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Krefeld Ärzte gegen 24-Stunden-Schicht

Krefeld · Nach dem Unfalltod einer Helios-Ärztin nach einer 24-Stunden-Schicht fordern Ärzte mehrerer Stationen neue Arbeitszeitregelungen. Der Bezirksregierung Düsseldorf liegt eine anonyme Meldung über Arbeitszeitverstöße vor.

 Helios-Neubau – in mehreren Abteilungen wird am Klinikum inzwischen über neue

Helios-Neubau – in mehreren Abteilungen wird am Klinikum inzwischen über neue

Foto: T. L.

Der tragische Unfall einer Meerbuscher Ärztin des Hülser Helios-Klinikums hat in vielen Abteilungen der beiden Krefelder Krankenhäuser von Helios für neue Diskussionen über die Arbeitsbelastung gesorgt. Mittlerweile wird auf mehreren Stationen unter den Ärzten ein neues Schichtmodell diskutiert. Ziel: Die physisch und psychisch anstrengenden 24-Stunden-Schichten vermeiden.

Wie gravierend die Belastung der Ärzteschaft mittlerweile ist, dokumentiert auch eine anonyme Anzeige bei der Bezirksregierung Düsseldorf, über die unsere Zeitung informiert wurde. Im Kern geht es um den Vorwurf, dass vor allem an Wochenenden die Schichten deutlich länger als 24 Stunden dauern sollen. Durch Visiten und Übergaben sollen Ärzte teilweise bis zu 30 Stunden am Stück tätig sein, heißt es. Die Bezirksregierung Düsseldorf wartet derzeit auf eine schriftliche Stellungnahme von Helios. Die Klinik soll alle Arbeitszeitnachweise vorlegen. "Sie werden nach Eingang ausgewertet. Danach wird mit dem Krankenhaus ein Gespräch zu der Thematik, das heißt der Arbeitszeitgestaltung mit all ihren Aspekten, geführt. Gegebenenfalls werden weitere Unterlagen, zum Beispiel zur Festlegung des Bereitschaftsdienstes, eingesehen", sagte eine Sprecherin der Behörde. Bis gestern waren die Unterlagen nicht eingegangen, teilte sie mit. Aus Sicht von Helios sind die Informationen zur Arbeitszeit bereits komplett an die Bezirksregierung gesendet: "Wir haben umgehend alle angefragten Informationen zukommen lassen und unterstützen die Behörde vollumfänglich", sagte eine Helios-Sprecherin.

Gehaltseinbußen wären die Folge

Helios selbst bezeichnet das Arbeitszeitmodell intern nicht als "24-Stunden-Schicht". Es handele sich um einen normalen Tagesdienst, an den sich ein Bereitschaftsdienst anschließe, erklärte die Sprecherin. Diesen Dienst würden die Ärzte im Haus verbringen. "Nur im Bedarfsfall werden die Ärzte gerufen. Im Durchschnitt beträgt die Einsatzzeit maximal 49 Prozent des gesamten Bereitschaftsdienstes." Für die Ruhephasen stünden den Medizinern Bereitschaftszimmer mit Schlafmöglichkeiten zur Verfügung. "Morgens endet der Bereitschaftsdienst nach der Übergabe an den Tagesdienst. Eine darüber hinausgehende Verpflichtung zur Arbeitsleistung besteht nicht, ist auch nicht gefordert, wird nicht erwartet." Bereitschaftsdienste seien in allen Krankenhäusern trägerübergreifend tarifrechtliche Praxis.

Nach Informationen unserer Zeitung ist die Arbeitszeit von Ärzten nicht nur bei Helios ein Problem: Auch Ärzte anderer Krankenhäuser, mit denen unsere Zeitung sprach, bemängeln die hohe Belastung durch Bereitschaftsdienste. Schichten, die länger als 24 Stunden dauern, sollen vielerorts an der Tagesordnung sein.

Für den Fall, dass die Krefelder Ärzte von Helios auf andere Arbeitszeitmodelle umsteigen, kündigt der Krankenhausbetreiber bereits Gehaltseinbußen für die Ärzte an. Die Sprecherin bestätigte unserer Zeitung, dass andere Modelle zur Disposition stünden — etwa versetzte Dienste oder Schichtdienst, also Früh-, Spät-, Nachtdienst." Beide Modelle würden aber von den Ärzten kritisch gesehen, da sie mit erheblichen finanziellen Einbußen einhergehen.

(RP/jco)
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