Weeze Referendum: Weezer Schotte glaubt an die Vernunft
Weeze · Der Mann ist Brite, klar, aber beileibe kein Engländer. Brian Bremner, 66 Jahre alt, ist in den Highlands geboren. Auf einem Bauernhof in den rauen Bergen nördlich von Aberdeen. Schön war es dort, dennoch hat der Schotte vor fast 50 Jahren seine Heimat verlassen. Weil es dort kaum Arbeit gab. Bremner lebt heute in Weeze und blickt gespannt auf die Nachrichten aus seiner Heimat: Werden seine Landsleute heute für den Verbleib im britischen Königreich stimmen oder doch für die Selbstständigkeit?
Wer Brian Bremner fragt, ob er sich als Schotte oder Brite fühlt, muss keine Sekunde auf die Antwort warten: Ein Schotte ist ein Schotte und sonst nichts. Der britische Pass weist Bremners Staatsangehörigkeit zwar eindeutig aus, aber wer weiß, was die Zukunft bringt. "Ich glaube nicht, dass es zur Trennung kommt", sagt der Weezer. Zu vieles müsste voneinander getrennt werden - die Währung, das Militär, die internationalen Mitgliedschaften, das Schul- und das Rechtssystem. Bremner selbst darf sich am heutigen Referendum gar nicht beteiligen, weil er außerhalb Schottlands lebt. "Aber wenn ich abstimmen dürfte, würde ich gegen die Abspaltung sein", sagt er.
Denn der Weezer ist zwar mit dem Herzen ganz und gar Schotte, im Alltag aber vor allem Europäer. Seine Frau Maria ist Deutsche, beide sind in Weeze wohlbekannt. "Ich kenne eine ganze Reihe Schotten hier, aber über Politik sprechen wir kaum", sagt er. Schotten leben in Weeze viele, weil die Royal Air Force am Militärflughafen Laarbruch ein schottisches Regiment unterhielt. Dort arbeitete zunächst als Fernmelder und später als ziviler Mitarbeiter auch Brian Bremner.
Der Flaggenmast, der bei Länderspielen oder an Geburtstagen des Hausherrn die schottische Fahne trägt, wird heute ungenutzt bleiben. Was nicht unbedingt eine politische Aussage ist: Bremner gestaltet gerade den Garten um und kommt einfach nicht ran an den Mast.
