Köln Papa Joe's Jazzlokal feiert 40. Geburtstag

Köln · Der legendäre Laden in der Altstadt wird 40 Jahre alt. Am Sonntag gibt's eine große Parade mit Jam-Session-Party bis tief in die Nacht.

Helge Schneider war schon da, Udo Lindenberg kehrte dort ein, und auch Guido Westerwelle hat sich blicken lassen. Das belegen die Autogramme, die oben auf der Empore hängen, dem Platz, der den besten Überblick bietet, wenn Bands wie die "Jazz Preachers", "Holly´s Hot Six oder die "Red Beans" mit Dixieland, Blues oder Swing für Stimmung sorgen. 360 Tage im Jahr. Seit 1974.

Papa Joe's Jazzlokal, der legendäre Laden am Buttermarkt 37, feiert bald 40. Geburtstag. Am Sonntag, 24. August gibt´s ab 15 Uhr eine große Parade durch die Altstadt, anschließend beginnt in Deutschlands ältester Live-Jazz-Gastronomie eine Jam-Session-Party, die bis tief in die Nacht hinein geht. Was bei Nicht-Insidern vielfach für Irritation sorgt: in der Altstadt gibt es zwei "Papa Joe's". Lokal Nummer zwei folgte 1976, befindet sich direkt am Alter Markt und trägt die Zusatzbezeichnung "Klimperkasten". Die Gäste, die von nah und fern herbei geströmt kommen, schätzen nicht nur den Live-Jazz-Genuss, sondern ebenso die urige Atmosphäre. Auch wenn hier schon längst nicht mehr geraucht werden darf, sind die alten Zeitungen, mit denen die Wände einst tapeziert wurden, von einer sepiabraunen Patina bedeckt. Darüber hängen Poster und Bilder, auf denen Musiker und Gäste des Lokals zu sehen sind, die Lampen waren früher einmal Instrumente, und ein Automat namens "Papa Joke" erzählt Witze. Vorausgesetzt, man hat ein 50-Cent-Stück parat.

Umsonst hingegen ist der Eintritt, und wer hier Konzerte internationaler Jazzer oder Kölner Bands erleben möchte, sollte möglichst keine Erdnuss-Allergie haben. Denn die würzigen Snacks gibt´s hier auf Kosten des Hauses. 72,2 Tonnen der Nüsschen, so wurde anlässlich des Jubiläums errechnet, haben die Gäste in vier Jahrzehnten verspeist. Was in etwa dem entspricht, was zehn extrem stattliche afrikanische Elefantenbullen zusammen auf die Waage bringen würden. Auch sonst ist die Statistik beachtlich: seit der Eröffnung haben bei Papa Joe mehr als 450 Bands über 15 000 Konzerte gegeben. Unter denen, die schon auf der Bühne des 80 Quadratmeter großen Lokals standen, finden sich so prominente Musiker und Combos wie Bill Ramsey, Helen Sachs oder "Duke Ellington's Best". Auch Nordlicht Otto Waalkes hat schon bei einer der vielen spontanen JamSessions mitgemacht.

Gründer "Papa Joe" Buschmann, der inzwischen 89 Jahre alt ist, hat sich aus dem Geschäft zurückgezo -gen, nun wird es von seinen Söhnen Marcus und Hanns weitergeführt. Während sich einiges verändert hat - statt ausschließlich puristischem Old-School-Jazz wird jetzt auch Funk, Soul und Latin gespielt - sind andere Dinge wohltuend gleich geblieben. Zum Beispiel, dass die "Jazz Preachers" dort jeden Mittwochabend spielen - seit 40 Jahren schon. Nun sind sie Senioren, was ihrer Spielfreude aber keinen Abbruch tut. Auch das Hausbräu "Streckes" - ein obergäriges Bier nach eigener Rezeptur - wird dort nach wie vor serviert. Normalerweise kosten 0,4 Liter des "Jazz-Hopfens" 4,80 Euro. Bei der Jubiläumsparty zahlt man dafür aber nur zwei Euro. Weil ein großes Bier vor 40 Jahren zwei Mark gekostet hat.

Jazz-Parade und Jam-Session zum 40. Jubiläum von Papa Joes's Jazzlokal "Em Streckstrump", Sonntag, 24. August, 15 Uhr, Buttermarkt 32 (Altstadt), Tel. 0221 2577931. Sonst täglich geöffnet von 20 Uhr bis 3 Uhr. Mehr Infos: www.papajoes.de

(RP)
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