Streit um Fluchtweg Krefelder Gestaltungsbeirat leistet sich peinlichen Eklat

Krefeld · Beim Ortstermin gab es Streit um einen zusätzlichen Fluchtweg auf der Rückseite des ehemaligen "Hauses der Familie" am Lutherplatz. "Die haben sich in die Wolle bekommen wie in einer Bierkneipe", so Geschäftsführer Winkelmann.

 Stein des Anstoßes am Clarenbachhaus: Der aktuelle Blick von oben auf die Rückseite des Gebäudes, in das eine achtgruppige Kita einziehen soll.

Stein des Anstoßes am Clarenbachhaus: Der aktuelle Blick von oben auf die Rückseite des Gebäudes, in das eine achtgruppige Kita einziehen soll.

Foto: CPU

Ein heftiger Streit im Gestaltungsbeirat der Stadt Krefeld hat dazu geführt, dass sich der Umbau des ehemaligen "Hauses der Familie" am Lutherplatz in eine achtgruppige Kita um Monate verzögert. Das berichtet Matthias Winkelmann, Geschäftsführer der "Die Kita Bau GmbH" aus Frechen. Streit beim Ortstermin gab es um einen zusätzlichen Fluchtweg auf der Rückseite des Gebäudes. Die Auseinandersetzung ging so weit, erzählt Winkelmann, dass Mitglieder des Gremiums sich gegenseitig Schimpfwörter an den Kopf geworfen hätten - ein peinlicher Eklat. "So etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt, die haben sich in die Wolle bekommen wie in einer Bierkneipe", sagt der Geschäftsführer.

Konkret ging es um eine Ansicht der Gebäuderückseite, die ausschließlich vom Helios-Parkhaus aus, das direkt hinter dem "Haus der Familie" beginnt, zu sehen sein wird. Für einen zusätzlichen Fluchtweg aus der Tiefparterre muss dort eine größere Ausschachtung vorgenommen werden. Daran störten sich die Experten im Beirat, die der Ansicht waren, die Optik des Gebäudes werde zu sehr verändert. "Dabei wird am Gebäude selber gar nichts verändert, es wird einfach nur Erde weggeschafft", erklärt Winkelmann. "An den Haaren herbeigezogen" und "hanebüchen" sei die ganze Diskussion gewesen, meint er. Zumal die Planung zuvor mit dem Planungsamt bereits im Detail abgestimmt worden sei.

 Die geplante und die aktuelle Ansicht des hinteren Gebäudeteils. Links und rechts sind neue Fluchttüren geplant, für die das Gelände ausgeschachtet wird.

Die geplante und die aktuelle Ansicht des hinteren Gebäudeteils. Links und rechts sind neue Fluchttüren geplant, für die das Gelände ausgeschachtet wird.

Foto: CPU

Weiterer Stein des Anstoßes sei ein Stellplatz für Müllcontainer gewesen. Vorgesehen ist, weit zurückgesetzt von der Straße einen eingehausten Bereich mit Sichtschutz zu schaffen. "Zu nahe an der Kirche", urteilte der Beirat und wollte die Container an der entgegengesetzten Gebäudeseite unterbringen. "Dann hätte man die gesamten Küchenabfälle einmal quer übers Gelände tragen müssen", sagt Winkelmann. In der Kita-Küche soll jeden Tag für 155 Kinder frisch gekocht werden. Am Ende habe sich das Bauordnungsamt über die, sagt Winkelmann, als "nicht fundiert" gewerteten Einwände des Gestaltungsbeirates hinweggesetzt. Die Baugenehmigung liegt nun seit vergangenem Freitag vor - vier Monate später, als geplant, berichtet er. Der Umbau beginnt zeitnah, im Mai und Juni soll der Komplex entkernt und ab Juli, wie Winkelmann es ausdrückt, wieder "neu zusammengesetzt", sprich: kernsaniert, werden.

Größte Kita in NRW

Auf einen Abriss und preiswerteren Neubau habe sein Unternehmen bewusst verzichtet, "da wir die städtebauliche Struktur nicht über Gebühr verändern wollten", sagt Winkelmann. Die neue Kita, die mit acht Gruppen und 1700 Quadratmetern übrigens die größte in NRW sein wird, soll "in der bestehenden Substanz behutsam untergebracht" werden. Das Gebäude, erklärt Winkelmann, stehe nicht unter Denkmalschutz und weise auch keine schützenswerten Details aus. Die sei in einer aktuellen Begehung noch einmal amtsseitig bestätigt worden. Neu gestaltet wird die Optik des Clarenbachhauses.

Krefeld: Peinlicher Eklat im Gestaltungsbeirat
Foto: Puvogel

Die bunten Fensterscheiben an der Westseite können wegen mangelnder Wärmedämmung nicht beibehalten werden. "Dort werden normale Fenster in normalen Fenstergrößen eingebaut, so dass eine Beschattung und Verdunkelung möglich wird", sagt Winkelmann. Er kündigt an, dass das Ordnungsamt wird in der Bauphase "sicherlich von uns hören wird", sollte es zu Problemen mit der Trinkerszene vor Ort kommen. Das Kita-Gelände werde so eingezäunt, dass Unbefugte nicht mehr aufs Gelände, "sondern höchstens noch an den Zaun pinkeln" können. Die beiden Wohnungen im Obergeschoss des Clarenbachhauses werden saniert und sollen vermietet werden. Sie sind separat zugänglich und nicht mit der Kita verbunden.

Der künftige Träger der Kita steht noch nicht fest, ein Sondierungsgespräch dazu findet kommende Woche statt. Die Fertigstellung der Kita ist nun für das erste Quartal 2019 anvisiert.

(RP)
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