Kleve Konzert mit intensiver Musik zum Glücklichsein

Kleve · Es war eines der Konzerte, die gleichzeitig begeistern wie glücklich machen: Beim sechsten Reihenkonzert in der Stadthalle Kleve gab es Klavierquartett auf höchstem Niveau zum "Satt-Hören". Severin von Eckardstein am Klavier, der Kleve bereits von seinem Auftritt beim Klevischen Klaviersommer kennt, musizierte zusammen mit Franziska Hölscher an der Violine, Isabelle van Keulen an der Viola sowie Danjulo Ishizaka am Violoncello.

Als zehnminütige Einleitung und zum "Eingewöhnen" in den Klang der vier Weltklasse-Musiker auf der Bühne gab es den Klavierquartettsatz a-Moll, ein Allegro des sechzehnjährigen Gustav Mahler, in dem unverkennbar dessen geistige Nähe zu Brahms, Schubert und Schumann zum Ausdruck kam. Es folgte Gabriel Faurés Klavierquartett Nr. 1 c-Moll op. 15, das schon zu Lebzeiten des Komponisten als eines seiner Hauptwerke galt. In diesen vier Sätzen gelang besonders die Umsetzung der Kontraste zwischen feiner, kammermusikalischer Diktion auf der einen und einer fast orchestral anmutenden Klangfülle auf der anderen Seite. Die Musiker zeigten zum einen, zu was für einem leidenschaftlichen Tonfall sie fähig sind, wie sie zum anderen die Stimmverflechtung differenziert darlegten. Das Scherzo entfaltete in rhythmischer Verspieltheit und subtil abschattierten Kontrasten zwischen arco und pizzicato eine schöne Leichtigkeit. Ein gelungenes Beispiel für die durchdachte Klanggebung der Ausführenden und für einzigartige Momente des Zusammenspiels erwies sich der langsame dritte Satz, in dem das Thema durch schrittweisen Aufbau der Streicherstimmen aus der akkordischen Klavierbegleitung heraus erwuchs und in Pianissimo-Akkorden mündete, zu denen von Eckardstein wiederum das Kopfthema anstimmte.

Nach der Pause erfuhr die Spielfreude der Musiker noch eine Steigerung mit Johannes Brahms Klavierquartett Nr. 2 A-Dur op. 26. Bewegend im Ablauf, dabei ohne unnötige Hast geriet das ausladende Werk, das mit einer Dauer von einer Dreiviertelstunde den kompletten zweiten Konzertteil füllte. Hochkonzentriert an den Pulten interpretierten die vier Künstler farbenreich und vital die vier Sätze mit einer meisterlichen Transparenz in den Strukturen und einer spannenden Klangdramaturgie in der Wechselwirkung von Klavier und Streichern. Das immer wieder erkennbare Innehalten im musikalischen Fluss durch Aufstauen eines dramatischeren Tonfalls, aber auch Augenblicke wie das ganz ins Piano zurückgenommene, kristallklare Ende eines Satze gehörten zu den schönsten Momenten.

Das Pendeln zwischen bewegenden Momenten mit instrumentalem Feinschliff machte die Qualität dieses spannenden und mit vielen Ausdrucksnuancen beschenkenden Abends aus. Das Klavierquartett begeisterte mit einer berührenden, konzentrierten und höchst wandlungsfähigen Expressivität und Klanggebung. Minutenlanger Applaus galt als Dank für das intensive Musikerleben.

(RP)
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