Krefeld Kampf dem Lärm

Krefeld · Rainer Pigors ist einer von vielen Krefeldern, die sich über den Lärm des Straßenverkehrs beschweren. Die Stadt hat nun ein Gutachten in Auftrag gegeben, um endlich den lang geplanten Aktionsplan gegen Lärm zu erstellen.

Im Haus von Rainer Pigors wackeln die Wände. Immer, wenn ein Lkw vorbeifährt, bremst und um die Ecke Marktstraße/Frankenring biegt, wird es laut, und die Erschütterungen sind im ganzen Haus zu spüren. Vor kurzem haben die Pigors die Fenster doppelt verglasen lassen, "aber das hilft nur unwesentlich", erzählt Pigors. Die Straße sei ein einziges Flickwerk, sagt der 60-Jährige, der sich mit seinen Sorgen als Anwohner nicht ernst genommen fühlt. "Es ist nicht nur Feinstaub, der die Bewohner beunruhigt. Es ist auch der Lärm, und der wird von den hiesigen Politikern einfach ignoriert!"

"Enorme Belastung"

Marktstraße und Frankenring nutzen viele Lkw-Fahrer als Abkürzung. Um Mautgebühren und Zeit zu sparen, nehmen sie den Weg durch die Stadt, um aus Mönchengladbach zur A 57 und von der A 57 zur A 44 zu gelangen. Pigors: "Die tonnenschwere Lastwagen mit Anhänger sind eine enorme Belastung." Der Lehrer wünscht sich, dass die Anlieger nach Messungen über die tatsächliche Belastung informiert werden — und dass der Schwerlastverkehr durch die Stadt gestoppt wird.

Immer häufiger wenden sich Bürger mit Lärmbeschwerden an die Stadt. Schwerpunkte sind die Ringe und die Wohngebiete entlang der A 57. "Wir wissen, dass die üblichen Werte dort deutlich überschritten werden", sagt Irina Blaszczyk, Abteilungsleiterin für den Fachbereich Umwelt. Eigentlich nur bis Mitte 2008 hatte die Stadt Zeit, einen bereits seit 2001 geplanten Lärmaktionsplan aufzustellen, der Lärm-Schwerpunkte und Maßnahmen dagegen aufzeigt.

Dass dieser noch immer nicht fertig ist, begründet Blaszczyk damit, dass das Eisenbahnamt nicht mitgewirkt habe. "Für den Schienenverkehr liegen uns bis heute keine aussagekräftigen Daten vor." Das ärgert die Stadt, und sie will auch ohne die Daten etwas tun: In der vergangenen Woche hat sie ein Gutachterbüro beauftragt. "Das kommt zwar spät, da geben wir den Bürgern Recht", sagt Baudezernent Thomas Visser, "aber Lärm ist erst seit kurzem ein Thema — und eines, das in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. EU und Bund haben erst jetzt die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, um etwas dagegen zu tun."

Die Arbeitsgemeinschaft "Wölfel und LK Argus" aus Kassel wertet Daten der Bundesverkehrszählung aus dem Jahr 2005 für Krefeld aus. Nach diesem ersten Schritt wird es Mitte nächsten Jahres flächendeckende neue Messungen in der Stadt geben, um den Aktionsplan mit Maßnahmen gegen Lärmbelästigungen zu erstellen. Thomas Visser möchte dabei Anregungen von Bürgern stark einbinden.

Eine mögliche Maßnahme wäre das Aufbringen von so genanntem "Flüsterasphalt". Mitte August wird dieses Lärm mindernde Material auf dem Deutschen Ring von Tannenstraße bis Prinz-Ferdinand-Straße aufgebracht. Danach soll für drei Millionen Euro der komplette Ring erneuert werden. Am 10. September entscheidet der Stadtrat darüber.

(RP)
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