Stadt Kempen Kaum Elektro-Autos im Fuhrpark

Stadt Kempen · In Kempen und Grefrath gibt es keine strombetriebenen Dienstfahrzeuge. In Willich sieht das schon anders aus. Allerdings sind die Erfahrungen nicht besonders gut. Die Akkus müssten länger und mehr Leistung bringen.

 Der Kempener Fahrradhändler Markus Claassen mit einem E-Bike an der Rad-Tankstelle am Edeka-Markt am Hessenring.

Der Kempener Fahrradhändler Markus Claassen mit einem E-Bike an der Rad-Tankstelle am Edeka-Markt am Hessenring.

Foto: Wolfgang Kaiser

Auch in den Autohäusern in Kempen und Grefrath gibt es offenbar nicht den großen Zulauf, den sich die Politiker durch die Umweltprämie beim Kauf von Elektroautos erhoffen. In der Anschaffung sind die ausschließlich batteriebetriebenen Fahrzeuge noch zu teuer. Im Einsatz als Dienst- und Nutzfahrzeuge, so für den städtischen Ordnungsdienst oder in den Bauhöfen, sind sie nicht unbedingt geeignet. Indes gibt es eine stetige Nachfrage nach E-Bikes. Die Rheinische Post hat sich mal umgehört.

Anfang August waren beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) erst etwas mehr als 800 Zuschussanträge eingegangen. Seit dem 2. Juli gibt es Fördergelder beim Kauf der E-Autos.

Im Vergleich zu anderen Kommunen, so Kempen und Grefrath, ist die Willicher Stadtverwaltung in Koordination mit den Stadtwerken und den Gemeinschaftsbetrieben Willich (GBW) schon etwas weiter. In den Verwaltungen in Kempen und Grefrath sind dagegen bisher gar keine E-Autos im Einsatz. E-Autos oder E-Bikes gäbe es, so Pressesprecher Christoph Dellmans, bei der Kempener Stadtverwaltung nicht. Auch bei den Kempener Stadtwerken nicht. "Dies könnte ein zukünftiges Projekt sein", sagte eine Stadtwerke-Mitarbeiterin.

Auch in der Gemeinde Grefrath Fehlanzeige, was die elektrobetriebenen Fahrzeuge angeht. "Unsere Mitarbeiter gewöhnen sich jetzt erst einmal daran, mit den neuen angeschafften Heckenscheren mit den Akkus, die sie in Rucksäcken mitschleppen, zu arbeiten", sagt schmunzelnd die Leiterin des Bauhofes, Ina Weise. Bald werde außerdem ein strombetriebener Freischneider dazu kommen und vielleicht später eine Motorsäge. E-Autos kennt man bei der Gemeinde und im Bauhof nicht; Ina Weise: "Dafür müsste ich ein viel größeres Budget bekommen". Fehlanzeige auch bei den Gemeindewerken Grefrath: Der Leiter vom Netz-Service, Heinz-Jakob Nellessen, sagt: "Eventuell kaufen wir im nächsten Jahr unser erstes Elektroauto."

In Willich gibt es sogar zwei E-Bikes für kurze Dienstfahrten der Mitarbeiter und insgesamt drei Elektrofahrzeuge. Zwei davon nutzen die GBW zur Pflege und Wartung in den Stadtparks oder auf den Friedhöfen. "Unsere Mitarbeiter fahren bereits im fünften Jahr eine Pritsche, außerdem seit 2015 einen Mini-Kipper", erklärt GBW-Leiter Bernd Kuhlen. Allerdings weist er auch auf so manche Probleme hin. Die gibt es vor allem in den Wintermonaten, wenn die Heizung eingeschaltet ist und der dafür benötigte Strom die Akkus schnell entleert. Auch das Radio sei ein Stromfresser. Außerdem sei, wenn dann noch ein kleiner mit Grünschnitt beladener Hänger gezogen wird, die Leistungsfähigkeit der Akkus im Nu aufgebraucht. "Wir schauen uns dennoch immer wieder auf dem Markt um und hoffen, dass bald die Technik und die Funktionalität besser wird", meint Kuhlen. Bei den GBW kommt ferner ein großer strombetriebener Straßen-Müllsauger zum Einsatz.

