Bedburg-Hau-Moyland Liebling Moyland

Bedburg-Hau-Moyland · Vor 20 Jahren gab der Baron sein Schloss als Heimstatt für die Sammlung van der Grinten. Das Land NRW zahlte den Museumsbau. Jetzt feiert das Museum Schloss Moyland 20. Geburtstag.

Moyland Kuratorin Dr. Barbara Strieder zieht an einem der schmalen Rähmchen, die in einem Blechkasten verwahrt sind. Das Rähmchen fasst zwei Glasrahmen, in dem ein zartes Bild eingespannt ist, das beidseitig zu betrachten ist - eine Arbeit von Jürgen Brodwolf, die wie viele weitere des Schweizers Künstlers in den zu einer Pyramide gestapelten Kästen zu sehen sind. 2005 hatte Strieder eine Ausstellung in Moyland eingerichtet. Für "Liebling Moyland" stand für sie fest: Beuys oder Brodwolf. "Weil schon so viele Beuys ausgesucht hatten, habe ich gerne diese wunderbare Arbeit von Jürgen Brodwolf ausgewählt", sagt Strieder und schiebt das schmale Rähmchen vorsichtig wieder ins Innere. Es ist eine Arbeit, die den Besucher auffordert, interaktiv zu sein. So wie die ganze Jubiläumsausstellung "Liebling Moyland", die heute Abend im Schloss eröffnet wird.

 Nina Schulze mit Moyland-Lebkuchenherzen

Nina Schulze mit Moyland-Lebkuchenherzen

Foto: Evers Gottfried

"Liebling Moyland" begann im Internet. Museumsdirektorin Dr. Bettina Paust, die jetzt als stellvertretende künstlerische Leitung firmieren muss, weil die Stiftung mit ihr vor Gericht über Kreuz liegt, hat das Museum ins 21. Jahrhundert katapultiert. Nach dem #beuysheute jetzt mit #moylove - und trotz geringer Mittel gelang es den beiden federführenden "Moyländerinnen" Sophia Tuchard und Nina Schulze, das Schloss Moyland zu einem Museum zu machen, das landesweit sehr gut in den sogenannten "sozialen Medien" wie Twitter und Facebook vertreten ist.

 Der Schlitten steht für Beuys - mitten in der großen Ausstellungshalle. Bettina Paust, Ex-Direktorin, die jetzt als stellvertretende künstlerische Leitung firmiert, freut sich über "Liebling Moyland".

Der Schlitten steht für Beuys - mitten in der großen Ausstellungshalle. Bettina Paust, Ex-Direktorin, die jetzt als stellvertretende künstlerische Leitung firmiert, freut sich über "Liebling Moyland".

Foto: eve

"Liebling Moyland" stellt als von Dr. Alexander Grönert trefflich eingerichtete Schau über 80 Werke aus, die von 82 Mitarbeitern des Museums ausgesucht wurden. Grönert hat sie thematisch geordnet und so sortiert, dass die Spannung immer hochgehalten wird. Da präsentieren sich schwere Porträts aus dem 19. Jahrhundert, denen eine zart-leichte Beuys-Version von Leda-und-der-Schwan gegenüber steht, gibt es die straffen Pappelreihen von Johann Peter Heek, die symmetrisch eines der monumentalen Blicke aus einem ehemaligen Atlantikwall-Bunker von Gabor Özs flankieren.

Natürlich besetzt Beuys fantastischer Schlitten die Mitte der großen Ausstellungshalle. Da gehört er auch hin: Die Werke des Schamanen aus Kleve sind das wichtigste Gut des Museums, und sie stellen auch rund ein Drittel der gezeigten Arbeiten.

Jeder Mitarbeiter war in seiner Wahl frei, aus dem Depot oder der Sammlung sein Lieblingsbild auszusuchen. Rund 300 aktive und ehemalige Mitarbeiter wurden angeschrieben, 82 machten mit. Darunter auch der ehemalige Direktor Peter Dering, darunter Stefanie Heckmann, die einstige stellvertretende künstlerische Leiterin, deren Stelle nicht mehr besetzt wurde. Oder die Studentin Laura-Mareen Janssen: Sie wählte ein reliefartiges Modell von Kawamata aus, dessen hölzerne Brücke von der Ausstellungshalle zum Schloss führte. Eine Ausstellung, mit der Paust ein Ausrufezeichen in Moyland setzte. "Liebling Moyland" zeigt einen schönen Überblick über die Sammlung bis hin zu Archivalien, denn auch die durften ausgewählt werden. "Die Ausstellung stellt neben der eigenen Sammlung vor allem die individuelle Wahrnehmung von Kunst in den Fokus", sagt Paust.

Museumspädagogin Nina Schulze trug zur Vorstellung der Schau stolz einen kleinen roten Herzchen-Aufkleber: Den bekommt jeder Besucher an die Hand - er darf damit sein Lieblingsbild auszeichnen, und das Herzchen darunter kleben. Am Ende gibt es noch mehr Lieblingsbilder bei "Liebling Moyland". Nina Schulze bietet am Sonntag, 19. Februar, von 14 bis 16 Uhr eine Offene Kunstwerkstatt. Da kann jeder Teilnehmer eine individuelle Liebesbotschaft auf einem Lebkuchenherz gestalten.

Die Eröffnung ist Samstag, 18 Uhr, im Schloss, es spricht Nicolas Baron von Steengracht, dessen Eltern das Schloss in die Stiftung einbrachten. Das Schloss, das mit seinen romantischen Zinnen einen nicht unbeträchtlichen Teil zum Erfolg Moylands beiträgt.

(RP)
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