Kleve Träume von Licht im Klever Kurhaus

Kleve · In ihrer Installation "Im Dunkel des Lichts" erzählt die in New York lebende Künstlerin Tara Mahapatra vom Licht und von Träumen, von der Verwandlung. Es ist eine Ausstellung im Rahmen des Projekts "25/25/25" der Kunststiftung NRW.

 Tara Mahapatra vor ihrer Installation.

Tara Mahapatra vor ihrer Installation.

Foto: Gottfried Evers

Es glitzert auf der Wand. Wie Funken blitzen Lichtpunkte auf in einem Meer aus beruhigend plätschernden Wellen. Wellen, die wie mit kurzen Linien gezeichnet auf der Leinwand in der Abendsonne flimmern, aufleuchten. Und wieder verschwinden, um einer Zeichnerin Raum zu geben, die Figuren mit Kohle gezeichnet aufs Blatt wirft, die die pastos auf dem Papier stehende Kohle wieder wegnimmt, so dass zwei liegende Menschen auf einem schlittenähnlichen Gestell erscheinen. Linien entwickeln sich, Wellen, Licht flimmert, blitzt auf und es glitzert auf der Wand.

"In the Dark of Light" (Im Dunkel des Lichts) heißt der 15-minütige Film, der im Mittelpunkt der Installation von Tara Mahapatra im Museum Kurhaus im Rahmen des Projekts "25/25/25" der Kunststiftung NRW steht. Damit feiert die Kunststiftung ihren 25. Geburtstag mit 25 Künstlern in 25 Museen. Dort werden Ausstellungen organisiert, deren Kunstwerke in den Besitz der Museen übergehen. Denn die Kunststiftung möchte mit diesem Projekt auf eine Seite der Museumsarbeit aufmerksam machen, die eben nicht "sexy" ist, wie Dr. Barbara Könches von der Kunststiftung gestern im Kurhaus betonte. "Es geht uns ums Sammeln, um die Bewahrung und Aufarbeitung der Sammlung in den Museen", sagt sie. Zwei Räume hat Mahapatra in Kleve im Obergeschoss eingerichtet. In the Dark of Night zeigt an der Stirnwand den Film, den zwei Diaprojektionen flankieren, die Zeichnungen der in Berlin und New York lebenden Künstlerin auf die Seitenwände projizieren.

Mahapatra setzt sich in ihren jüngsten Arbeiten - Filmen und Zeichnungen - mit Goethes "Versuch, die Metamorphose der Pflanzen zu erklären" auseinander. In seinem "Projekt Westmensch", das zwischen 1958 und 1964 in den Räumen des heutigen Klever Museums entstand, befasst sich Beuys in seinen Skizzenbüchern ebenfalls mit der Metamorphose, deren Deutung er aus Goethes Lehren hergeleitet hat. Also studierte die 44-Jährige für die Klever Arbeit unter anderem im Moyländer Beuys-Archiv Beuys' Projekt Westmensch.

In den danach entstandenen Arbeiten wandeln sich Zeichnungen, dehnen sich aus, verändern sich. Es sind gestisch groß und elegant auf Blatt geworfenen Figurationen, Kreisel. In der neusten Arbeit, die in Kleve gezeigt wird, entwickelt sie den Metamorphosen-Begriff weiter - es geht um Gedanken, um Träume. In diesen Träumen findet Mahapatra Archetypen - wie das fließende Wasser, wie die Lichtpunkte von Photonen. Diese Archetypen würden von einem kollektiven Unbewussten erzählen, zitiert sie den Psychiater C. G. Jung. Zumal, sagt Mahapatra, solche archetypischen Träume, Symbole, Erinnerungen und Empfindungen bei Menschen in aller Welt auftauchen.

Diese sich stets wandelnden Empfindungen setzt sie in den Tuschzeichnungen als Linien und Formen um. Für die Klever Installation hat sie diese Zeichnungen fotografiert und wirft sie als durchlaufende Projektion auf die Wand. Das verdeutliche die Verwandlung, die Metamorphose noch besser, als gehängte Zeichnungen, sagt sie. Aus diesem Zeichnungskanon hat Mahapatra eine Auflage fürs Kurhaus gemacht (á 550 Euro).

Kleve schließt die Trilogie zur Metamorphose ab. Die beiden vorangegangenen Filme sowie weitere Zeichnungen werden in einem anderen Raum gezeigt. Wichtig sei ihr nicht nur der theoretische Überbau, aus dem sich ihre Kunst entwickelt: "Man soll vor allem meine Arbeiten erleben, das Sinnliche, das Schöne wahrnehmen können. Man muss nicht alle Inhalte kennen", sagt sie.

Und so sind in Kleve die drei Videoinstallationen und 40 Zeichnungen als "Werke von zugleich vibrierender Intensität als auch von poetischer Tiefe zu erleben", wie Susanne Figner vom Kurhaus trefflich die Schau, die Sonntag um 11.30 Uhr eröffnet wird, beschreibt.

(RP)
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