Kevelaer Schranke statt Poller auf Südstraße

Kevelaer · Die Aufregung wegen der "Abriegelung" der Südstraße in Kevelaer legt sich wieder. 60 Arbeitsplätze und Sicherheit für die Anlieger sind starke Argumente, geben die Gegner der Aktion zu. Anwohner bekommen für jedes Auto einen Chip.

 Weil der Winter nicht so frostig ist wie in den vergangenen Jahren, muss an der Baustelle keine Pause eingelegt werden: Bald soll die Schranke kommen.

Weil der Winter nicht so frostig ist wie in den vergangenen Jahren, muss an der Baustelle keine Pause eingelegt werden: Bald soll die Schranke kommen.

Foto: nik

"Das war hier früher lebensgefährlich. Ich kann mich gut daran erinnern, wie die Lastwagen durch die Südstraße bretterten. Da musste die Stadt etwas tun." Der Mitarbeiter des Versorgungsunternehmens NGW, das die Gasleitung im Auge behält, während die Bauarbeiter Löcher in den Boden stemmen, ist überzeugt von dem Schritt, den die Verwaltung sich überlegt hat. Einige Anwohner hingegen hatten die Rheinische Post schon vor Wochen darüber informiert, dass sie nicht zufrieden sind. Die Stadt wolle, so hieß es, elektrisch versenkbare Poller an der Südstraße montieren lassen, so dass Durchgangsverkehr unmöglich wird. Nur, wer einen Chip habe — und das würden eben die Anlieger sein — könne die Straße künftig noch mit seinem Fahrzeug nutzen. Handlungsbedarf entstand, weil nach Jahren des Leerstands die alten Landgard-Hallen zum Jahresbeginn einer neuen Nutzung zugeführt wurden.

Die Kevelaerer Firma "Gasa" hat die Immobilien übernommen. Und ist ebenso wie früher Landgard Logistiker für die Gärtner der Umgebung. Wie die RP feststellte, wird nun statt Pollern eine Schranke angebracht. "Aus technischen Gründen", sagt Ludger Holla von der Stadtplanung. "Wir haben dort einen hohen Grundwasserspiegel, was gegen versenkbare Poller spricht." Der Effekt bleibt der gleiche: Nur noch mit dem Berechtigungs-Chip können die Bewohner der angrenzenden Straßen auf direktem Weg ihre Häuser erreichen. Der Zulieferverkehr aus Richtung Süden wird zur Delbrückstraße 16 geleitet. Was aber, wenn Besuch erwartet wird? Da werde die Stadt einen Weg finden, hatte Bürgermeister Axel Stibi in einem Brief an die Betroffenen versichert. In der Tat seien viele Gespräche geführt worden, versichert Holla. Mit Erfolg: Nur noch wenige Nachbarn haben Bedenken.

Zwei Frauen, mit denen die RP sprach, waren sehr gelassen. Schließlich ist alles besser als gefährlich viel Verkehr vor der Tür. In den Jahren, während der die Landgard-Hallen verlassen waren, war es schön ruhig. "So hätte es doch einfach bleiben können", meint eine der Damen. Doch die andere findet, dass es positiv zu sehen ist, wenn ein großes Unternehmen wie "Gasa" der Stadt treu bleibt, statt andernorts Gewerbesteuer zu zahlen. Wer heute von der Gelderner Straße in die Südstraße einbiegt, stößt nach kurzer Zeit auf die Einmündung, an der mehrere Schilder deutlich aussagen: Links abbiegen zu "Gasa" , Durchfahrt geradeaus verboten, keine Wendemöglichkeit. So lange die RP zusah, hielten sich Lastwagen und Geländewagen mit Anhänger — die typischen Zulieferer der Gärtnerbranche — an das Gebot. Aus der anderen Richtung, von der Walbecker Straße kommend, will die Stadt offenbar auf Nummer sicher gehen: Dort, an der Einmündung Stettiner Straße, wird die Schranke installiert. So dass Kevelaerer, die an der Südstraße, der Koxheiderstraße, der Königsberger, Breslauer oder Stettiner Straße leben, nicht belästigt werden.

Wer von Süden kommend zu einem der Häuser im "abgesperrten" Bereich will, muss einen Umweg in Kauf nehmen. "Für uns ist das natürlich blöd. Weniger für den landwirtschaftlichen Betrieb, aber für den Hofladen", sagt Georg Meurs. Der Bürgermeister habe ihm geraten, Flyer auszulegen, dann würden sich die Kunden schon umgewöhnen. Meurs sieht ein, dass 60 Arbeitsplätze und das Sicherheitsbedürfnis von Anwohnern starke Argumente für die Schranke sind. Und Besucher, die beim ersten Mal ratlos vor der Sperre stünden, wüssten beim zweiten Mal Bescheid. "Wer fürchtet, dass ihn seine Gäste nicht erreichen, muss dann eben mit dem Öffner an der Schranke stehen", sagt Meurs halbherzig lachend.

Fahrradfahrer haben übrigens immer auf dem geradem Weg freie Fahrt. Für sie und die Fußgänger bleibt ein Weg neben der Schranke frei.

(RP)
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