Prozess in Köln 32-Jähriger legt aus Frust neun Mal Feuer in Wohnhaus

Köln · Ein Familienvater wurde vor dem Kölner Landgericht verurteilt, weil er neun Mal Feuer in einem Mehrfamilienhaus gelegt hat, in dem er selbst mit seiner Frau und drei Kindern lebte. Seine Motivation: Er war unzufrieden mit seiner Wohnung.

 Justizgebäude in Köln

Justizgebäude in Köln

Foto: dpa, hns wok

Paul H. (Name geändert) ist ein großer, korpulenter Mann mit Glatze, er ist verheiratet und hat drei Kinder. Das Gesicht des 32-Jährigen wirkt aber wie das eines Teenagers. Fünf Monate soll er im vergangenen Jahr seine komplette Nachbarschaft terrorisiert und in Angst versetzt haben, insgesamt neun Mal Feuer in einem Sozialbau in Porz-Urbach gelegt haben — einem achtgeschossigen Haus mit 40 Mietparteien. Paul H. und seine Familie lebten auch in dem Haus.

Seit Donnerstag muss Paul H. sich wegen schwerer Brandstiftung vor dem Kölner Landgericht verantworten. Zwischen Mai und Oktober 2016 soll er Kinderwagen, Fahrräder und eine leer stehende Wohnung in dem Haus in Brand gesetzt haben. Neun Menschen erlitten Rauchgasverletzungen, viele Nachbarn trauten sich kaum noch, in dem Haus zu schlafen, die Polizei gründete eine eigene Ermittlungsgruppe.

Das Motiv für die Taten: Paul H. soll mit der Genossenschaftswohnung — 66 Quadratmeter groß und damit zu klein für seine fünfköpfige Familie und den Hund — unzufrieden gewesen sein. Aus Wut darüber, dass die Genossenschaft ihm keine größere Wohnung anbot, soll der Arbeitslose immer wieder Feuer gelegt haben.

Paul H. geriet zwar schon früh in den Fokus der Ermittler, ihm konnte aber nichts nachgewiesen werden. Eine Polizeibeamtin sagt im Zeugenstand: "Er hat uns gesagt, wie groß seine Angst um die Kinder sei, weil es immer wieder brenne." Den Beamten gegenüber beschuldigte er sogar seine Nachbarn. "Er hat beim Leben seiner Kinder geschworen, nichts mit den Taten zu tun zu haben." Einmal alarmierte H. die Polizei und erzählte von einem unbekannten Mann, den er mit einem Benzinkanister am Haus gesehen habe.

Die Ermittler hatten schließlich Kameras im Haus installiert. Eine Aufnahme zeigte den Angeklagten mit einem Stapel Zeitungen im Hausflur. Kurz darauf brannte es wieder. Bei einer weiteren Vernehmung gestand H. dann alles. Doch am ersten Prozesstag widerrief er sein Geständnis zunächst. Am späten Nachmittag und nach der Vernehmung vieler Nachbarn und Polizeibeamten brach er dann allerdings ein und gab alles zu.

"Es tut mir sehr leid. Es wird nicht mehr vorkommen", sagte er. Das Urteil: ein Jahr und elf Monate auf Bewährung. Paul H. darf das Gefängnis nun wieder verlassen. Er muss 150 Sozialstunden ableisten.

(hsr)
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