Kevelaer "Nein, nie. Ich wollte ihn nicht töten"

Kevelaer · Seit gestern muss sich ein 25 Jahre alter Mann vor dem Landgericht verantworten. Der Beschuldigte soll den neuen Partner seiner Ex-Freundin im Juni 2016 mit einem Messer auf offener Straße in Goch verletzt haben.

Die Staatsanwaltschaft am Klever Landgericht wirft einem gebürtigen und in den Niederlanden wohnenden Kosovo-Albaner (25) vor, er habe den neuen Partner seiner Ex-Freundin am 21. Juni vergangenen Jahres auf offener Straße in Goch töten wollen. Zudem soll der 25-Jährige bei der Tat einen zur Hilfe herbei geeilten Passanten verletzt haben. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Martin Laux, ob er sein Opfer habe töten wollen, antwortete der Angeklagte sehr energisch: "Nein! Nie!"

Einen anderen Satz wiederholte der wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung Angeklagte am Prozessauftakt immer wieder: "Sie haben mein Leben zerstört." Gemeint waren seine Ex-Freundin und ihr neuer Lebensgefährte, der durch die Stiche lebensgefährlich verletzt worden war.

Das Geschehen bedauerte der in Untersuchungshaft sitzende Beschuldigte gestern. "Ich habe mich im Gefängnis deswegen umbringen wollen, weil ich einen Menschen so schwer verletzt habe", teilte der 25-Jährige über seine Übersetzerin dem Gericht mit.

Warum es trotzdem zu dieser Tat kam, schilderte der 25-Jährige in einer durch seinen Anwalt verlesenen Einlassung und anschließenden eigenen weiteren mündlichen Ausführungen. Zunächst beschrieb der Beschuldigte, der mit seiner Familie wegen eines Krieges aus dem Kosovo geflohen war, seine Lebensweise vor der Tat. Er habe über Wochen hinweg schon früh morgens angefangen, Alkohol zu konsumieren und den ganzen Tag lang weitergetrunken.

Mit 15 oder 16 habe er das erste Mal Marihuana ausprobiert, mit Anfang 20 sei dann mit Kokain eine härtere Droge hinzugekommen. Auch am 21. Juni, dem Tattag, habe er unter erheblichem Einfluss von Alkohol und Marihuana gestanden.

An jenem frühen Abend sei er auf der Gartenstraße in Goch auf den neuen Lebensgefährten seiner früheren Freundin getroffen. Nach einem kurzen wechselseitigem Streitgespräch habe er sein Messer aus seiner Tasche geholt und auf das spätere Opfer eingestochen. "Das Messer hatte ich zu meiner Sicherheit bei mir", sagte der 25-Jährige, der sich an den ganz genauen Ablauf der Tat aber nach eigenen Angaben nicht mehr zu 100 Prozent erinnern konnte.

Stattdessen sprang er immer wieder zur "Vorgeschichte", wie er sie nannte, zurück. Nach zweieinhalbjähriger Beziehung hätten er und seine frühere Freundin sich auf Drängen ihrer Familie getrennt. Als sich seine Ex-Freundin mit ihm im April 2016 vor einer Bar in Goch treffen wollte, seien dort Männer aufgetaucht, die ihn in einer Schlägerei schwer verletzt hätten. "Darunter leide ich bis heute. Ich konnte das noch nicht verarbeiten", erzählte der 25-Jährige und führte weiter aus: "Ich glaube, dass die Familie meiner Ex-Freundin dahinter steckte." Bei der Tat am 21. Juni habe das spätere Opfer im vorangegangenen Wortgefecht gerufen: "Hast du denn immer noch nicht genug?" Das habe er in Anbetracht der Vorkommnisse im April als Drohung aufgefasst und deshalb sein Messer gezückt.

Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt. Dann soll auch das Opfer angehört werden.

(RP)
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