Kleve Falsch parken und richtig bezahlen

Kleve · Private Parkplatzbetreiber kontrollieren immer mehr Stellflächen. Das Parkhaus der Gocher Kaufland-Filiale wird jetzt vom Unternehmen Park & Control bewirtschaftet. Kunden fühlen sich abgezockt. Auch in Kleve kann Parken teuer sein.

 Sollte man im Gocher Kaufland-Parkhaus nicht vergessen: Parkscheibe setzen.

Sollte man im Gocher Kaufland-Parkhaus nicht vergessen: Parkscheibe setzen.

Foto: Gottfried Evers

Das Geld liege auf der Straße, heißt es. Aber noch mehr auf Parkplätzen. Denn hier wird mittlerweile ordentlich abkassiert. Besonders private Parkplatzbetreiber sorgen dafür, dass Autofahrer fassungslos vor ihrem Wagen stehen. Die Unternehmen legen die Nutzungsbedingungen für ihre Stellflächen selbst fest. Wer sich nicht daran hält, für den können auch kleine Verstöße eine große Wirkung haben.

Die Erfahrung machte Kurt Nickel (62). Der Mann kam vor einigen Tagen aus der Gocher Kaufland-Filiale und packte die Einkäufe in sein Auto. Das hatte er in dem Parkhaus des Kaufcenters abgestellt. Am Scheibenwischer hing der Zettel. "Schon wieder Werbung, dachte ich", so Nickel. Auf dem Papier wurde Nickel jedoch mitgeteilt, dass er gegen einen Vertrag verstoßen habe und das 30 Euro kostet. Das Parkhaus wird seit kurzem von dem Unternehmen Park & Control bewirtschaftet. Der Gocher hatte seine Parkscheibe nicht gestellt. "Das musste ich hier noch nie. Seit Jahren kaufe ich hier zweimal in der Woche meine Lebensmittel ein. Das ist vorbei, die sehen mich hier nicht mehr. Die Auswahl an Discountern ist groß", erklärt Nickel, der sich umorientiert.

Der 62-Jährige rannte mit seinem "Ticket" zur Information des Centers und stellte fest, dass er nicht der Einzige war, der sich über die neuen Vorschriften ärgerte. "Da stand die ganze Theke voll." Für ihn ist der Fall klar: Mäßig gelaunte Wächter lauern nur darauf, dass einer vergisst, die Scheibe zu stellen. "Abzocke!" nennt er die neue Regelung.

Dieselben Erfahrungen hat auch die Kleverin Alexandra Peters (45) gemacht. Kurz vor Weihnachten wollte sie in dem Media-Markt des Einkaufscenters für ihre Tochter ein Handy kaufen. Ohne Handy fuhr sie wieder ab, dafür aber mit der 30-Euro-Zahlungsaufforderung. "Ich habe mich an die Regelung im CentrO gewöhnt und dachte, die Geschäftsleute sind froh, wenn ich komme, um hier einzukaufen", sagte sie.

Mirko Kriegel (41) ist Hausleiter der Kaufland-Filiale. Für ihn gab es keine andere Lösung, als die Stellflächen vor der Tür von Park & Control überwachen zu lassen. Um 9 Uhr seien die ersten beiden Etagen von Dauerparkern blockiert gewesen, so Kriegel. "Wo sollen unsere Kunden denn hin?" Drei Stunden sind mit Parkscheibe frei, ab dann ist die Vertragsstrafe fällig.

Doch gibt es bei den von Parkplatzbetreibern geforderten Summen noch reichlich Luft nach oben. Vor allem dann, wenn Unternehmen keine Zeit verlieren wollen, um das Fahrzeug zügig abzuschleppen. Damit kennt sich Elke Hübner vom Fachbereich Verbraucherschutz und Recht beim ADAC bestens aus. "Parkraum wird immer knapper und dementsprechend sinkt auch die Hemmschwelle schnell abzuschleppen. Die Kosten dafür liegen bei etwa 130 Euro. Das wird gerichtlich auch durchgesetzt", sagt die Expertin. Hoffnung macht sie dennoch: "Es gibt Häuser, bei denen einem die Strafe erlassen wird, wenn man einen Kassenbeleg über seinen Einkauf vorlegen kann."

Doch gibt es auch reichlich Parkplätze, die nicht an Kaufcenter oder Discounter angeschlossen sind und privat bewirtschaftet wird. So wie der in Kleve an der Herzogstraße. Dieser wird von der Firma Contipark überwacht. Bittere Erfahrungen hat hier Eva Fischer (27) gemacht. "Ich habe hier geparkt und ein paar Meter entfernt bei Photo Porst Passbilder abgeholt. Es waren meine teuersten Passbilder. Nur wenige Minuten zu spät, hatte ich den Zettel hinterm Scheibenwischer", sagt sie. In Kleve gibt es noch mehr dieser Flächen, wie etwa am Penny-Markt in der Materborner Allee.

Kleves Ordnungsamtsleiter Ralph van Hoof weiß um die Probleme. Ständig rufen Bürger auf der Bußgeldstelle an und beschweren sich über die Höhe der Strafen. Achselzuckend kann van Hoof nur darauf hinweisen, dass die Stadt dafür nicht verantwortlich ist. "Bei uns kostet es zehn Euro, wenn jemand die Parkscheibe nicht stellt."

In dem Wort Parkraumbewirtschaftung wird der ökonomische Aspekt deutlich. Die Unternehmen dürften sich kaum darüber ärgern, wenn viele Kraftfahrer ihre Wagen nicht regelkonform abstellen. Denn, nur wenn das Auto falsch steht, rollt der Rubel.

Update: Mirko Kriegel von der Kaufland-Filiale meldete sich nach Veröffentlichung unseres Artikels in unserer Redaktion. Er betont, dass sich Kunden, die sich ungerecht behandelt fühlen oder versehentlich keine Parkscheibe gestellt haben, an der Information des Kaufland melden sollen. "Wir finden dann eine Lösung, wir wollen keine Kunden verprellen", sagte er.

(jan)
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