Faires Spiel in der digitalen Welt

Köln · Der Kölner Musiker Lando van Herzog setzt sich für mehr Respekt von geistigem Eigentum im Internet ein. Prominente Kollegen wie Yvonne Catterfeld, Till Brönner, die Söhne Mannheims und Mousse T. unterstützen ihn dabei.

 Der Kölner Musiker und Produzent Lando van Herzog in den Gottesweg-Studios. Von dort aus hat er sein Projekt zum Schutz geistigen Eigentums im Internet gestartet.

Der Kölner Musiker und Produzent Lando van Herzog in den Gottesweg-Studios. Von dort aus hat er sein Projekt zum Schutz geistigen Eigentums im Internet gestartet.

Foto: Stephan Eppinger

Herr van Herzog, wie entstand die Idee zum "Project Fair Play"?

van Herzog: Durch ein Thema, das in der Musik- und Kultur- Branche durchaus seit langer Zeit bekannt ist, das aber von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird: Es geht darum, das künstlerische Inhalte im Internet immer mehr ihren Wert als geistiges Eigentum verlieren. Verursacht durch Umsonstversorgertum und Dumping Preise bis zum Nulltarif. So verdient ein etablierter Musiker, dessen Song als Stream verfügbar ist, bei 500 000 Streams gerade einmal 1000 Euro. Meistens läuft es jedoch viel schlechter: Oft hat der Song eines nicht so bekannten Künstlers gerade einmal 5000 Streams. Er verdient dann sage und schreibe zehn Euro mit seiner seiner Arbeit. Wo bleibt hier das Fair Play?

Wie kam es dazu, dass aus dieser Thematik ein Konzeptalbum wurde?

Van Herzog: Ich habe schon vor Jahren festgestellt, dass meine eigene Musik im Internet zwar sehr präsent war, die Zahl der legalen Downloads sich aber schon bald als eher mäßig erwies. Der größte Teil meiner Werke wurde ohne Bezahlung - also illegal - genutzt, was mich existenziell in gefährliche Schieflage brachte. Seither hat sich die Umsonst-Mentalität vieler Musiknutzer noch verstärkt. Fachleuten ist das Problem schon lange bewusst. Mir war es nun wichtig, das Thema außerhalb der Fachkreise bekannt zu machen. Da lag es aus meiner Sicht nahe, dass wir Künstler mit unseren ureigensten Mitteln, nämlich mit Wort und Musik, auf einem Musikalbum offensiv Stellung zu dieser Thematik beziehen und damit eine breite Öffentlichkeit ansprechen.

Welche Prominente sind beim Projekt an Bord?

Van Herzog: Akteure, die ich zum Teil schon vorher gut kannte wie Frank Schätzung, Yvonne Catterfeld, Christoph Maria Herbst, Söhne Mannheims, Ulrich Noethen, Till Brönner, die Prinzen, Joyce Ilg, Marianne Rosenberg, Mousse T., Markus Rehm oder Hella von Sinnen. Alle waren auf Anhieb begeistert und haben zugesagt.

Was ist auf dem Album zu hören?

Van Herzog: "Project Fair Play" ist ein themenbezogenes Konzept-Album mehrerer Künstler, 74 Minuten Spieldauer. 35 Tracks, bestehend aus Ouvertüre und Finale, 17 Songs und 16 Interludes zwischen den Songs. Die Interludes dienen der inhaltlichen Verknüpfung. Die einzelnen Titel stehen nicht isoliert, sondern in einem musikalischen und textlichen Zusammenhang. In der Ouvertüre des Albums spricht eine göttliche Stimme zu hoffnungsfrohen Orchesterklängen der Prager Philharmoniker: "Mein Name ist Mensch ich bin dein Bruder". Diese Worte sind das Leitmotiv unseres Albums. Das Thema reicht vom Fair Play in der Musik bis zu Fair Play im Alltag oder im Sport.

Was hoffen Sie mit dem Album zu erreichen?

Van Herzog: Es gab ja viele Ansätze, das geistige Eigentum in der digitalen Welt zu schützen. Man hat es mit juristischen Maßnahmen versucht, neue Techniken eingesetzt und politisch agiert. Das alles hat keine Veränderung gebracht. Mit dem Projekt wollen wir die Umsonstversorger nicht mit erhobenem Zeigefinger anprangern, sondern versuchen, Bewusstsein für Respekt vor geistigem Eigentum zu schaffen. Wir wollen zeigen, dass Kunst und Kultur nicht vom Himmel fallen, sondern das Ergebnis extrem harter Arbeiter der Künstler darstellen. Wenn die Schöpfer der Werke nicht fair entlohnt werden, sind Kunst und Kultur in ihrer Existenz gefährdet. Dafür müssen wir Bewusstsein schaffen. Das ist unser Ansatz.

Weitere Infos gibt es unter:

http://project-fairplay.com/

(RP)
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