Kevelaer Wie (un)sicher Kevelaer für Kinder ist

Kevelaer · Bald öffnet die Freibadsaison. Die Rheinische Post machte sich mit zwei Jungs auf den Weg, um zu testen, wie sicher sie mit dem Rad durch die Stadt kommen. Herausforderungen auf der zwei Kilometer langen Strecke gab es einige.

Jannis Verhülsdonk und Tim Diers wohnen im Kevelaerer Neubaugebiet Klinkenberg. Die beiden Zehnjährigen sind gut befreundet. Im kommenden Sommer wollen die Kinder sich mit Freunden im Freibad treffen. Eigentlich kein Problem. Die Jungs sind vorbereitet, können schwimmen und haben beim Radfahrtraining mitgemacht. Dennoch: Um zum Freibad zu gelangen, müssen sie einmal quer durch die Stadt. Für die Jüngsten unter den Radfahrern ist der etwa zwei Kilometer lange Weg zu großen Teilen eine verkehrstechnische Herausforderung.

An einem Montagnachmittag machen sich Jannis und Tim auf den Weg. Sie verlassen das Wohngebiet und fahren mit ihren Rädern über den Kreisverkehr auf die Walbecker Straße. An der nächsten Kreuzung biegen sie rechts ab Richtung Innenstadt. Zuerst fahren sie auf der Straße, vor der St.-Antonius-Grundschule biegen sie auf ein kurzes Stück Radweg und dann wieder zurück auf das Tempo-30-Stück am St.-Klara-Platz.

Der Übergang von der verkehrsberuhigten Zone auf die stark befahrene Bahnstraße ist für Kinder schwer zu überblicken.

Der Übergang von der verkehrsberuhigten Zone auf die stark befahrene Bahnstraße ist für Kinder schwer zu überblicken.

Foto: Thomas Binn

Jannis meldet sich zu Wort. "Diese Stelle haben wir schon zigmal geprobt. Aber ich finde es schwierig mit dem Hin- und Herfahren. Eigentlich kann man hier viel besser direkt auf der Straße bleiben." Für die Kinder ist es an dieser Stelle auch nicht so einfach, wieder auf die Straße zurück zu gelangen. Am Ende des kurzen Radwegs steht zwar ein Hinweisschild, wenn Radfahrer aber die schmale Einfahrt zurück auf die Straße verpassen, kommen sie vom St.-Klara-Platz kaum zurück auf die Twistedener Straße.

Auf der Markstraße wird der Verkehr dichter. Vollbremsung. Ein großer Pkw fährt rückwärts aus einer Parklücke. Die Kinder warten mitten auf der Straße. Dieses Mal meldet sich Tim: "Es ist hier super eng. Es wäre viel besser, wenn es ordentliche Fahrradwege geben würde." Der Bürgersteig bietet den Kindern auch keine wirkliche Perspektive, da er zu schmal ist und von Fußgängern in beide Richtungen genutzt wird.

Links abbiegen in die Dondertstraße: Ein Manöver, das für Kinder schwierig zu überschauen ist.

Links abbiegen in die Dondertstraße: Ein Manöver, das für Kinder schwierig zu überschauen ist.

Foto: Thomas Binn

Von hinten überholt ein ungeduldiger Autofahrer. Weiter auf dem Roermonder Platz sehen wir, dass die Schranken gerade hochgehen. "Man merkt gar nicht, dass es eine Spielstraße ist. Die Autos fahren hier voll schnell", meint Jannis. Wir haben viel Gegenverkehr. Es ist eng. Die Kinder schlängeln sich zwischen parkenden und entgegenkommenden Autos über die Bahnstraße. Eine ältere Radfahrerin wird ungeduldig und überholt rechts auf dem Fußweg. Am Übergang aus der verkehrsberuhigten Zone auf die Bahnstraße wird es noch mal brenzlig. Hier ist der Verkehr sehr dicht. Die Autos bilden eine Gasse und lassen die Kinder passieren. Hier würde ein Zebrastreifen helfen und Orientierung bieten.

 Tim Diers (l.) und Jannis Verhülsdonk sind beide zehn Jahre alt. Sie fuhren vom Kevelaerer Neubaugebiet Klinkenberg quer durch die Stadt zum Freibad.

Tim Diers (l.) und Jannis Verhülsdonk sind beide zehn Jahre alt. Sie fuhren vom Kevelaerer Neubaugebiet Klinkenberg quer durch die Stadt zum Freibad.

Foto: Thomas Binn

Anschließend kommt wieder ein kleines Stück Radweg, etwa 25 Meter, dann fahren die Jungs auf der Straße weiter Richtung Dondertstraße. Und noch mal wird es schwierig. Hand raus, ab auf den Mittelstreifen, und dann links abbiegen. Hier in der 50er-Zone ist das nicht so einfach. Die beiden haben es trotzdem geschafft, das letzte Stück bis zum Freibad ist jetzt ein Kinderspiel.

Verbesserungsvorschläge kamen von den jungen Radfahrern viele. Die Autos sollen nur aus einer Richtung kommen, Radwege auf beiden Seiten der Straße, Zebrastreifen, Fußgängerampeln und viel weniger Verkehr, damit die Innenstadt für Kinder freundlicher wird. "Aber das alles ist ja sowieso zu teuer", sagt Jannis noch abschließend.

Die Innenstadtprobleme sind bei Politik und Verwaltung lange bekannt. Für Kinder bleibt es abenteuerlich, mit dem Rad alleine durch die Stadt zu kommen.

(RP)
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