Kleve/Kalkar Immer mehr Einbrüche - Schutzbedürfnis wächst

Kleve/Kalkar · Kripo rät: Bewohner sollen Anwesenheit signalisieren. Einen Einbruch verhindern kann auch die mechanische Sicherung von Fenstern und Türen. Täter geben auf, wenn sie länger als vier Minuten brauchen.

 In 80 Prozent der Fälle hebeln Einbrecher Türen oder fenster auf, um in die Wohnungen einsteigen zu können.

In 80 Prozent der Fälle hebeln Einbrecher Türen oder fenster auf, um in die Wohnungen einsteigen zu können.

Foto: Kemper

Beim Blick auf die Berichte der Polizei, die täglich von der Behörde im Internet veröffentlicht werden, kann einem Wohnungsinhaber Angst und Bange werden. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Fahnder keine Einbrüche melden. Allein seit vergangenem Wochenende verzeichneten die Kriminalbeamten bis gestern elf Einbrüche. Dabei entwendeten die Täter unter anderem aus einem Einfamilienhaus in Kleve einen Tresor mit Schmuck, in Goch schlugen Einbrecher eine Bleiverglasung an einem Reihenhaus in Goch ein und durchsuchten die Räume des Gebäudes, in Kranenburg hebelten Unbekannte an einem Fenster, um in das Haus zu gelangen.

Auch wenn die Einbruchszahlen der Kriminalstatistik für das vergangene Jahr erst in den nächsten Tagen veröffentlicht werden - gefühlt nimmt die Zahl der Einbrüche im Kleverland immer mehr zu. Diese Einschätzung teilt Kriminalhauptkommissar Rudolf Dinkhoff. Der 55-Jährige Kripo-Beamte, der schon mit 16 Jahren in den Polizeidienst eingetreten ist, berät seit nun mehr acht Jahren Bürger im gesamten Kreis Kleve, wie sie sich vor Einbrüchen in ihre Wohnung schützen können. Seine beiden wichtigsten Tipps: Erstens sollten Bewohner immer ihre Anwesenheit signalisieren - auch wenn sie nicht in der Wohnung sind. Dies könne man dadurch erreichen, dass ein Auto vor der Türe stehe, dass mit Hilfe von Zeitschaltuhren das Licht ein- und ausgeschaltet werde, dass man nicht die Jalousien herunterlasse, wenn man vor Einbruch der Dunkelheit das Haus verlasse. Zweitens könnten mechanische Schutzmaßnahmen an Türen und Fenstern für Sicherheit vor Einbrechern sorgen. Dazu gehören laut Hauptkommissar Rudolf Dinkhoff umlaufende Pilzkopf-Verriegelungen oder auch einbruchhemmendes Glas, das nur schwer einzuschlagen sei. Denn immer noch dringen Täter laut dem Experten von der Polizei in 80 Prozent aller Einbrüche durch Fenster oder Türen, die sie aufgehebelt haben, in die Wohnungen ein. Etwa zehn Prozent schlagen eine Scheibe ein. Wie sinnvoll mechanische Sicherungen sind, belegt Rudolf Dinkhoff mit der Statistik: "38 Prozent aller Einbruchsversuche scheitern daran. Man nimmt an, dass Einbrecher, die nicht innerhalb von vier Minuten in eine Wohnung einsteigen können, aufgeben."

Der Berater der Kripo verschweigt nicht, dass mechanische Schutzmaßnahmen Geld kosten. Bei einem Neubau müsse der Hausherr mit etwa zwei Prozent der gesamten Baukosten rechnen. "Erheblich teurer wird es, wenn man nachrüstet", sagt der Kriminalhauptkommissar.

Einbrüche in NRW 2014 – Daten und Fakten
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In der Vergangenheit nehmen immer mehr Bürger das Beratungsangebot der Kripo an. Derzeit müssen Interessenten bei Rudolf Dinkhoff, der dienstags zwischen 17 und 20 Uhr Termine nach Voranmeldung (Telefon 02821 / 5041972) vergibt, mit Wartezeiten von drei Wochen rechnen. Vor allem Bürger, die älter als 40 Jahre sind, fragen ihn um Rat. Von den Ratsuchenden seien die Hälfte selbst schon Opfer von Einbrechern geworden. Die anderen seien durch Presse oder landesweite Aktionen der Polizei ("Riegel vor" oder "Mobile Täter im Visier") sensibilisiert für die Gefahr.

Oft ist der materielle Schaden, den Einbrecher verursachen, nicht das Schlimmste für die Opfer. Noch mehr und nicht selten für lange Zeit leiden sie darunter, wie sehr Fremde in ihren Privatbereich eingedrungen sind. Dauerhafte Ängste quälen die Einbruchsopfer. Ohne psychologische Unterstützung sind diese meist nicht auszuhalten. Ihnen bietet der Opferschutz der Polizei Hilfe.

(RP)
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