Kalkar Kalkars Bürgermeisterin lernt das "Verwalten"

Kalkar · Britta Schulz hat ihre ersten 100 Tage im Amt fürs Lernen genutzt - und dankt ihren Mitarbeitern. Als Chefin des Rats bemüht sie sich um Neutralität, was schon mal die Forum-Leute zu spüren bekommen.

 Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz vor dem Bild des Rathauses, das nepalesische Künstler gemalt haben.

Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz vor dem Bild des Rathauses, das nepalesische Künstler gemalt haben.

Foto: Gottfried Evers

Ihr Büro nach persönlichem Geschmack einzurichten - dazu ist Britta Schulz noch nicht gekommen. Das klassische Mobiliar ihres Vorgängers ist ja auch nicht schlecht, muss sie zugeben, und Geld für eine neue Einrichtung ist im Etat nicht vorgesehen. Die Bilder allerdings möchte sie schon austauschen, um dem Raum mehr eigenen Charakter zu verleihen. Immerhin: Ein neues Gemälde hängt schon über dem Besprechungstisch. Das haben ihr nepalesische Künstler geschenkt, die in Kalkar ausstellten. Das Bild zeigt in starken Farben den Kalkarer Marktplatz.

Britta Schulz vom Forum ist seit drei Monaten die Chefin im Kalkarer Rathaus. Am 21. Oktober hatte sie die Schlüssel vom früheren Bürgermeister Gerhard Fonck (CDU) übernommen mit dem Anspruch, Vieles anders und möglichst besser zu machen. Nach etwa 100 Tagen sind einige Dinge klar: Die neue Leiterin der Stadtverwaltung hat Freude an ihrer Aufgabe, wachsenden Respekt gegenüber den Kollegen (Pensionäre eingeschlossen) und noch viel zu lernen. Schulz sagt es unverblümt: "Ich habe mein Amt erwartungsvoll angetreten, nicht wissend, was da alles auf mich zu kommt, und ich erfahre noch immer Tag für Tag Neues. Wiederholungen und Muster sind jedoch auch zu erkennen: So finden sich jeden Tag zahlreiche Vorlagemappen auf meinem Schreibtisch ein, die ich sichten und unterschreiben muss." Als studierte Agrarwissenschaftlerin, die, nachdem ihre vier Kinder aus dem Gröbsten raus waren, als Seiteneinsteigerin an einer Schule beschäftigt war, hat die Kalkarerin wenig Erfahrung mit dem "Verwalten". Die Büro-Logistik, die typischen Abläufe, Ratsdrucksachen, Niederschriften, doppelte und dreifache Ausfertigungen, Signaturen und Abkürzungen - alles das muss sie lernen.

"Natürlich bin ich auf meine Mitarbeiter angewiesen, die mir erklären, was ich wissen muss. Ich frage viel und kenne ja auch aus der Politik schon eine Menge Themen", sagt die Bürgermeisterin. Außerdem sitze sie natürlich nicht nur im Büro oder laufe durchs Rathaus. "Etwa ein Drittel meiner Zeit bin ich auf Außenterminen."

Auch viel Nettes und Schönes habe sie in dieser ersten Zeit im Amt schon erlebt. "Zum Beispiel war ich kürzlich mal im Stiftsmuseum Wissel, das ich noch gar nicht kannte. Es hat mich sehr berührt, mit welchem Einsatz die Leute vom Förderkreis dieses Kleinod betreuen und wie gerne sie es zeigen." Recht neu fühle sich nun - vom Bürgermeisterstuhl aus - auch die Ratsarbeit an. Die ersten Sitzungen, die Britta Schulz leitete, zeigten, dass sich die Ratschefin bemüht, möglichst neutral zu sein: Auch die Forum-Mitglieder mussten sich schon mal stoppen lassen, wenn Schulz die Debatte allzu ausufernd wurde. "Ich kann ewiges Wiederholen und Nachkarten nicht leiden, das bringt uns nicht nach vorne", sagt sie. Durch ihren "Perspektivwechsel" sehe sie nun manches in anderem Licht, erlaube sich auch, schon mal anderer Meinung zu sein als andere Forums-Mitglieder. Schulz will Ergebnisse erreichen, mit 100 Mitarbeitern und der Ratsmannschaft für die 14 000 Bewohner Kalkars.

Wie wohl jeder Bürgermeister hält Schulz für vorrangig, den Haushalt in den Griff zu kriegen. "Leider fehlt uns wegen des allgegenwärtigen Sparzwangs für große Projekte das Geld", bedauert sie. Dass durch die Rede des Kämmerers, der unter anderem zu bedenken gab, ob sich Kalkar weiterhin drei Grundschulen leisten wolle, seien Themen in die Öffentlichkeit gelangt, um die man sich jetzt nicht mehr drum herum drücken könne. "Die Leute haben Anspruch auf Information. Und die Bürger sind doch nicht blöd, die planen ja auch ihren eigenen Haushalt", meint Schulz. "Jeder sollte ein Interesse daran haben, in einer wirtschaftliche gesunden Kommune zu leben. Ich jedenfalls sehe es als meine Aufgabe an, verantwortungsbewusst mit den Steuergeldern der Leute umzugehen."

Wer mit der Kalkarer Bürgermeisterin sprechen will, kann das bei der Bürgersprechstunde einmal im Monat donnerstag von 16.30 bis 18 Uhr. Eine Kontaktaufnahme über das Vorzimmer ist jederzeit möglich.

(RP)
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