Kleve Auf der Jagd nach den Pokémon

Kleve · Die Schwanenburg wird von Spielern umzingelt, denn dort befinden sich besonders viele der virtuellen Figuren.

 Auch in Kleve ist das Trend-Spiel Pokémon Go angekommen. Bis zu 350 Spieler tummeln sich abends an der Schwanenburg.

Auch in Kleve ist das Trend-Spiel Pokémon Go angekommen. Bis zu 350 Spieler tummeln sich abends an der Schwanenburg.

Foto: Gottfried Evers

An der Schwanenburg tummeln sich in diesen Sommerferien auffallend viele junge Menschen, die auf ihr Smartphone starren. Dabei informieren sie sich jedoch nicht über das historische Gemäuer, sondern lauern virtuellen Tieren auf. Immer wieder hört man jemanden rufen: "Da ist eins!" Die Pokémon-Jagd ist auch in Kleve eröffnet. Bis zu 350 "Jäger" kommen in den Abendstunden an die historische Burg. Denn dort befinden sich besonders viele Pokémon.

Kleve: Auf der Jagd nach den Pokémon
Foto: Evers Gottfried

Auch der Niederrhein scheint im Pokémon-Go-Fieber. Ein kostenloses Spiel, bei dem die Teilnehmer sich auf die Suche nach virtuellen Figuren machen, um diese einzufangen und zu trainieren. Der Clou beim Spiel ist die Standort-Erkennung (GPS) auf dem Smartphone. Die Monster verstecken sich an verschiedenen Orten - der Spieler sieht sie, wenn er in der Nähe ist. Dann werden die Figuren auf dem Display des Telefons in die echte Umgebung eingeblendet ("Augmented Reality"). Der Spieler, also der Pokémon-Jäger, fängt sie mit Hilfe weiß-roter Bälle ein.

Jim und Carmelo sind extra von Goch nach Kleve gefahren, um dort die bunten Figuren, mit Namen wie Pikachu oder Bisasam, zu fangen. Sieben Stunden verbringen die Jungs derzeit täglich mit ihrem Hobby. "Es macht süchtig", sagt Jim. Die beiden 17-Jährigen fahren momentan den ganzen Niederrhein ab, um zu jagen. "Wir wollen auch noch nach Düsseldorf fahren", sagt Carmelo. Dort wird die von Pokémon-Spielern belagerte Girardet-Brücke an der Kö zeitweise für den Autoverkehr gesperrt. Und es werden sogar Dixi-Klos aufgestellt. In Kleve gibt es keine ähnlichen Überlegungen oder Wünsche von Spielern, teilte die Stadt auf Anfrage mit.

Eine Sache muss man dem Spiel lassen: Die Jugendlichen lockt es weg vom heimischen Computer oder der Konsole. Die Eltern von Carmelo befürworten das Spiel, sagt der Junge. Schließlich seien sie an der frischen Luft und bewegen sich viel. "Wir lernen dabei viele andere Leute kennen", sagt Carmelo. Auch die beiden Jungs hätten sich durch Pokémon Go wieder angefreundet, nachdem sie sich aus den Augen verloren hatten. Selbst der kleine Bruder von Jim und sein Vater spielen das Spiel. "Es macht einfach so viel Spaß", sagt er. Die Spieler tauschen sich aus, etwa über sogenannte Pokéspots. Auch die Schwanenburg gehört dazu. Pokéspots sind Punkte, an denen sich besonders viele der virtuellen Wesen tummeln, meist Sehenswürdigkeiten der Städte. So sind weitere Punkte in Kleve der Elsa-Brunnen und das Glockenspiel in der Fußgängerzone. Hauptsächlich würden sich die Klever Pokémon-Jäger rund um die Schwanenburg tummeln, erzählt Niklas. Der 21-Jährige ist in einer WhatsApp-Gruppe mit 60 Mitgliedern, die sich über das Spiel zusammengetan haben und gegenseitig Tipps geben.

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Foto: Laura Ihme

An manchen Abenden sei die ganze Schwanenburg voller Spieler. "Manche bestellen sich auch Pizza dorthin", sagt Niklas. Das birgt allerdings auch Probleme, denn der Müll bleibt oft liegen und wird von den Spielern nicht wieder mitgenommen.Es liegen Pizzakartons, McDonalds-Tüten, aber auch Verpackungen von Powerbanks (die zum Nachladen der Akkus benötig werden) herum, sagt Christian Spelz, Pressesprecher des Landgerichts Kleve. "Unser Hausmeister ist sehr engagiert und entsorgt den Müll. Früher haben wir die Müllcontainer einmal in der Woche gelehrt, jetzt passiert das täglich." Auf Facebook hätten sie die Spieler dazu aufgefordert, ihre Sachen wieder mitzunehmen. "Es hat sich bereits gebessert", sagt Spelz. Generell steht die Schwanenburg dem Spiel offen gegenüber. "Anfangs waren wir schon irritiert, warum den plötzlich 50 Leute auf unserer Mauer sitzen, aber wir sehen das entspannt."

Häufig würden die Spieler auch mehrere Stunden an der Burg verweilen. Denn der Ort ist eine "Arena", in der die gefangenen Pokemon gegeneinander kämpfen können, erzählt Niklas. Von der Mauer runter geht es aber, wenn eine seltene Figur auftaucht. "Dann rennen alle los." Selten sind zum Beispiel Pikatchu, Gengar oder Aquana. Diese erscheinen oft nur wenige Minuten, dann gilt es, sie einzufangen. Rund 150 Pokémon-Charaktere mit verschiedenen Eigenschaften gibt es.

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Ihre Ferien werden also viele Spieler mit der Jagd nach den Pokémon verbringen. "Wenn die Schule wieder los geht, wird das sicherlich weniger werden", sagt Carmelo. "Allerdings ist die Schule auch eine Pokéstop", sagt er und lacht.

(RP)
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