Krefeld Krefeld will "Nationales Projekt" werden

Krefeld · Per Dringlichkeitsbeschluss hat sich die Stadt um Fördermillionen vom Bund für das Stadthaus und die Mies-Bauten Haus Lange/ Esters beworben. Chancenlos ist die Stadt nicht: Der Bund bat jetzt um mehr Fotos der Objekte.

 Vision: So stellt sich das Büro A24 von Steffan Robel aus Berlin die Krefelder Promenade auf dem Dach des Südbahnhofs vor. Die Promenade soll ein Spazierweg entlang der Bahnlinie werden.

Vision: So stellt sich das Büro A24 von Steffan Robel aus Berlin die Krefelder Promenade auf dem Dach des Südbahnhofs vor. Die Promenade soll ein Spazierweg entlang der Bahnlinie werden.

Foto: Robel

Krefeld möchte in das Programm "Nationale Projekte des Städtebaus" aufgenommen werden und hofft auf Fördermillionen vom Bund. Per Dringlichkeitsbeschluss hat der Rat Bewerbungen um Fördergeld aus einem 50 Millionen Euro schweren Programm des Bundesbauministeriums auf den Weg gebracht. Konkret geht es um Zuschüsse für die Sanierung des Stadthauses als Baudenkmal des renommierten Architekten Egon Eiermann, um die Sanierung der Häuser Lange/ Esters für das Mies-van-der-Rohe-Jubiläumsjahr 2019 und das Projekt "Stadtterrasse", bei dem vom Südbahnhof bis Forstwald eine Promenade eingerichtet werden soll.

Planungsdezernent Martin Linne ist verhalten optimistisch: Krefeld hat vor allem mit dem Eiermann-Bau und den Häusern Esters/ Lange "Objekte, die deutlich über den lokalen Kontext hinausragen". Verhalten optimistisch macht ihn auch der Umstand, dass der Bund jetzt um weitere Fotodokumentation zu den Mies-Bauten und zum Stadthaus ersucht hat - Krefeld ist also noch im Rennen.

 Magie I: Auch wenn das Stadthaus aktuell fast nur als Sanierungsfall zur Sprache kommt - Modernität und Magie von Egon Eiermanns Entwurf faszinieren Fachleute und Architekturfreunde bis heute.

Magie I: Auch wenn das Stadthaus aktuell fast nur als Sanierungsfall zur Sprache kommt - Modernität und Magie von Egon Eiermanns Entwurf faszinieren Fachleute und Architekturfreunde bis heute.

Foto: Saai

Die Entscheidung sei nicht politisch, sondern fachlich als Verwaltungsentscheidung des Ministeriums gesteuert, erläutert Linne weiter. Mit der Sichtung der Bewerber ist das in Bonn ansässige "Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung" (BBSR) zuständig. Die Eilentscheidung des Krefelder Rates war nötig, weil die Bewerbungsfrist vor der nächsten Ratssitzung am 4. November endet.

Es geht um viel Geld: Für das Stadthaus sind 13,5 Millionen Euro Zuschuss beantragt, für das Terrassenprojekt 1,73 Millionen Euro und für die Miesbauten 630 000 Euro. Bei den Häusern Esters/ Lange ginge es darum, die Häuser nach der letzten umfassenden Sanierung in den Jahren 1998/99 "wieder auf Vordermann zu bringen", erläutert Linne. Ziel: die Museums-Villen für das Mies-Jubiläum 2019 - in dem Jahr wird der 50. Todestag des Bauhaus-Architekten begangen - würdig herzurichten. Linne möchte dabei auch eine der historisch wertvollen Fensteranlagen in den Miesbauten sanieren - die Fenster sind voll versenkbar und kleine bautechnische Wunderwerke. Die neue Stadtterrasse wäre die Initialzündung für die von Forstwald nach Hohenbudberg entlang der Bahn verlaufende "Krefelder Promenade" - Baudezernent Thomas Visser hatte den Plan einmal als "Jahrhundertprojekt" für Krefeld bezeichnet. Der Start ist gemacht: Finanziert aus Mitteln des Programms "Stadtumbau West" (finanziert aus Bundesmitteln) war der Berliner Architekt Steffan Robel als Gewinner eines Gestaltungswettbewerbs ermittelt worden.

 Magie II: Die Häuser Esters und Lange, 2011 fotografiert von Mic Thiemann in einem Film über Mies van der Rohe zum 125. Geburtstag des Weltarchitekten.

Magie II: Die Häuser Esters und Lange, 2011 fotografiert von Mic Thiemann in einem Film über Mies van der Rohe zum 125. Geburtstag des Weltarchitekten.

Foto: MT

Kommt Krefeld zum Zuge, muss die Stadt im Haushalt 2015 entsprechende Eigenmittel bereitstellen - im Falle des Stadthauses stehen 1,5 Millionen Euro in Rede, bei Lange/ Esters 70 000 Euro und bei der Stadtterrasse 196 500 Euro.

Linne betont, dass die Entscheidung über die Fördergelder rein fachlich und nicht etwa strukturpolitisch begründet werden - Krefeld kann also nicht Strukturschwächen wie Finanzprobleme oder hohe Arbeitslosigkeit ins Feld führen und mit Unterstützung aus allgemein-politischen Erwägungen rechnen. Dennoch betont der Dezernent, dass Krefelds Bundestagsabgeordnete - Ansgar Heveling (CDU), Siegmund Ehrmann (SPD) und Ulle Schauws (Grüne) - bei der Bewerbung eine wichtige Rolle spielen: Bislang habe es bei Denkmalfragen - etwa im Falle des Stadtbades - stets eine vorbildliche Unterstützung der Abgeordneten gegeben, eine "parteiübergreifende Standortsolidarität"; die sei sicher hilfreich gewesen.

(RP)
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