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Kevelaer Musik als Brücke zwischen Konfessionen

Kevelaer · Chordirektor Romano Giefer ist einer der drei musikalischen Leiter der Basilikamusik in Kevelaer. Ehrenamtliche Mitarbeit und Koordination sind dabei unerlässlich für das Bewältigen des anspruchsvollen Pensums. Auch Evangelische gestalten mit.

 Einer der "Motoren": Romano Giefer. Gemeinsam mit Elmar Lehnen und Martin Chrost leitet er die Basilikamusik in der Marienstadt Kevelaer.

Einer der "Motoren": Romano Giefer. Gemeinsam mit Elmar Lehnen und Martin Chrost leitet er die Basilikamusik in der Marienstadt Kevelaer.

Foto: Seybert

Romano Giefer entlockt dem Flügel eine moll-getönte Variation von "Hänschen klein". Zufällig, aus einer Laune heraus. Doch die Melodie passt zum Ansatz der Basilikamusik Kevelaer, bei der Giefer einer der drei musikalischen Leiter ist. Ab dem Kleinkindalter stehen die 14 Ensembles Musikfreunden offen, angefangen bei den "Marienkäfern" für mindestens Dreijährige über die Junge Kantorei (ab sechstes Schuljahr) bis zum Basilikachor und Basilikaorchester. Insgesamt rund 200 Mitwirkende zählt die Basilikamusik - und Giefer ist einer ihrer "Motoren".

"Die Zahlen sind relativ konstant", sagt der Chordirektor, der seit fünf Jahren in der Wallfahrtstadt tätig ist. Das Musizieren sei aber weniger ein Phänomen der Masse. "Es müssen die richtigen Leute zusammenkommen." Und da hat der 43-Jährige positive Erfahrungen gemacht. Nicht zuletzt, was das Zusammenwirken zwischen den hauptamtlichen Leitern - neben Giefer Basilika-Organist Elmar Lehnen und Organist Martin Chrost - und den vielen Ehrenamtlichen betrifft.

Eine davon ist Tina Weltike: "Ich engagiere mich als stellvertretende Chorsprecherin in der Basilikamusik. Ehrenamtlich. Als Sparkassenmitarbeiterin bin ich aber auch stolz auf meinen Arbeitgeber, der sich für unsere Heimat und speziell die Basilikamusik stark macht." Dann beispielsweise, wenn Eintrittspreise durch das Engagement der Sparkasse moderat gehalten werden können - wie beim erfolgreichen Mozart-Requiem Ende vergangenen Jahres.

Zurück zu Giefer. "Gute Kirchenmusik braucht viel Vorbereitung, und unter anderem dafür ist das Ehrenamt wichtig." Erst recht, wenn in einem Jahr wie dem des Basilika-Jubiläums die Verpflichtungen noch zahlreicher sind als in "normalen" Jahren. Selbst dann kommen auf die Basilikamusik rund 100 "Gestaltungen" in Liturgie und Konzerten zu. Das heißt, zweimal pro Woche ist eines der Ensembles im Einsatz.

Die Leistungsbereitschaft der Sänger und Musiker bezeichnet Giefer als sehr hoch. Allerdings sei es wichtig, die Grenzen der Belastbarkeit zu kennen, die familiären und beruflichen Verpflichtungen der Ehrenamtler beim Arbeitspensum zu berücksichtigen. Eine Abstimmung, die während der Probephasen samt geselliger Momente funktioniert. Der Chordirektor spricht von einem familiären Miteinander nach der Devise "Das ist ein gemeinsamer Kraftakt, aber machbar". Es kommt auf gegenseitiges Vertrauen an. Die Leistungsgrenzen der Akteure zu sprengen, wäre kontraproduktiv.

Dass ein gewisses Niveau und Verlässlichkeit erwartet werden, bekommen bereits die Kinder vermittelt. "Die haben das aber auch schnell raus", weiß Giefer. Sie merkten nach kurzer Zeit, wie verdrießlich es ist, wenn Lücken gefüllt werden müssen, die sie zum Beispiel durch mangelnden Probenbesuch reißen. Offenheit sei nötig, sagt der Chordirektor, der permanent in Kindergärten und Schulen unterwegs ist und Eltern anspricht, falls er ein hoffnungsvolles Sängertalent für die angesehene Basilikamusik entdeckt.

Er hat in seiner bisherigen Kevelaerer Zeit viele schöne Erfahrungen gemacht. "Kinder, die hier mit mir vor fünf Jahren begonnen haben, singen nun beim Mozart-Requiem mit." Die in der Marienstadt geweckte Liebe zur Kirchenmusik wirkt weiter. Immer wieder schreiben Jugendliche E-Mails an Giefer, zum Beispiel aus Heidelberg oder San Francisco, und teilen ihm mit, dass sie jetzt dort wieder in einem Chor sängen.

"Musik ist absolut ein pastorales Element", betont Giefer. Davon lassen sich auch Kinder faszinieren, deren Eltern mit der Kirche ansonsten nichts oder wenig zu tun haben. Auch eine Handvoll evangelischer Christen singt mit, findet das Mitgestalten spannend. Und hier, so Giefer, komme der Musik im ökumenischen Zusammenhang Bedeutung zu. Als ein Element, um Brücken zwischen den Konfessionen zu bauen.

(RP)
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