Kevelaer Wenig Zustimmung zur Rathaus-Fassade

Kevelaer · Bei der umfassenden Rathaussanierung, die nach jüngsten Berechnungen 7,8 Millionen Euro kostet, ging es vor allem um energetische Fragen und Brandschutz. Manche Kevelaerer hatten sich aber auch optisch Neues gewünscht.

 Gabi Sleuser beguckt sich die Umgestaltung des Rathauses jeden Tag - sie arbeitet nebenan. Lieber als das gediegene Rotbraun hätte sie eine frische Farbe für die Rathausfassade. Damit steht sie nicht allein da.

Gabi Sleuser beguckt sich die Umgestaltung des Rathauses jeden Tag - sie arbeitet nebenan. Lieber als das gediegene Rotbraun hätte sie eine frische Farbe für die Rathausfassade. Damit steht sie nicht allein da.

Foto: Settnik

"Ist das neu? Wäre mir nicht aufgefallen. Aber wir kommen auch nur ein, zwei Mal im Jahr nach Kevelaer", sagt Bruno Feegers, der mit seiner Frau aus Krefeld anreist, um den Marienwallfahrtsort zu besuchen. Das Rathaus ist, wo es immer war - bei genauem Hinsehen meint Feegers, dass die roten Bereiche früher wohl nicht da waren. Das Gerüst an der vorderen Fassade ist abgebaut, jetzt können Kevelaerer und die Besucher der Stadt sich ein Bild machen von der neuen Optik des Verwaltungsgebäudes.

Zur Erinnerung: Nach mehr als 40 Jahren war das Rathaus auf dem Peter-Plümpe-Platz marode, durch die Fenster zog es, das Dach war undicht. Der Rat beschloss, das Gebäude grundlegend zu sanieren. Der eigentliche Baukörper wurde nicht verändert, nur die Proportionen der Fassade sind nun andere. Mit der energetischen Erneuerung gingen moderne Fenster einher, statt Alu-Profilen gibt nun rotbraune Keramik der Fläche Struktur. Die Ratsmehrheit hat so entschieden.

Rotbraun - sehr ähnlich dem typisch niederrheinischen Backstein, der auch rund um den Peter-Plümpe-Platz vielfach zu finden ist. Auch der nicht sanierte jüngere Kopfbau des Rathauses, in dem unten auch der Ratssaal untergebracht ist, weist diesen Farbton auf. "Ich finde den Ton nicht gerade spannend, er ist irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch", sagt Barbara Schmidt, die gemeinsam mit Jutta Urselmann und ihren Tageskindern in der Stadt unterwegs ist. "Die Farbe ist einfach langweilig, altbacken - mir hätte etwas Frisches, Helles besser gefallen", ergänzt Urselmann.

Mohamed Changezi beschäftigt ein anderer Aspekt: "Was da für eine Masse Geld ausgegeben wurde, und dann sieht es nicht einmal anders aus als vorher." So lässt das Heiner Schraml, zuständig fürs Gebäudemanagement, nicht gelten: "Die Fenster sind viel größer, die Proportionen dadurch andere, die Keramikfassade ist wertig und modern." Klar - insgesamt 7,8 Millionen Euro hat die Sanierung gekostet, aber dafür gebe es demnächst ein technisch praktisch neuwertiges Rathaus. "Außerdem sind die Geschmäcker unterschiedlich. Ich habe auch schon von vielen Leuten gehört, die die neue Optik schön finden."

Gabi Sleuser gehört nicht dazu. Die Kassiererin aus dem Drogeriemarkt nebenan ist enttäuscht von der rotbraunen Fassade. "Etwas Modernes wäre schön gewesen statt zu versuchen, den Farbton den Umgebungsbauten anzupassen." Aber auch ein dunkler Klinker wie etwa am Caritas-Gebäude gefällt ihr nicht. Sleuser erklärt: "Es gibt doch heute nicht nur Braun oder Schwarz - gerade an öffentlichen Gebäuden sieht man doch oft Grau in Kombination mit Gelb oder Grün."

Hermann Schmidt traut sich sogar, den Neu-Zustand geradeheraus als "hässlich" zu bezeichnen. "Es hat sich ja kaum etwas gegenüber früher verändert." Vielleicht ist gerade das der Grund, warum eine alte Dame, die der Rheinischen Post ihren Namen nicht nennen möchte, die Umgestaltung "ganz schön" findet. "Hauptsache, es ist bald fertig", sagt sie. Laut Schraml ist damit im Mai zu rechnen.

(RP)
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