Kamp-Lintfort
Auftakt der Kamper Konzerte mit einem Streichquartett
Der Geist der Mannheimer Schule umwehte quasi den Beginn des Konzerts mit Haydns Streichquartette op. 76/3. Als "Kaiserquartett" berühmt geworden ist es "ein grandioses Werk mit spannenden Exzessen", wie der Cellist Armin Fromm in seiner anschaulichen Moderation erklärte. Spannend war auch die Interpretation, die das Werk prachtvoll ausgreifend und mit fast symphonischem Duktus zeigte. Erwartungsgemäß kam der langsame Satz, in dem Haydn seine 1797 komponierte Hymne "Gott erhalte Franz, den Kaiser" verwendete, am besten an. Wie eine von stiller, abgeklärter Heiterkeit geprägte Bilanz klang Beethovens Quartett F-Dur op. 135, das letzte Streichquartett des Titanen. Auch hier überzeugte das Mannheimer Streichquartett durch wunderbar homogenes Zusammenspiel und eine klangliche Transparenz, die musikalische Strukturen in einem ganz feinen Licht erscheinen ließ. Zur Überschrift des letzten Satzes, "Der schwer gefasste Entschluss", erzählte Fromm von einem Streit zwischen Beethoven und seiner Haushälterin, die mehr Geld forderte und ihn in einen Disput verwickelte. Ob es bei dem berühmten Motto "Muss es sein?" - "Es muss sein!" wirklich um Haushaltsgeld ging oder, wie manche Quellen berichten, um eine Entschädigung für einen Geiger, war angesichts der spritzigen und humorvollen Interpretation völlig belanglos. Mit Dvoráks Opus 96, seinem berühmten "amerikanischen" Streichquartett, schloss sich der Rahmen effektvoll, hatte der Komponist doch bei der Entstehung des naturverbundenen und einheitlichen Werks nach eigenen Worten "Väterchen Haydn vor Augen".
Die stilisierten Vogelstimmen im dritten Satz des in Iowa komponierten "Urlaubsquartetts" zauberten eine Ahnung vom kommenden Frühling in die Aula. Und in der stürmisch geforderten Zugabe lieferte das Mannheimer Streichquartett mit Puccinis "Chrysanthemen" noch klangliche Blütenpracht dazu.
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