Elektro-Autos haben die Stadtwerke Willich auch. Und vor ihrer Zentrale an der Brauereistraße in Willich gibt es eine eigene Ladestation, die aber von anderen Kunden nicht so angenommen wird. So wurde dort im vergangenen Jahr nur rund 60 Mal getankt. Seit es die Umweltprämie gibt, sind bei den Stadtwerken keine neuen E-Fahrzeuge dazu gekommen. Eine Mitarbeiterin sagt: "Leider ist es bis heute nicht gelungen, Strom effizient und günstig zu speichern." Man hofft darauf, dass die Akkus in der Herstellung preiswerter werden. Auch der derzeit geringe Spritpreis trägt sicherlich nicht zu einem Umdenken bei. Jedenfalls sind die Stadtwerke auf Dauer überzeugt davon, dass sich die Elektroautos immer mehr durchsetzen werden. Eine weitere ihrer Ladestationen gibt es vor dem Technischen Dezernat neben dem Neersener Schloss. Von diesem Angebot wird ebenfalls nur selten Gebrauch gemacht.

Im Prinzip ja, aber.... Dies könnte man derzeit über den Einsatz von Elektro-Autos in der Stadt Tönisvorst sagen. Ordnungs- und Personalamtsleiter Wolfgang Schouten bestätigte zwar gegenüber der Rheinischen Post, dass man dem Grunde nach an solchen Fahrzeugen interessiert sei, schränkte aber ein: "Wir haben einige E-Autos teilweise über mehrere Wochen von unseren Außendienst-Mitarbeitern, vom kommunalen Ordnungsdienst oder von den Vollstreckungsbeamten, testen lassen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass dies derzeit überhaupt nicht effektiv ist." Schouten spricht die unzureichende Betriebsdauer bei den vielen kurzen Touren seiner Mitarbeiter an und kommt zu dem Ergebnis: "Die maximale Fahrleistung liegt bei anfangs vollem Akku nur zwischen 100 und 120 Kilometern, die Autos hängen mehr an der Steckdose, als dass sie im Einsatz unterwegs sind." Erst müssten die Hersteller mal nachrüsten und die Autos auch preisgünstiger anbieten. Öffentliche Ladestationen für E-Bikes und E-Autos gibt es in Tönisvorst nicht, Schouten dazu: "Wir führen deswegen Gespräche mit NEW."

Zu den Ladestationen der E-Bikes: Während sich diese Stationen in Kempen, Tönisvorst und Grefrath deutlich in Grenzen halten und nur vereinzelt anzutreffen sind, findet man auf den Web-Seiten der Willicher Stadtverwaltung unter dem Begriff "Mobilität" etwa 20 gültige Adressen von Gastronomiebetrieben, bei denen die Elektroräder kostenfrei aufgeladen werden können. Das Ladegerät muss allerdings mitgebracht werden. Dazu zählen unter anderem das Schiefbahner Restaurant "Kaiserhof", der Stautenhof auf den Anrather Darderhöfen, "Haus Grootens" in Willich oder der "Neersener Glasladen" am Grenzweg.

"Die Nachfrage nach E-Bikes ist im Vergleich zu 2015 in etwa konstant geblieben", sagt Markus Claassen, Inhaber des gleichnamigen Kempener Radsportgeschäftes an der Judenstraße. Von zehn verkauften Rädern verkauft Claassen im Schnitt zwei E-Bikes. Motor- und Reichweite dieser Räder seien im Laufe der Zeit schon ziemlich ausgereift. Claassen: "Ein vernünftiges E-Bike bekommt man schon für etwa 2000 Euro." Händler aus Willich und Anrath stellen derweil einen Anstieg bei der Nachfrage fest.

(wsc)
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