Kleve Beuys ist Zuhause

Kleve · Zwei wichtige Werke von Beuys: Das Ehrenmal wurde in Kleve geschaffen, die Installation für Venedig greift die Klever Geschichte auf: Beide sind im Kurhaus zu sehen.

Beuys beugt sich über ein Holzkreuz, das schräg kopfunter auf einer hölzernen Handkarre liegt. Er legt ein Stück Eisen an. Im Hintergrund ein zerborstenes, wieder geflicktes Ofenrohr, zwei Türen unmittelbar nebeneinander. 1959 fotografierte Fritz Getlinger seinen Freund, den Künstler, im Atelier des Museums Kurhaus. Das Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Kriege in Büderich stand kurz vor der Vollendung, Beuys hatte seine inzwischen berühmte Krise überwunden, er hatte sich im Kurhaus zu dem Künstler entwickelt, der weltberühmt werden sollte, hatte seine Frau Eva und nicht zuletzt seinen Galeristen Schmela in Düsseldorf gefunden.

"Das Atelier in Kleve war wie ein Kokon, wie ein Denkraum", sagt Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde, in dessen Haus die immer noch im Zuschnitt von 1959 befindlichen Räume des damaligen Ateliers sind. Als Beuys hier auszog, ging er nach Düsseldorf, folgte dem Ruf an die Akademie und entfernte sich rasant dem konservativen Einfluss seiner Heimat, so Kunde.

Jetzt haben Kunde und seine Mannschaft Beuys wieder nach Hause geholt und ihm zum Gedenken an das 30. Todesjahr und das 95. Geburtsjahr die große Ausstellung "Werklinien" eingerichtet. Im Mittelpunkt stehen zwei Werke, die eng mit Kleve verknüpft sind: das hier entstandene Ehrenmal und die berühmte Straßenbahnhaltestelle als Leihgabe des Kröller-Müller-Museums in Otterlo. Diese ist nicht nur ein Stück Klever Geschichte - zeigt sie doch die Cupido-Säule, die zu Beuys-Zeiten noch Eiserner Mann hieß. Sie verbindet diese Geschichte mit dem Revolutionär Anacharsis Cloots, dessen gequälter Kopf die alte Feldschlange krönt. Sie ist auch noch ein Stück der Biografie des Künstlers, zeigt zudem seine Verbundenheit mit seiner Heimat.

Dass Kleve das Ehrenmal erstmals - und wohl auch das einzige Mal - in einem Museum zeigen kann, ist ein Glücksfall: Das Werk war stark verschmutzt, Tauben und Witterung hatten dem Eichenholz zugesetzt. Das monumentale Werk musste abgenommen und in Brauweiler gesäubert werden. Wobei Beuys noch zu Lebzeiten gesagt hatte, dass die Verwitterung auch Teil der Arbeit sei. Für die Ausstellung haben die Klever die beiden Torflügel und das Kreuz ähnlich aufgebaut, wie auf dem Foto Getlingers: Die Tore stehen sehr schön schräg im Raum, das Kreuz liegt auf einem kleinen Bock fast genauso kopfüber, wie auf dem Foto. Für die Straßenbahnhaltestelle wurde der Oberlichtsaal nochmals abgetrennt, sie liegt dort still in einem Raum, so wie sie einst in einem Raum (aber weniger still) in Venedig aufgestellt worden war. Beuys hatte sie später, als Otterlo das Werk ankaufte, abgelegt, so dass jetzt Kanone, Mörser, die Schiene und das Bohrgestänge wie säuberlich sortiert daliegen.

Im Atelier, das viel zu klein gewesen wäre, um hier die monumentalen Teile des Ehrenmals zu zeigen, hängen zarte Zeichnungen von Beuys, ein Raum weiter zeigen vier Filme das, was Beuys zu Lebzeiten als wichtiger Teil mit ausmachte: Seine Performance. Dort kann man in Ruhe die Dokumentation vom Hasen, dem die Bilder erklärt werden, ebenso sehen, wie "Beethovens Küche". Letztlich ist eine schöne, runde Ausstellung zusammengekommen - deshalb ein Lob des Direktors an seine Kuratorin Valentina Vlasic: "Großartige Arbeit!"

Eröffnung ist am Sonntag, 1. Mai, 11.30 Uhr, es spricht Joachim Schmidt. Ein Video unter www.rp-online.de/kleve

(RP)
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