Stadt Kempen Ein Festival der Handwerkskunst

Stadt Kempen · Bei strahlendem Sonnenschein knubbbelten sich die Besuchen in den Gassen der Altstadt. Viele nutzten die Chance, Handwerkern über die Schulter zu schauen. Knatsch gab es auch: Der Werbering trennt sich vom Veranstalter.

 Menschentrauben schoben sich am Wochenende durch die Straßen der Kempener Altstadt. Der Handwerkermarkt bot ein Programm mit vielen Abwechslungen. Auch die Handwerker waren zufrieden mit der Resonanz.

Menschentrauben schoben sich am Wochenende durch die Straßen der Kempener Altstadt. Der Handwerkermarkt bot ein Programm mit vielen Abwechslungen. Auch die Handwerker waren zufrieden mit der Resonanz.

Foto: achim Hüskes

Definitiv war dies der letzte Handwerkermarkt, den der Werbering gemeinsam mit dem Veranstalter Orion ausrichtet, so Armin Horst im Gespräch mit der RP: "Trotz aller Vorgespräche hat es noch Mängel gegeben." So zum Beispiel, dass Orion keine Stände für die Peterstraße eingeplant hatte und sich auch nicht kurzfristig darauf einließ, dort noch einige Händler unterzubringen. Der Werbering ist bereits mit einem anderen Veranstalter im Gespräch, so Horst. Künftig will der Werbering die Zusammenarbeit mit dem Veranstalter schon im Vorfeld enger verzahnen, damit wirklich alle Straßen der Werberingmitglieder belebt werden.

Trotzdem hat es keinem die Laune verdorben: Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, die Stadt voller Menschen, zufriedene Händler und ein ebenso zufriedener Werbering. Besser kann man den Handwerkermarkt am Wochenende eigentlich nicht zusammen fassen. Armin Horst, Vorsitzender des Werberings war die Erleichterung gestern anzumerken. War doch das Wetter in den letzten Tagen ungemütlich nass. Und es gab auch Bedenken, ob der Termin mitten in den Ferien gut gewählt war. Doch der Besucherandrang zerstreute dann rasch alle Bedenken. Schon der Samstag war mehr als sonst besucht, stellte Horst fest. Und stimmt, schon in den frühen Mittagsstunden strömten pünktlich mit der langsam hervor kommenden Sonne ganze Familien in die Stadt.

 Brot aus dem Holzkohleofen gab es bei Daniel Majchrzyk.

Brot aus dem Holzkohleofen gab es bei Daniel Majchrzyk.

Foto: Hüskes, Achim (achu)

So auch Familie Stengel, die den Markt für einen Familienausflug nutzte. Emil (3) war hochkonzentriert gerade dabei, aus Wachsplatten eine Kerze zu rollen. Ganz stolz zeigte er sein Werk. Noch zögerte er, ob er die Kerze anbrennen soll. Aber es war ja noch hell, so konnte die Entscheidung aufgeschoben werden. Auch Ratsfrau Renate Schmitz von der SPD war mit der ganzen Familie zum Markt gekommen. Neugierig beobachteten sie wie ein Seiler am Stand der Marktzunft "Den Olden Tiet" aus Holland bunte Springseile drehte.

Gleich daneben gab es ganz interessante Musikinstrumente zu sehen. Harrie ten Brinke fertigte "Mittwinterhörner". Dies ist eine alte Tradition. Früher wurden diese Hörner am 21. Dezember, der Wintersonnenwende, geblasen, um die Dunkelheit und die damit verbundenen bösen Geister zu vertreiben. Aus Weide, Birke oder Erle werden die geschwungenen Hörner gemacht, erzählte er. Weil man früher nicht kleben konnte, wurden die zwei Hälften eines Hornes nach dem Lasieren mit Lack mit Seilen verbunden. Mit einem Mundstück aus Holunderholz wird das Instrument dann perfekt.

Das erste Mal war der Kunstschmied Mark Prouse aus Hilden in Kempen. Und fühlte sich gleich wohl hier. Es seien alles "supernette Leute" hier, meinte er. Und auch die Stadt selbst gefalle ihm. Die Sympathie beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit, denn immer wieder interessierten sich die Besucher für seine ganz individuell gestalteten Dekorationsobjekte. Viel gefragt war der Rat der beiden Stuhlflechter auf Judenstraße und Kuhstraße. Johann Prison aus Mönchengladbach zeigte gerade, wie aus Papierkordel ein festes Stuhlgeflecht entsteht. Auf den Unglauben, dass das wirklich Kordel aus Papier sein soll, präsentierte er bereitwillig ein Endstück der Kordel und dröselte es auf. Richtig, zum Vorschein kam Papier. Aber genauso fertigt er auch Sitze mit dem traditionellen Binsen. 120 bis 150 Euro kann so eine neuer Sitz schon einmal kosten, erzählte er einem Interessenten. Denn darin stecken rund viereinhalb Stunden Arbeit. Dafür halten diese Stücke dann auch wieder für lange Zeit.

(sr)
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