Kalkar Moyland-Ruine als Farbblock

Kalkar · Das Städtische Museum Kalkar zeigt den Bildhauer Walther Brüx als Maler. Eine bis jetzt kaum beachtete Facette des Mannes, dessen Beuys-Büste berühmt wurde. Die Ausstellung wird Sonntag in Kalkar eröffnet.

 Gesichtslos und doch charakteristisch: Walther Brüx schuf das Aquarell vom viertürmigen Schloss als Farbstudie - zu sehen in der Kalkarer Ausstellung

Gesichtslos und doch charakteristisch: Walther Brüx schuf das Aquarell vom viertürmigen Schloss als Farbstudie - zu sehen in der Kalkarer Ausstellung

Foto: Mgr

Seine Büste vom jungen Beuys ist legendär. Walther Brüx schuf sie 1946. Einen Bronze-Guss, der 1976 vom Ursprungs-Gips gemacht wurde, hat das Klever Museum Kurhaus in seiner Sammlung. Ebenso, wie die Büste von Hanns Lamers, dem Maler aus dem Koekkoek-Turm, bei dem sich Beuys, Brüx, Schoofs, Getlinger, René Block und alle anderen der jungen Nachkriegs-Kunstszene trafen. Hier ist es eine Bronze von 1982, die in Kleve an den Maler aus dem Turm erinnert. Jetzt widmet das Kalkarer Museum dem kaum bekannten Maler Brüx eine Ausstellung.

 Das Selbstporträt zeichnete Walther Brüx 1943.

Das Selbstporträt zeichnete Walther Brüx 1943.

Foto: Matthias Grass

Dr. Hans R. Brenne, der in der 1960er Jahren nur wenige Meter vom Brüx-Elternhaus in Kleve entfernt wohnte, sammelte die Farbmalerei des Klever Künstlers, Kunsterziehers und Ratsherren, des Mitbegründers und langjährigen Vorsitzenden des Niederrheinischen Künstlerbundes. Seine Sammlung zeigt den Brüx der Farbe, der Landschaften, den Maler abstrakter Farbfelder, der sich an Rothko und Albers, an Graubner orientierte, die weltberühmten Farbmaler. Brenne sieht in Brüx Farbfeldern, die sich an der Rändern zu bauschen scheinen, gar eine Vorwegnahme von Gotthard Graubners Farbkissen.

Brüx schuf auch wunderbare Landschaften voll zarter Farbigkeit, deren Staffelung mit hohem Horizont und mit tiefliegender, flimmernder Horizontlinie an den Niederrhein erinnern. Andere Farblandschaften scheinen romantische Schluchten mit Flüssen wiederzugeben. Brenne nennt sie "imaginäre Farblandschaften". Sie seien, so der Sammler, gar keine wirklichen vorgefundenen Landschaften und stünden kurz vor der völligen Abstraktion. Die erreicht der Klever Maler schließlich bei den Farbfeldmalereien, darunter auch Quadrate, wie Albers sie malte oder die Schichtungen Rothkos.

Farblandschaften und Farbfelder sind zwei der vier Schwerpunkte der Kalkarer Ausstellung, die am morgigen Sonntag, 26. März, 12 Uhr im Städtischen Museum Kalkar nach der Begrüßung durch Karl-Ludwig van Dornick vom Verein der Freunde Kalkars von Hans Brenne eröffnet wird. Daneben hat der heute in Kempen wohnende Sammler spannende Industrielandschaften gestellt, in der Brüx in den zartfarbenen Fond des Aquarells Kühltürme oder Autobahnen auf Stelzen stellt, oder auch, wie in "Traum des Spekulanten" von 1971, Hochhausblocks vom Himmel regnen lässt, die sich in die grün-orange-violette Landschaft pflanzen. Bleibt die dritte Kategorie: Schloss Moyland. Brüx hat das Schloss immer wieder "porträtiert", von der fast akademischen Zeichnung bis zum aufgelösten "monolithischen Farbblock" (so Brenne). "Daran erkennt man den Bildhauer, der in der Ruine den skulpturalen Block sieht", sagt der Sammler. Bleiben noch Zeichnungen wie das Selbstporträt von 1943 oder die Feder-Aquarell-Studie der Nicolai-Kirche ohne Turmhelm, die ebenfalls zu sehen sind.

Brenne, der zusammen mit Harald Münzner vom Kulturamt der Stadt Kalkar und Lioba Rochell von den Freunden die Ausstellung eingerichtet hat, präsentiert Teile der empfindlichen Blätter, Dokumente auch in Vitrinen. Wer den Maler Brüx noch nicht kannte, wird in Kalkar fündig und sieht noch eine Facette des Mannes, der nicht nur zum Freundeskreis Beuys gehörte (auch wenn die beiden völlig verschiedene Kunstauffassungen hatten, so Brenne), sondern auch als streitbarer Geist im Rat der Stadt Kleve saß.

Brüx wurde 1917 als Sohn des Klever Bildhauers Gerhard Brüx geboren, lernte bei seinem Vater und studierte anschließend an der Kunstakademie in München. An der Ostfront schwer verwundet konnte er noch während des Krieges sein Studium wieder aufnehmen, erhielt Akademiepreise in München und Prag. Brüx unterrichtete nach dem Krieg an der Gaesdonck, später am Sebus-Gymnasium. Er starb im Alter von 89 Jahren 2006 in Kleve.

(RP)
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