Krefeld-Uerdingen Ende einer Ära - 2016 wird das Bayer-Kreuz überflüssig

Krefeld · Das Bayer-Kreuz als Symbol für mehr als 100 Jahre Industriegeschichte wird ab 2016 nicht mehr gebraucht: Dann nämlich wird Bayer Material Science (BMS), die letzte Bayer-Tochter in Uerdingen, in ein börsennotiertes Unternehmen umgewandelt sein, das nicht mehr zum Bayer-Konzern gehört.

 Noch ist es ein Wahrzeichen von Uerdingen: das Bayer-Kreuz. Ab 2016 wird es nicht mehr gebraucht.

Noch ist es ein Wahrzeichen von Uerdingen: das Bayer-Kreuz. Ab 2016 wird es nicht mehr gebraucht.

Foto: Thomas Lammertz

Petra Kronen, Betriebsratsvorsitzende von Bayer in Uerdingen, ist zuversichtlich, dass das neue Unternehmen in Uerdingen bleibt und weiter gute Jobs bietet, sie weiß aber um die Symbolik dieses Schrittes: "Das Bauchgefühl bleibt: 2016 wird es kein Bayer mehr in Uerdingen geben; das Bayer-Kreuz wird dann nicht mehr gebraucht."

Die Entscheidung von Bayer, sich von Bayer Material Science (BMS) zu trennen, kam für die Belegschaft überraschend. BMS beschäftigt weltweit 16 800 Mitarbeiter, davon 6500 in Deutschland. An den NRW-Standorten sind in Uerdingen 975 Stellen, in Dormagen 1200 und in Leverkusen 2880.

Gestern war in Uerdingen BayerMitarbeiterversammlung: Vor rund 300 Beschäftigten wurde die Entscheidung über den Börsengang erläutert. Der Baytreff war per Video-Leinwand einer ähnlichen Versammlung aus dem Werk in Leverkusen zugeschaltet, wo Bayer-Chef Marijn Dekkers die Strategie erläuterte. "Die Leute waren bei uns eher ruhig und gefasst", resümiert Kronen; Emotionen konnten schon wegen der Videosituation nicht sichtbar hochkommen. "Ich glaube, wir konnten den Mitarbeitern viele Ängste nehmen, wir haben gute Verhandlungsergebnisse erzielt."

Im Kern meint sie den Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis 2020 und eine Garantie für die Standorte in Deutschland. Kronen betont, dass der Börsengang nicht mit einem Verkauf an einen neuen Eigentümer zu vergleichen sei, bei dem ein Unternehmen den Entscheidungen eines Einzelnen unterworfen sei. "Die Geschicke des Unternehmens bestimmt weiter der Vorstand", sagte sie. Abzuwarten bleibe, wie sich die Aktionärsstruktur entwickele. "Wichtig ist: Alles was jetzt mit Bayer verabredet wurde, gilt auch für die Zeit nach dem Börsengang." Zudem sieht die Betriebsratschefin BMS sehr gut aufgestellt: "Das erste Quartal war sehr gut"; Zahlen, Produkte und die Position auf dem Markt stimmten.

Unterm Strich ist Kronen optimistisch, dass der Börsengang BMS am Ende nicht schadet - im Gegenteil: "Ich bin zuversichtlich. Es wird anders, aber nicht unbedingt schlechter." Unruhe gebe es noch bei Mitarbeitern der Bayer-Töchter Bayer Business Services und Bayer Technology Services, die Serviceleistungen für Bayer Material Science übernommen hätten: Dort gebe es Mitarbeiter, die dem BMS- Nachfolger zugeordnet würden; und die wüssten noch nicht sicher, wo sie künftig arbeiteten. Doch auch hier gehe es nicht um Kündigungen, sondern um einen Wechsel an eine neue Stelle.

Alle Betroffenen seien aber über viele Detailregelungen abgesichert - etwa bei der Altersvorsorge, betont Kronen. "So bleiben alle Mitarbeiter ordentliche Mitglieder der Bayer-Pensionskasse."

(RP)
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