Kamp-Lintfort Baggersee soll zum Erholungsgebiet werden

Kamp-Lintfort · Die Firma Hülskens will an der Wasserfläche im Abgrabungsgebiet Rossenrayer Feld Wege, Strände, eine Liegewiese und Bouleplätze anlegen.

Was tun mit den "Löchern", die Auskiesungen in der Landschaft hinterlassen? Die Stadt Kamp-Lintfort will aus der Not eine Tugend machen und die Baggerseen zu Freizeit- und Erholungsgebieten machen. In Zusammenarbeit mit einem externen Büro wurde ein Konzept zur Renaturierung des Abgrabungsgebiets Rossenrayer Feld erstellt. Der Abschluss eines Vertrages mit den Abgrabungsfirmen Hülskens und Heidelberg Cement, die das Konzept umsetzen und auf weitere Auskiesungen verzichten sollten, scheiterte aber.

Nun hat Hülskens ein eigenes Renaturierungskonzept bei der Bezirksregierung Arnsberg zur Genehmigung vorgelegt, das viele Wünsche der Stadt Kamp-Lintfort aufnimmt. "Hülskens wollte seinen guten Ruf wahren", sagte gestern Planungsamtsleiterin Monika Fraling im Ausschuss für Stadtentwicklung. Am Auesee in Wesel und an den Xantener Seen, die beliebte Freizeitziele seien, habe die Firma schließlich "gute Dinge umgesetzt".

Ein 35 Hektar großer See wird durch die Auskiesung im Rossenrayer Feld entstehen. Die Firma Hülskens will einen Rundweg um das Gewässer, einen 500 Meter langen Sandstrand nebst Liegewiese, einen kleineren "Hundestrand", einen schwimmenden Steg, zwei Bouleplätze, acht "Verweilplätze" mit Sitzbänken und Abfallkörben, einen Grillplatz sowie eine Vogelschutzinsel anlegen. Ein Teil des Rundwegs, Sandufer, Grillplatz und Bouleplätze sollen bereits bis 2017, der gesamte Rundweg bis 2028 fertig sein. Vorgesehen ist auch eine Wegverbindung zum Rossenrayer See sowie zu einem kleineren Baggersee, der bis 2034 durch noch anstehende Auskiesungen im Kohlenhuck entstehen wird.

Die Stadtverwaltung sowie die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses begrüßten gestern die Pläne, wiesen allerdings auch auf Probleme hin. So müsse sichergestellt werden, dass auch ein Besucherparkplatz gebaut wird. Und: Hülskens habe noch nicht schriftlich zugesagt, für den Unterhalt der Anlagen aufzukommen - aus Sicht der Stadt muss das Unternehmen dies mindestens bis zum Ende der Abgrabungen im Jahr 2034 tun. Kämmerer Martin Notthoff warnte vor Kosten, die auf die Stadt zukommen könnten. Im Zweifelsfall müsse irgendwann zum Beispiel auf den Badebetrieb verzichtet werden. Bürgermeister Christoph Landscheidt empfahl, die Planung zunächst einmal positiv zu sehen: "Es ist eine Option, dass sich hier etwas entwickeln kann."

Landscheidt kritisierte, dass die Firmen sich nicht auf ein "Auskiesungstabu" für die Zukunft einlassen. Hülskens habe zunächst zustimmen wollen, nach der Weigerung des Konkurrenten Heidelberg Cement aber ebenfalls abgelehnt. "Das Auskiesungsrecht tritt das Planungsrecht der Stadt mit Füßen", sagte Landscheidt. Langfristige Stadtplanung werde unmöglich gemacht. In Kamp-Lintfort sei noch ein 210 Hektar großes Areal am "Tor Ost" potenzielles Abgrabungsgebiet.

(RP)
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