Heimat genießen - in der Stadt Kempen Darauf einen Thomas Bitter

Stadt Kempen · Die Rezeptur des Kräuterlikörs ist streng geheim. Er ist gerade in der Vorweihnachtszeit beliebt. Daneben gibt es im Familienbetrieb Goertsches weitere Spirituosen und eine breite Auswahl an Wein.

 Carlo Goertsches führt den Familienbetrieb an der Vorster Straße in Kempen bereits in der fünften Generation.

Carlo Goertsches führt den Familienbetrieb an der Vorster Straße in Kempen bereits in der fünften Generation.

Foto: Wolfgang Kaiser

In den nächsten Wochen werden wohl Lukas (8) und Jakob (11) ihren Vater Carlo nicht so oft zu Gesicht bekommen. Denn der 41-jährige Carlo Goertsches, der seit 1998 die Destillerie, die Weinhandlung und den später dazu gekommenen Getränkeservice an der Vorster Straße 22 leitet, zieht sich dann in sein "Labor" zurück und braut aus alten, natürlich streng geheimen Rezepten die Kräuter-Spezialitäten des Hauses, darunter den mehrfach ausgezeichneten "Thomas Bitter". Und dieser ist nach wie vor in der Vorweihnachtszeit stark gefragt.

Erstmals kreiert und namentlich erwähnt wird diese Kräuter-Spezialität bereits 1926. Damals führte in zweiter Generation Josef Goertsches die Destillerie und die Likörfabrik. Sein Vater Heinrich hatte 1888 mit einem kleinen Betrieb zur Essigherstellung begonnen. Im Laufe der Zeit wurde dieser würzige Trunk, den es in drei Größen zwischen 0,2 und einem Liter gibt, von Jakob und seinem Neffen Karl Georg Goertsches verfeinert. Nachfragen kommen aus dem In- und Ausland, meist von Kempenern, die jetzt woanders leben.

In der Braustube erfährt man nur wenige Details über die Zusammensetzung. Die Mischung aus zwölf verschiedenen Kräutern ist jedenfalls schon fertig. Und in einem großen 200-Liter-Fass lagert bereits seit etwa vier Jahren neben dem Pflaumenlikör "Prunum" ein weiteres Produkt aus den alten Rezeptbüchern der Destillerie: ein Doppel-Wacholder, den es schon einige Zeit zu kaufen gibt. "Aber ich versuche, den Wacholder auf einer Likör-Basis herzustellen und ihn noch feiner und abgerundeter zu machen", erklärt der Chef des Hauses. Der mögliche Name des neuen Trunks steht bereits auf dem Fass: "Septimus", was in lateinischer Sprache "der Siebte" bedeutet. Carlo erklärt, warum: "Weil meine Kinder und ich an einem Siebten Geburtstag haben."

 Der Thomas Bitter wird auch im Ausland nachgefragt - vor allem von Kempenern, die nun woanders leben.

Der Thomas Bitter wird auch im Ausland nachgefragt - vor allem von Kempenern, die nun woanders leben.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

"Macht bloß nicht so viel Aufhebens um meine Person", sagt Trudi Goertsches. Sie lehnt es strikt ab, sich mit ihrem Sohn Carlo fotografieren zu lassen. Dabei war und ist sie neben ihrer Schwiegertochter Sabine eine der guten Seelen des Familienbetriebes. Trudi Goertsches, die nach wie vor an einigen Tagen in der Woche im Laden steht, ist 73 Jahre alt - und arbeitet auch seit 1973 in dem Geschäft mit. Sie kennt sich mit den Vorlieben ihrer Kunden bestens aus. Alle früheren Kunden sind seit 1899 in einem großen Kassenbuch erfasst. Darunter ist zum Beispiel ein Julius Louven aufgeführt. Er kaufte am 10. November 1913 die "Anisette" für 3,80 Mark und dazu einen weiteren Likör für 7,60 Mark.

Carlo Goertsches hatte neben dem Wein- und Spirituosenhandel den Servicebereich weiter ausgebaut; so bietet er seit Längerem auch einen Party-Service an, beliefert Privatkunden oder kleinere und größere Events, wie Stadtfeste oder Märkte. Oliver Dünnwald und Stephan Hinkes sind einige seiner langjährigen Mitarbeiter.

Gerade ist der Katalog mit weihnachtlichen Präsent-Ideen fertig geworden. Der Genießer hat die freie Auswahl. Es gibt unter anderem "Kempener Köstlichkeiten" in einem dekorativen Geschenkkarton: Thomas Bitter, Prunum, kombiniert mit einer Flasche Jahrgangssekt mit Kempener Motiven, dazu Schoko-Spezialitäten. Oder zu einem fairen Preis den Thomas Bitter mit Pralinen in einer schönen Schatulle.

Carlo Goertsches führt den Betrieb in der mittlerweile fünften Generation. Ob es eine sechste gibt, ist noch nicht klar. "Ich jedenfalls nicht, ich werde nämlich Fußballprofi" sagt sehr überzeugt davon sein elfjähriger Sohn Jakob, der bei den D-Junioren von Thomasstadt spielt. Ähnlich denkt sein jüngerer Bruder Lukas, der ebenfalls in dem Fußballverein aktiv ist. Aber bis dahin geht unter anderem noch so mancher Kräuterlikör bei Goertsches über die Theke.

(wsc)
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