Kamp-Lintfort Kinder schnuppern erstmals Theaterluft

Kamp-Lintfort · Bei der siebten Runde des Kultur- und Bildungsprojektes "Jedem Kind ein Theaterbesuch" sehen die jungen Zuschauer das Stück "Die zweite Prinzessin". Erstmals sind alle Vorschulkinder dabei.

 Nadine Bölinger, Mirko Schombert, Guido Lohmann, Anna Scherer, Bürgermeister Christoph Landscheidt und Ilona Haje (Kulturbüro).

Nadine Bölinger, Mirko Schombert, Guido Lohmann, Anna Scherer, Bürgermeister Christoph Landscheidt und Ilona Haje (Kulturbüro).

Foto: creich

Die eine Hälfte der 40 Kinder, die gestern auf der Bühne der Stadthalle saßen, streckten ihre Hände nach oben, als sie von der Intendantin Anna Scherer gefragt wurden, ob sie schon einmal im Theater gewesen seien. Für die andere Hälfte war es eine Premiere. So bekamen die 40 Kinder von der Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters der Burghofbühne Dinslaken zunächst alles im Hintergrund gezeigt, von der Garderobe mit Schminktisch über den Kostümraum bis zum Lastenaufzug, von dem sie besonders fasziniert waren. Dann setzten sie sich auf die Bühne, um das Stück "Zwei Prinzessinnen" rund um ein rosa Zelt zu verfolgen. Mit Zwischenrufen griffen sie immer wieder in die Handlung ein.

Mit diesem Stück beginnt die siebte Runde des Projektes "Jedem Kind ein Theaterbesuch". Bis zum 12. Januar schnuppern 550 Kindergartenkinder Theaterluft. Zu 14 Aufführungen, die auf sieben Tage verteilt sind, kommen sie in Gruppen zwischen 30 und 45 Kindern in die Stadthalle. Es sind vor allem Vorschulkinder, die im Sommer 2018 auf die Grundschulen wechseln, aber auch Kinder, die noch gut eineinhalb Jahre in den Kindergärten spielen und lernen. "Erstmals sind alle 18 Kindergärten dabei", freut sich Kulturbüromitarbeiterin Ilona Haje. "In den vergangenen Jahren hat das nicht geklappt."

Sie organisiert zusammen mit der Kulturbüroleiterin Petra Niemöller das Projekt, das Teil des Projektes Kinder- und Jugendkulturland ist, für das die Stadt vor zwei Wochen eine Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen erhielt. "Mittlerweile besucht jedes Kind mindestens einmal das Theater", sagt die Kulturbüroleiterin. "Dieser Besuch ist kostenlos und für alle Kinder möglich." Das liegt an der Volksbank Niederrhein, die das Projekt seit 2011 finanziell unterstützt. "Die Kinder gehen begeistert mit und können Gefühle zeigen", begründet Volksbank-Vorstand Guido Lohmann das finanzielle Engagement. "Viele kommen das erste Mal mit dem Theater in Kontakt. Sie behalten den Besuch im Hinterkopf."

Die Kindergärten bereiten den Besuch vor und nach. "Ich weiß das von meinen eigenen Kindern", erzählt Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt. "Der Theaterbesuch, die Vor- und Nachberatung tragen Früchte." Das Projekt wirkt über die Hochschulstadt hinaus. In Moers rief Guido Lohmann in diesem Jahr ein vergleichbares Vorhaben ins Leben, allerdings nicht zusammen mit der Burghofbühne Dinslaken, sondern mit dem Schlosstheater Moers. Das Projekt in Kamp-Lintfort geht in den nächsten Jahren weiter.

"Wir sind sehr dankbar für die Zusammenarbeit", sagt Burghofbühnen-Intendant Mirko Schombert. "Unsere Stücke zielen auf Kinder von vier bis sechs Jahren." Beim Stück "Zwei Prinzessinnen", das von Dramaturgin Nadja Blank geschrieben wurde, steht die zweitgeborene Prinzessin im Vordergrund. Gespielt von Maria Förster, ärgert sie sich, weil ihre ältere Schwester immer im Mittelpunkt steht, zum Beispiel, wenn sie das Prinzessinnenwinken auf dem Balkon übt. Sie nimmt Kontakt zu den finsteren Machthabern aus den Grimmschen Märchen auf, beispielsweise dem bösen Wolf, um an die Stelle ihrer älteren Schwester zu rücken. Gerd, alias Gerhard Kappelhoff, verbindet als Stimme mit Fernsehbild die Szenen in dem Einpersonenstück.

(got)
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