Krefeld Ein Aus-Flug über Krefelds Norden

Krefeld · In Hunderten Meter Höhe gleiten Segelflugzeuge ohne eigenen Antrieb nahezu lautlos durch die Luft. Auch Anfänger dürfen gleich beim ersten Mal selbst ans Steuer. Auch wenn ein Fluglehrer den größten Teil der Arbeit übernimmt, ist das für jeden Neuling ein unvergessliches Erlebnis.

Aus-Flug über Krefelds Norden
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Aus-Flug über Krefelds Norden

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Am Wochenende hat bei den Segelfliegern des Aero-Clubs Bayer Uerdingen am Flughafen Egelsberg in Traar der Flugbetrieb 2012 begonnen. RP-Mitarbeiter Martin van der Pütten war dabei, durfte im Beisein von Fluglehrer Marco Dohmen sogar selbst einige Runden durch die Lüfte drehen und berichtet von seinem ersten Flug in einem Segelflieger.

Lange hält sich die Aufregung in Grenzen, von Nervosität keine Spur, obwohl es das erste Mal in so einem kleinen Flugzeug ist. Nach vielen Hinweisen, Sicherheitsinstruktionen und guten Ratschlägen stellt sich kurz vor dem Start in dem schmalen Cockpit doch ein mulmiges Gefühl ein. "Keine Angst, der Fallschirm ist mit dem Flugzeug so verbunden, dass er automatisch aufgeht, nachdem man gesprungen ist", sagt Frank Werthebach. Der Pressereferent des AC Bayer grinst und schließt von außen die Cockpithaube.

Inzwischen wird vorne das Schleppseil angebracht an der SG 505, ein Segelflieger mit zwei Sitzen und 20 Meter Spannweite, der nur 400 Kilo wiegt. Wenige Augenblicke später setzt sich die motorisierte Zugmaschine in Bewegung und schleppt das Fluggerät mit 80 Sachen über die gräserne Rollbahn, bis er langsam abhebt.

Als die Räder den Kontakt mit dem Boden verlieren, ist es auf einmal ganz ruhig. Eine gefühlte kleine Ewigkeit dauert dieser Moment, als der ganze Flieger auf einmal kräftig durchgeschüttelt wird. "Das sind nur einige Irritationen in der Luft, ganz normal", meldet sich von hinten Fluglehrer Marco Dohmen. Anders als in der Fahrschule sitzt der Lehrer im Segelflieger nämlich nicht neben dem Anfänger, sondern dahinter. Ansonsten ist alles absolut vergleichbar. Dohmen hat von hinten alles im Griff, kann den Steuerknüppel und auch die Ruder bedienen.

Die Maschine steigt und steigt, der Höhenmesser hat die 500 Meter gerade überschritten, da wird das Schleppkabel ausgeklinkt. Das Segelflugzeug ist jetzt ohne Antrieb auf sich allein gestellt. Mit jedem Meter, den es an Höhe verliert, kann es 44 Meter weit gleiten. Durch Thermik, warmen Aufwinden, hat der Segler auch die Möglichkeit, langsam kreisend an Höhe zu gewinnen.

Die Aussicht ist atemberaubend, nahezu lautlos gleitet die Maschine durch die Luft, am Boden erkennt man den Flughafen, einen Golfplatz, die Rennbahn und den Elfrather See. "So, jetzt bitte das Ruder übernehmen", sagt Dohmen und meint das auch noch ernst. Beim Segelfliegen darf der Flugschüler schon beim ersten Mal selbst fliegen. "Wir sind so hoch, selbst wenn es mal ein Problem gibt, habe ich so viel Zeit, das Flugzeug abzufangen, da kann nichts passieren", beschwichtigt der Fluglehrer schlimmste Befürchtungen. Also los: Das Ruder nach vorne - und die Maschine sinkt und wird schneller, das Ruder nach hinten - und der Flieger steigt und wird langsamer; eigentlich ganz einfach. Auch nach links und rechts geht es erstaunlich gut, da nimmt Marcus Dohmen hinten einmal kurz seine helfenden Hände weg.

Vorbei ist es mit dem ruhigen Gleiten, der Segler neigt sich, wird kurz durchgeschüttelt. Der Schock sitzt noch tief, da hat Dohmen wieder komplett das Steuer übernommen und alles ist wieder ruhig. Die Minuten in der Luft gehen nun zu Neige. Langsam verliert die Maschine an Höhe, die Häuser und Autos unten werden wieder größer und die Landung ist nur geringfügig holpriger, als bei einem großen Ferienflieger auf der asphaltierten Piste. Alles in allem waren die 15 Minuten ein schöner Aus-Flug über Krefelds Norden.

(ila/jco/top)
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