Prozess am Kölner Amtsgericht Tödlicher Sturz eines Bauarbeiters — Paar vor Gericht

Köln · Die Geschäftsführerin und der Bauleiter einer Abbruch-Firma sollen für den Tod eines Mitarbeiters verantwortlich sein. Der Mann war auf einer ihrer Baustellen im Kölner Gerling-Quartier vom Gerüst gestürzt. Vor dem Amtsgericht startete nun der Prozess wegen fahrlässiger Tötung.

 Die beiden Angeklagten mit ihrem Verteidiger (r.).

Die beiden Angeklagten mit ihrem Verteidiger (r.).

Foto: Claudia Hauser

Maria P. und Ercan K. (Namen geändert) sind seit fast neun Jahren ein Paar, sie haben eine zweijährige Tochter. Und eine gemeinsame Firma, die auf Großbaustellen den Abbruch von Gebäuden durchführt. Im Kölner Gerling-Quartier kam es auf der Baustelle einer Versicherung am Hildeboldplatz am 7. September 2015 zu einem schweren Unfall, den ein Bauarbeiter nicht überlebte.

Die Anklage geht davon aus, dass der Mann aus fast vier Metern Höhe kopfüber von einem Rollgerüst stürzte, als er zum Schichtwechsel hinabsteigen wollte. Er war mit dem Fuß am Gerüst hängengeblieben. Vier Tage später starb er im Krankenhaus. Ermittlungen hatten ergeben, dass am Gerüst ein innenliegender Leiterabgang fehlte, es außerdem keine Klappe gab, durch die die Arbeiter hätten steigen können — um eben nicht über das Gestänge klettern zu müssen, so wie der Arbeiter es getan hat. Das Gerüst war aus Teilen verschiedener Hersteller zusammengebaut, nach Angaben der Staatsanwaltschaft hätten nur Originalteile eines Herstellers verwendet werden dürfen. "Das Gerüst hätte dort so nicht stehen dürfen", sagt die Staatsanwältin am Donnerstag am ersten Prozesstag im Kölner Amtsgericht. Die beiden Angeklagten hätten fahrlässig den Tod des Mannes verursacht.

Maria P., 32 Jahre alt, lässt ihren Verteidiger für sich sprechen. "Die Geschichte hat meine Mandantin sehr getroffen", sagt der. Die Geschäftsführerin, die in der Firma für alles Kaufmännische zuständig sei, habe nicht gewusst, dass an jenem Tag ein Gerüst aufgebaut worden sei. Eigentlich hätten die Demontage-Arbeiten mit einem Bagger beendet werden sollen — der sei aber kaputt gegangen. "Sie hat sich darauf verlassen, dass der Bauleiter vor Ort alles im Griff hat", sagt der Anwalt.

Der Bauleiter ist ihr Mann Ercan K., 44 Jahre alt. Auch er lässt über seinen Verteidiger mitteilen, dass ihm das Unglück sehr leid tue, auch weil er den Arbeiter schon lange gekannt habe. Den Aufbau des Gerüsts habe er aber ausdrücklich verhindern wollen. "Mein Mandant wollte ein Gerüst von einer anderen Baustelle in Bochum haben", sagt der Verteidiger. Das sei aber nicht in Köln angekommen. K. habe zu seinen Arbeitern gesagt: "Lasst das, auf dem Gerüst könnt ihr nicht arbeiten", als er gesehen habe, dass sie das Falsche zusammengesteckt hatten. Er habe die Baustelle dann verlassen und kurze Zeit später am Telefon von dem Sturz erfahren.

Die Amtsrichterin wollte eigentlich auf Zeugen verzichten, nun werden aber Zeugen geladen, die bei der Aufklärung des Falls helfen sollen. Die beiden Angeklagten müssen sich noch in einem weiteren Verfahren verantworten, weil sie Schwarzarbeiter beschäftigt haben sollen.

Der Prozess wird am 8. Mai fortgesetzt.

(hsr)
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