Jan Büttner Der Song seines Lebens

Krefeld · Seit vier Jahren läuft das Lied "Waiting In The Wings" der Krefelder Band The Fog Joggers jeden Tag in der Fernsehwerbung. Die Biermarke Bitburger hat gerade erst wieder einen neuen Spot mit dem Song gedreht. Sänger Jan Büttner über das Lied, das immer noch den Großteil seines Einkommens ausmacht.

 Ausschnitt aus dem neuen Bitburger-Spot mit der deutschen Nationalmannschaft.

Ausschnitt aus dem neuen Bitburger-Spot mit der deutschen Nationalmannschaft.

Foto: Bitburger

Vier Jahre - und noch immer läuft "Waiting In The Wings" täglich im Werbefernsehen - jetzt sogar im neuen Spot der Nationalmannschaft für alkoholfreies Bitburger. Wundern Sie sich eigentlich selbst manchmal, Jan Büttner? Schließlich haben andere Werbelieder im Radio eine viel kürzere Halbwertszeit.

Jan Büttner Als wir das Lied 2011 geschrieben haben, ahnten wir nicht einmal, dass das Lied jemals so populär werden könnte. Klar, als die Platte fertig wurde, war "Waiting In The Wings" auch unsere erste Single. Und natürlich hatten wir das Gefühl, dass wir mit dem Lied eine größere Menge von Leuten erreichen könnten. Die anderen Songs unseres Debütalbums waren schließlich eher rotziger. Aber mit so einem Erfolg konnte man nicht rechnen.

Wie kam es dann, dass ein Unternehmen wie Bitburger auf den Song aufmerksam wurde?

Büttner Das wissen wir eigentlich selbst nicht so genau. Ein halbes Jahr, nachdem die Single veröffentlicht war, meldete sich eine Agentur bei unserem Management und fragte, ob wir etwas dagegen hätten, wenn das Lied für eine Bier-Werbung genutzt wird. Die Agentur hat offenbar vorher das Internet durchstöbert auf der Suche nach Songs, die eine Werbekampagne begleiten könnten, dabei auch internationale Künstler ins Visier genommen. Letztlich ist die Wahl dann auf uns als Krefelder Band gefallen. Wir haben aber keine aktive Arbeit geleistet in der Form, das wir uns bei dem Unternehmen angeboten haben. Das kam von alleine.

Was haben Sie denen geantwortet? Gab es bandintern Bedenken?

Büttner Wir haben uns als Band natürlich beraten. Man will ja auch nicht jeden Werbedeal mitmachen, muss für das Produkt stehen. Letztlich haben wir uns dafür entschieden. Die Entscheidung war goldrichtig. Finanziell ist das für uns eine gute Sache.

In Zahlen? Was erhält man für ein Lied, das man einmal geschrieben hat und das immer wieder ausgestrahlt wird?

Büttner Es wird ein Betrag pro Ausstrahlung des Liedes ausgestrahlt, immer auch abhängig davon, auf welchem Sender das Lied ausgestrahlt wird. Der Modus ist kompliziert, wir haben es versucht nachzuvollziehen, es ist uns nicht gelungen. Das Geld teilen wir unter uns auf. Was die Summe angeht: Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich finanziell zu einem Großteil von dem Lied leben kann derzeit. Aber ich weiß auch: Das ist keine Festanstellung. Solange das Lied läuft, ist es für uns wunderbar. Dieser Deal hat uns die Möglichkeit gegeben, die zweite Platte ohne große Abhängigkeit von einer Plattenfirma zu machen, sondern künstlerisch für uns entscheiden zu können, was wir wollen.

Kann Bitburger eigentlich mit dem Lied machen, was es will, oder haben die Fog Joggers Mitspracherecht?

Büttner Jedes Mal, wenn eine neue Kampagne startet, bekommen wir die vorher zu sehen, und es werden neue Verträge geschlossen. Jede Änderung in Bild und Ton wird abgesprochen. Da laufen die Gespräche mit dem Unternehmen sehr gut.

Im neuen Spot von Bitburger ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu sehen, wie sie Sport treibt. Wie ist es, wenn die populärsten Sportler Deutschlands von Deinem Lied begleitet werden?

Büttner Wir registrieren natürlich, dass "Waiting In The Wings" eine Art Fußballsong geworden ist. Die Bitburger-Spots liefen ja auch viel im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft. Wir werden mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht, und "Waiting In The Wings" war der Song, der auf die WM hinführte. Manchmal habe ich bei Konzerten schon im Scherz gesagt: ,Jetzt spielen wir das Lied, das uns zum Weltmeister gemacht hat.'

Sie sind selbst Fußballfan von Borussia Mönchengladbach: Gibt es Kontakt zu Nationalspielern?

Büttner Das nicht, wir sind ja auch bei den Drehs zu den Spots nicht dabei. Aber man merkt schon, dass einzelne Nationalspieler uns als Band wahrnehmen. Max Kruse zum Beispiel, ehemaliger Gladbacher, hat erst vor wenigen Tagen unseren Facebook-Link zur neuen Kampagne geteilt.

Wenn ein Lied einem einen so großeren Erfolg beschert, muss es doch in den Fingern jucken, einen neuen Hit für die Werbung zu schreiben.

Büttner Man muss es realistisch sehen: Letztlich war es absoluter Zufall, dass "Waiting In The Wings" so populär wurde. Für uns ist es auch immer noch ein Albumsong. Wir sind keine Werbekomponisten. Was mich aber reizen würde, wäre ein Lied für einen Film zu schreiben. Durch die Erfahrungen mit "Waiting In The Wings" haben wir da gute Kontakte in die Branche knüpfen können.

Bleibt noch eine Frage: "Waiting In The Wings" - was singen Sie da eigentlich, warum der Titel?

Büttner Das ist eigentlich eine Formulierung aus der Theaterwelt. Die "Wings" im Theater sind die Seitenflügel neben dem Vorhang. "Waiting In The Wings" bedeutet also, dass man auf seinen Einsatz wartet. Die Formulierung habe ich aufgeschnappt und fand sie eigentlich ganz treffend für unsere Situation als Band damals. Die Formulierung passte damals einfach zu uns - und das Lied passt auch heute noch.

SEBASTIAN PETERS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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