Kleve/Uedem Gute Ernte und schlechte Preise

Kleve/Uedem · Die Landwirte haben hervorragende Erträge erzielt, Wetter richtete keine Schäden an.

 Landwirt Richard Janssen mit reichlich Kartoffeln, die wenig Geld einbringen. Der Preis ist im Keller.

Landwirt Richard Janssen mit reichlich Kartoffeln, die wenig Geld einbringen. Der Preis ist im Keller.

Foto: Gottfried Evers

Richard Janssen (50) ist Landwirt in Keppeln. Sein Vater war es schon, sein Großvater ebenso und so weiter. Er ist zwischen Ställen und Feldern aufgewachsen. Sein Leben drehte sich stets um Säen und Ernten. Er hat nahezu alles erlebt, was man auf einem Hof erleben kann. In diesem Jahr muss er eine Erfahrung machen, die auch für ihn neu ist. Neu und bitter. Der Preis für Kartoffeln ist im Keller. Er ist derart abgerutscht, dass Landwirte überlegen, ob man die Knollen überhaupt noch ernten soll. "Für 100 Kilo Kartoffeln gibt es zwischen 1,75 und zwei Euro. Das ist eine Katastrophe", sagt Janssen. Der Landwirt bietet seine Kartoffeln den Händlern an, doch lehnen diese dankend ab. Man könne sie derzeit nicht gebrauchen. Die Qualität ist gut, die Nachfrage nicht. Ein Grund für den Preissturz sei, so Janssen, dass keine Kartoffel mehr nach Russland gebracht werde. Den Markt gibt es nicht mehr. Das Angebot ist riesig, der Ertrag war einfach zu gut.

Richard Janssen spricht sogar von einer Ernte, die beachtlich über dem Durchschnitt liegt. Nun laufen Landwirte in der Regel nicht Gefahr, in Euphorie zu verfallen, wenn man sie auf ihre Erträge anspricht. Für einige gehört Klagen zum Geschäft. Doch gibt es für Janssen keinen Grund dazu, wenn es um die Mengen und Qualität geht, die eingefahren wurden. Seine Erwartungen wurden übertroffen. Etwa beim Weizen. Der Keppelner Landwirt erntet durchschnittlich 7,5 Tonnen Weizen pro Hektar. "In diesem Jahr habe ich 10 bis 11 Tonnen vom Feld geholt", sagt der 50-Jährige.

Doch sind auch beim Weizen die Handelspreise gesunken. Josef Peters (63), Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, weiß immer, was gezahlt wird. "Im vergangenen Jahr wurde der Doppelzentner mit 18 Euro gehandelt", sagt Peters. Derzeit sind es 14 Euro. Auch Peters bestätigt: "Die Erträge sind hervorragend." Nach Aussage des 63-Jährigen hat das Wetter im Nordkreis keine größeren Schäden angerichtet: "Im Rheinland stehen noch enorme Mengen Getreide auf den Feldern. Aber hier ist nahezu alles abgeerntet." Das Thema Wetter kann Peters ohnehin nicht mehr hören. "Wetter hat's immer gegeben - gutes und schlechtes. Wenn das unser einziges Problem wäre, dann hätten wir keins", sagt der Kenner.

Bei den Rüben sieht es derzeit auch hervorragend aus. Zwar werden diese erst später geerntet, doch haben Probebohrungen ergeben, dass sich auch hier kein Landwirt größere Sorgen machen muss. "Das wird bombig. Hier sind Spitzenerträge zu erwarten", prophezeit Peters. Richard Janssen rechnet gegenüber dem Vorjahr mit 20 Prozent mehr. Auch was den Mais betrifft stehen die Vorzeichen günstig. Der Mais stehe hervorragend, so Peters, eine Prognose wagt er nicht. "Abgerechnet wird, wenn das Feld geräumt ist", sagt der Vorsitzende der Landwirte.

Andrea Bahrenberg, Pressesprecherin vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband, bestätigt die Ergebnisse: "Bei der Gerste haben gute Erträge. Der Raps liegt sogar noch zwei Prozent über dem des Spitzenjahres 2013." Allein beim Weizen wird im RLV-Gebiet mit zehn Prozent weniger Ertrag gerechnet. Doch gebe es regional starke Unterschiede, so Bahrenberg. Wer vom Unwetter verschont geblieben ist, konnte mehr ernten. Die Qualität des Getreides sei in diesem hervorragend , so die Sprecherin.

Wenn Richard Janssen unter den Ästen von einem seiner Apfelbäume läuft, macht er sich Sorgen. "Der hängt so voll, der muss eigentlich bald zusammenbrechen", sagt der Keppelner. Dass der Verbraucher sich angesichts der guten Ernteerträge in vielen Bereichen über günstige Preise freuen kann, bestätigt eine Sprecherin von Landgard, einem der größten Vermarkter von Obst. Die Apfelernte sei sowohl von der Menge her, als auch von der Qualität herausragend, so die Sprecherin die betont, dass, wenn es viel gute Ware gibt, die Preise fallen werden.

Auch für Richard Janssen fallen die Preise aufgrund der Kartoffelschwemme. Doch ist es für ihn undenkbar, seine Felder nicht abzuernten. Der Landwirt sagt: "Es gibt so viel Hunger auf der Welt, da kann man keine Nahrungsmittel verkommen lassen."

(RP)
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