Kleve Nur geringe Resonanz auf Anti-Kleingeld-Plan

Kleve · Ab dem 1. Februar erhalten Kunden keine 1- und 2-Cent-Münzen als Wechselgeld mehr zurück - zumindest, wenn es nach dem Willen des Klever City Netzwerks geht. Große Händler machen da nicht mit.

 Wer den Cent nicht ehrt ... In Kleve sollen bald 1- und 2-Cent-Münzen beim Wechselgeld nicht mehr ausbezahlt werden.

Wer den Cent nicht ehrt ... In Kleve sollen bald 1- und 2-Cent-Münzen beim Wechselgeld nicht mehr ausbezahlt werden.

Foto: Gottfried Evers

Das Vorhaben des Klever City Netzwerks (KCN) unter seiner kommissarischen Vorsitzenden Ute Marks, in der Schwanenstadt das Kleingeld abzuschaffen, hat ein großes Medienecho hervorgerufen. Deswegen lud das KCN gestern erneut die Presse ein, um die Details des Plans zu verkünden, der ab dem 1. Februar in die Tat umgesetzt werden soll - angeblich als erste Stadt in Deutschland. Schon bei der Pressekonferenz wurde deutlich, dass die Resonanz der Klever Händler bislang gering ist. Doch der Reihe nach.

In Kleve sollen die 1- und 2-Cent-Münzen bald der Vergangenheit angehören. Das KCN plant, die Einkaufssumme auf volle fünf Cent auf- beziehungsweise abzurunden. Will heißen: Der Kunde erhält, wenn er bar bezahlt, nach seinem Einkauf nur noch Wechselgeld ab einem Wert von fünf Cent zurück. Das gilt allerdings nur in Geschäften, die an der Aktion teilnehmen. Ebenfalls wichtig: Die 1- und 2-Cent-Münzen bleiben auch künftig in Kleve gesetzliches Zahlungsmittel. "Konsumenten können auch nach dem 1. Februar in Kleve von den Händlern ihr exaktes Wechselgeld verlangen", sagt Ute Marks, die kürzlich geheiratet hat und zuvor Schulze-Heiming hieß. Hintergrund des Plans ist, dass die Händler seit einiger Zeit sowohl für das Beschaffen des Kleingelds als auch für die Einzahlung desselben Gebühren bezahlen müssen. Das KCN ist der Ansicht, dass die 1- und 2-Cent-Münzen auch den Kunden lästig sind. "Mit der neuen Regelung wird das Portemonnaie auch nicht mehr so voll", sagt Klaus Fischer vom KCN. Und auch Wilfried Röth, Vorstandsmitglied der Sparkasse Kleve, würde sich freuen, wenn viele Händler an der Aktion teilnehmen würden. "Wir haben große Mühe mit den kleinen Münzen. Das Münzaufkommen zu verringern, wäre die beste Lösung", sagt Röth.

Ob der Plan gelingen kann, ist derzeit jedoch fraglich. Am vergangenen Freitag hat das KCN nach eigener Aussage mehr als 800 Händler in der Schwanenstadt angeschrieben und sie gebeten, an der Aktion teilzunehmen sowie dem KCN eine Rückmeldung zu geben. "Bislang haben wir 20 Rückmeldungen bekommen. Die meisten davon waren positiv", sagte Marks gestern. Zu den teilnehmenden Geschäften zählen, so Marks, unter anderem Edeka Drunkemühle, das Bettenhaus PSST und das Kunsthaus Elbers. Was bei der Pressekonferenz hingegen kein Thema war: Für die großen Klever Unternehmen ist der Anti-Kleingeld-Plan offenbar ungeeignet.

So wird der Technik-Markt Saturn in Kleve nicht an der Aktion teilnehmen, kündigte auf Anfrage dessen Geschäftsführer Max Ingo Festing an. Auch der Klever Kaufhof wird sich laut Filialleiterin Astrid Vogell nicht beteiligen. Eine Absage erteilen auch Rudolf Swertz, der Geschäftsführer des hagebau-Markts, und die Presseabteilung des Modekonzerns H&M. Die Begründung lautet stets gleich: Die Kassensysteme sind nicht auf das Auf- oder Abrunden ausgelegt. Festing hegt auch grundsätzliche Bedenken: "Das ist vielleicht für den kleinen Einzelhändler umsetzbar, aber nicht für uns. Wir haben am Wochenende zirka 7000 Kunden, durch die Woche rund 3000. Wenn sich aufgrund der wegfallenden Cents Fehlbeträge ergeben, sprechen wir in der Summe von einer jährlichen Differenz von 10.000 bis 20.000 Euro."

(RP)
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