Kranenburg-Grafwegen Mit der Kleinbahn durch den Reichswald

Kranenburg-Grafwegen · Von 1917 bis 1945 durchquerte eine Dampflok den Forst vom Pfalzdorfer Bahnhof bis zum Genneper Weg. Eine Erinnerungsstätte wurde an der Endstation im Rahmen eines deutsch-niederländischen Projekts neu gestaltet.

 Am Ende des 2. Weltkriegs wurde die Strecke stillgelegt. 27 Jahre waren hier die Dampfloks mit den Namen "Max" und "Moritz" unterwegs, die Holz- und Kriegsgüter durch den Forst transportierten.

Am Ende des 2. Weltkriegs wurde die Strecke stillgelegt. 27 Jahre waren hier die Dampfloks mit den Namen "Max" und "Moritz" unterwegs, die Holz- und Kriegsgüter durch den Forst transportierten.

Foto: privat

Seit einigen Wochen bietet sich dem Reichswaldwanderer an der Nordwestecke der Abteilung (Jagen) 61 ein neues Bild: Größer und ansprechender wird hier wieder an die einstige Endstation der Kleinbahn erinnert, die von 1917 bis 1945 dem Holztransport zwischen Pfalzdorf und der holländischen Grenze diente, allerdings in den Endjahren beider Weltkriege für militärische Zwecke genutzt wurde. Eine ansehnliche Informationstafel mit einem kurzen Abriss der Bahngeschichte gibt in zwei Sprachen sowie mit einigen Fotos (Lok "Moritz" und Arbeiter) Auskunft über ihren Bau, ihren Weg und ihr Schicksal. Daneben steht eine Holzimitation der Waldbahn-Lokomotive, die - Max und Moritz genannt - als eiserne, Benzol schluckende Dampfrösser die Loren und Kippwagen durch den Busch zogen.

Neu gestaltet wurde der ganze Bereich der Endstation. Diese liegt dicht neben dem Schnittpunkt des C-Gestells (so nennt man die breiteren von der Grenze in Südost-Richtung laufenden Wege) mit dem Genneper Weg. Wo dieser sich mit dem von der B 504 kommenden und nach Grafwegen führenden Kartenspielerweg kreuzt, geht man ihn in Richtung Kranenburg und erreicht nach ca. 1000 Metern, vorbei an einem großen, links liegenden Teich, die einstige Endstation der Bahn.

Vor gut zwei Jahrzehnten errichtete Forstamtmann Werner Kruck mit Hilfe seiner Mitarbeiter hier erstmals eine Erinnerungsstätte. Die Anregung dazu gab ein Bericht des Gocher Stadtarchivars Hans-Joachim Koepp im "Kalender für das Klever Land 1989" S. 119 ff. Forstwirt Heinz Lange in Grafwegen hatte in seinem Schuppen noch ein paar Schienenstücke. Die Geleise wurden, weil für die Bahn 1945 das endgültige "Aus" kam, zum Teil von Bewohnern der grenznahen Dörfer beim Wiederaufbau ihrer zerstörten Häuser als Träger für die neuen Betondecken geholt. Derartige stumme Relikte der Kleinbahn liegen unter anderem im Frasselter Küsterhaus, das früher eine Gaststätte hatte und heute das Pfarrheim beherbergt. Stahl für RM? Damals eine Illusion, zumal die Siegermächte im Ruhrgebiet nicht nur die Produktion von Eisen und Stahl weitgehend konfiszierten, sondern auch viele Maschinen abmontierten, zudem war das Geld wertlos.

Um 1900 standen Bahnen hoch im Kurs. Seit 1865 verkehrten Züge zwischen Kleve und Nimwegen (bis 1991), von 1912 bis 1962 fuhr die "Elektrische" vom Klever Bahnhof bis zur Grenze in Beek. Forstbehörden planten damals schon länger eine Waldbahn zum Abtransport von Holz, doch die kostete einiges. Realisiert wurde das Projekt im Ersten Weltkrieg, das Militär brauchte sie zur Befestigung der Grenze, denn man befürchtete, dass die Engländer durch die neutralen Niederlande sich dem Reich nähern könnten. Gebaut wurde sie 1917 von deutschen Pionieren. Der feste, 16 Kilometer lange Schienenstrang mit einer Spurbreite von 60 Zentimetern verlief vom Pfalzdorfer Bahnhof nördlich an Asperden und Kessel vorbei durch den Reichswald bis zum Genneper Weg. Von dort aus konnte man mit etwa 200 Metern verlegbaren Geleisen rundherum das Holz vor Ort aufladen.

Hinweis: Ein weiterer Text zu dem Thema folgt.

(RP)
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