmodelle müssen wir reden", sagt er.

Ganz wichtig ist Becker, dass das ehrenamtliche Engagement in eine verbindliche Zusammenarbeit fließen muss. Eine Verbindlichkeit fördere die Ernsthaftigkeit. Ehrenamtlicher Einsatz dürfe nicht nur ideell honoriert werden, sondern müsse sich auch konkret in Fortbildungsmaßnahmen ausdrücken. "Wir müssen die Menschen von ihrer Arbeit her wertschätzen. Die wollen was machen, was lernen und was gut machen", sagt Becker.

Er habe den Eindruck, dass alle Beteiligten sehr pragmatisch an den Prozess herangehen - mit dem nötigen Willen und ohne das Ziel, Luftschlösser zu bauen. Die Rahmenbedingungen seien nicht einfach, es sei aber möglich, etwas Solides daraus zu machen. Becker: "Kultur muss als weicher Standortfaktor gewertet werden."

(RP)
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