Theater in Krefeld Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte

Krefeld · Das Theater zeigt am Freitag eine Kammeroper über einen neurologischen Bericht von Oliver Sacks. Das Publikum sitzt mit auf der Bühne.

 Andrew Nolen ist als Patient Dr. P. der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte. Markus Heinrich als sein Neurologe Dr. S. versucht, die Seelenblindheit seines Patienten zu behandeln. Was wirklich hilft, ist die Musik.

Andrew Nolen ist als Patient Dr. P. der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte. Markus Heinrich als sein Neurologe Dr. S. versucht, die Seelenblindheit seines Patienten zu behandeln. Was wirklich hilft, ist die Musik.

Foto: Matthias Stutte

An Michael Nyman bleibt kein Etikett haften. Der 73-Jährige Brite komponiert mal im Stil Hindemiths, mal einen Popsong für seine Band und ausgesprochen gerne für die Filme von Peter Greenaway. Für "Das Piano", "Der Mann der Friseuse", "Der Kontrakt des Zeichners" und viele weitere Leinwanderfolge hat er die Musik geschrieben. Und er hat einen Erfahrungsbericht des 2015 verstorbenen Neurologen Oliver Sacks vertont. "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" hat morgen, 19.30 Uhr, Premiere im Theater.

 Das Inszenierungsteam: vorne Regisseur Robert Nemack (l.) und musiklaischer Leiter Michael Preiser; hinten das Ausstattungsteam Clement & Sanôu (Pepijn Rozing, l., und Eddy van der Laan).

Das Inszenierungsteam: vorne Regisseur Robert Nemack (l.) und musiklaischer Leiter Michael Preiser; hinten das Ausstattungsteam Clement & Sanôu (Pepijn Rozing, l., und Eddy van der Laan).

Foto: ped

Die Vorstellung ist bereits ausverkauft. Denn für diese Produktion gibt es jeweils nur etwa 150 Plätze. Die Zuschauer dürfen dabei auf der Bühne Platz nehmen. In der Mitte ist eine Drehbühne, auf der sich das Geschehen abspielt. Sieben Musiker und drei Sänger werden das Schicksal von Dr. P zeigen. Der ist von Beruf Sänger, aber er leidet an visueller Agnosie, so genannter Seelenblindheit. Das bedeutet, er kann Gesichter und Gegenstände nicht wiedererkennen und keine sinnvollen Zusammenhänge mehr herstellen. Dennoch gelingt es ihm - zur Verwunderung seines Neurologen Dr. S. - der Unordnung in seinem Kopf eine gewisse Struktur zu geben, weil er jede Tätigkeit mit Musik verknüpft.

"Es ist ein ungewöhnlicher Stoff, eine Oper in Berichtform, die keines der typischen Opernelemente enthält. Und auch die Form ist eine Herausforderung", sagt Regisseur Robert Nemack. Der Berliner hebt das Geschehen auf eine sich drehende Scheibe. Der Zuschauer hat die Akteure im Blick, von allen Seiten und sogar von hinten. "Die Sänger und Musiker müssen über die vollen 70 Minuten hochkonzentriert sein und agieren - ohne Pause. Und das Publikum hat auch mal die Perspektive in den Zuschauersaal", erklärt Nemack. So sind die Perspektiven sehr subjektiv, jeder erlebt den Abend ein bisschen anders, weil nicht zwei genau dasselbe sehen.

Michael Preiser ist musikalischer Leiter des Abends. Er ist fasziniert von seiner "ersten neurologischen Oper". "Sie ist nicht nur ein Stück über Krankheit, sondern auch über Musik. Die Frage ist: Was bleibt uns von den Erinnerungen, wenn die Kraft schwindet, was bedeutet die Musik im Leben?"

Nyman setzt das mit Mitteln der Minimal Music um, strukturell übersichtlicher Musik, vom tonalen Umfang klein. "Aber eingängig", sagt Preiser. Und für Connaisseure gebe es auch reichlich Zitate - zum Beispiel von Schumann.

Die Premiere morgen, 19.30 Uhr, ist ausverkauft. Es gibt Karten für Vorstellungen am 27. Mai, 3. und 24. Juni und 8. Juli. Kartenreservierung unter Telefon 02151 805 125

(RP)
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