Krefeld Der Familienunternehmer

Krefeld · Lutz Goebel, Inhaber der Linner Firma Henkelhausen, wurde jetzt als Nachfolger von Patrick Adenauer zum Präsidenten des 5000 Mitglieder starken Verbands "Die Familienunternehmer" gewählt. Damit ist er Sprachrohr des inhabergeführten deutschen Mittelstands.

Die Probleme von mittelständischen Unternehmen kennt Lutz Goebel aus der täglichen Praxis. Der 56-Jährige hat früher Firmen beraten, ist seit 13 Jahren geschäftsführender Gesellschafter der 235 Mitarbeiter starken Linner Unternehmensgruppe Henkelhausen. "In den vergangenen Jahren haben wir uns immer wieder neu erfunden. Erfinden müssen", sagt er. Firmengründer Arthur Henkelhausen eröffnete 1936 eine Werkstatt für Motoren. Heute bilden Gas-Blockheizkraftwerke den größten Unternehmensbereich. Der Facharbeiter-Mangel ist ein großes Problem. Goebel steuert gegen, indem die Ausbildungsquote in seiner Firma bei 17 Prozent liegt. Das ist selbst im Branchenvergleich Rekord. Durch eine Kooperation mit einer Schule will das Unternehmen künftig frühzeitig geeignete Arbeitskräfte an sich binden. Zwei pensionierte Berufsschullehrer machen schwächere Azubis fit in den prüfungsrelevanten Fächern – auf Kosten des Unternehmens.

Hang zum Klartext

Jetzt wurde Goebel zum Präsidenten des Verbands "Die Familienunternehmer" gewählt, als Nachfolger von Patrick Adenauer, dem Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers. Früher nannte sich der 5000 Mitglieder starke Verband mal "Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Unternehmer". Er vertritt das Rückgrat des deutschen Mittelstands: die inhabergeführten Firmen. Und Goebel, gelernter Diplom-Ingenieur mit Hang zum Klartext, ist sein neues Sprachrohr.

Seine erste Amtshandlung: Er fordert gleich mal die Abschaffung des Soli innerhalb der nächsten sieben Monate. Angesichts der verbesserten Wirtschaftslage macht er sich für eine geringere Steuer- und Abgabenlast für Unternehmen und Angestellte stark – damit der Wachstumsphase nicht gleich wieder die Puste ausgeht.

Bei den Politikern in Berlin haben die Familienunternehmer viele Sympathisanten. "Wir sind halt keine angestellten Manager, die nur bis zur nächsten Vorstandssitzung schielen, sondern dem langfristigen Erfolg des Unternehmens verpflichtet", sagt Goebel. Freilich, mit dem steten Ruf nach Steuersenkungen und einem offenen Bekenntnis zur Ordnungspolitik stieß schon sein Vorgänger Adenauer bei Grünen, SPD und auch der Partei seines Großvaters auf Widerstand; das dürfte seinem Nachfolger nicht anders gehen.

Erfindungen wie den Mindestlohn lehnt Goebel kategorisch ab. Der Unternehmer müsse für seine Firma und seine Mitarbeiter wie für seine Familie sorgen. "Bei uns gibt's ein Gesundheitsprogramm." Außerdem hat er angesichts der Ebbe in der Rentenkasse ein Altersvorsorgeprogramm aufgesetzt, das sogar Lehrlinge nutzen.

Vielen Mitarbeitern fällt der Abschied von Henkelhausen schwer. Goebel beschäftigt sie auch nach dem 65. Lebensjahr weiter. Der Älteste ist mittlerweile 78 Jahre alt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort