Krefeld Ein Gastarbeiterkind macht Karriere

Krefeld · Der 36-jährige Rachid Jaghou ist der neue Leiter des Zentralen Gebäudemanagements in der Verwaltung der Stadt Krefeld. Gestern begrüßte Oberbürgermeister Frank Meyer seinen neuen Mitarbeiter mit einem Empfang im Rathaus.

 Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) begrüßte gestern seinen neuen Chef für das Zentrale Gebäudemanagement der Stadt Krefeld - den 36-jährigen Rachid Jaghou (rechts). Der Familienvater lebt in Gellep-Stratum und hat seine ersten beruflichen Meriten in Meerbusch erworben.

Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) begrüßte gestern seinen neuen Chef für das Zentrale Gebäudemanagement der Stadt Krefeld - den 36-jährigen Rachid Jaghou (rechts). Der Familienvater lebt in Gellep-Stratum und hat seine ersten beruflichen Meriten in Meerbusch erworben.

Foto: RP-Foto. Thomas Lammertz

Rachid Jaghou ist jung, ruhig und besonnen, und er ist der Sohn eines marokkanischen Gastarbeiters. Er ist beliebt und ein Familienmensch, und er ist der neue Leiter des Zentralen Gebäudemanagements in der Verwaltung der Stadt Krefeld. Oberbürgermeister Frank Meyer stellte gestern im historischen Ratssaal mit viel Empathie, Humor und einer Menge Vorschusslorbeeren die 36-jährige Führungskraft des oft kritisierten Fachbereichs vor.

In der kleinen Feierstunde waren nicht nur die neuen Kollegen und Vertreter der Krefelder Politik gekommen, sondern auch Wegbegleiter aus der Zeit der ersten beruflichen Station in Meerbusch. Jaghou konnte damals wählen zwischen einer Anstellung beim Multi-Technologiekonzern 3M oder einer in der Stadtverwaltung Meerbuschs. Der zweifache Familienvater entschied sich für die "abwechslungsreiche und herausfordernde"Verwaltungslaufbahn, so Meyer in seiner Ansprache.

Gekommen war auch der 89-jährige Günter Lunkenheimer und seine Frau aus dem benachbarten Lank-Latum. Der Senior und seine Gattin hatten für den Sohn einer marokkanischen Gastarbeiterfamilie schon zu dessen Kindeszeiten stets ein offenes Ohr und begleiteten den jungen Mann bis heute privat und beruflich freundschaftlich und beratend. Lunkenheimer selbst scheint sogar so etwas wie ein Vorbild für den neuen Krefelder Chef des Zentralen Gebäudemanagements zu sein. Lunkenheimer war vor seiner Pensionierung Beigeordneter der Stadt Meerbusch und trug schon Verantwortung fürs Gemeinwesen, als die Stadt Meerbusch noch nicht gegründet war. Im damaligen Amt Lank kümmerte sich Lunkenheimer um die Menschen in den Rheingemeinden Nierst, Ilverich und Langst-Kierst sowie um die Bürger Strümps und Lank-Latums. Auch Claus Klein, sein direkter Vorgesetzter aus sechs Jahren in der Immobilienverwaltung Meerbuschs, war anwesend.

Der Exkurs in Jaghous Privatleben war damit noch nicht zu Ende. Meyer berichtete von den familiären Verhältnissen des 36-Jährigen, der mit fünf Schwestern und einem schwerbehinderten Bruder aufgewachsen ist. Meyer hob die hohe soziale Kompetenz seines neuen Mitarbeiters hervor. Die habe er auch in Diensten der Stadt Düsseldorf nachhaltig unter Beweis gestellt. Im Jahr 2015, als fast täglich Busse voll mit Flüchtlingen angekommen seien, habe er in der Landeshauptstadt mit "kühlem Kopf und heißem Herz" die Probleme gelöst und den Menschen geholfen.

Meyer weiß um die Schwere der Aufgabe in Krefeld. "Ich habe großes Vertrauen in Rachid Jaghou", sagte er gestern und verknüpfte die Äußerung mit einem Scherz. Der 36-Jährige sei ein Charakter, dem man bedenkenlos seinen Hausschlüssel und seine Wohnung überlassen würde, um nach dem Rechten zu sehen. Er - Meyer - fahre übrigens im August in den Sommerurlaub.

Jaghou habe klare Vorstellungen wie das Zentrale Gebäudemanagement trotz der Personalnot strukturell aufgestellt werden sollte. Er weiß, dass die mehr als 1000 Immobilien der Stadt einen großen Vermögenswert darstellten, und sei bereit, die Herkulesaufgabe Schulsanierung für die rund 100 Millionen Euro zur Verfügung ständen, anzupacken. Der Wahl-Gellep-Stratumer sei in der Lage, bei plötzlichen Schadenslagen schnell und unbürokratisch zu handeln. Meyer äußerte noch einen Wunsch: Jaghou möge mehr Transparenz schaffen für die gute Arbeit des Fachbereichs. Der Oberbürgermeister sei es leid, dass seine Mitarbeiter dort von der Politik als unfähig dargestellt würden.

Der so Gelobte gab sich bescheiden, aber selbstbewusst. Er sehe seinen Fachbereich als modernen Dienstleister. In den ersten sechs Wochen habe er viele gute Gespräche mit anderen Fachbereichen und den Kollegen im Zentralen Gebäudemanagement geführt. "Ich danke allen für den tollen Empfang in Krefeld", sagte der 36-Jährige.

(sti)
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